AMS-Studie zeigt, wie Ältere bei der Bewerbung diskriminiert werden
Trotz des hohen Fachkräftemangels haben es Ältere am Arbeitsmarkt weiterhin schwer, zeigt eine Studie des Instituts SORA im Auftrag des AMS. Demnach werden Bewerber über 50 Jahre und Langzeitarbeitslose seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen als jüngere Bewerber und welche, die erst kurz arbeitslos sind. Das AMS startet daher eine Werbekampagne, die an Firmen appelliert, sich für Ältere und Personen, die schon länger auf Jobsuche sind, zu öffnen.
Ungleichbehandlung
In der Studie kam es bei 12 Prozent der Bewerbungen zu einer Ungleichbehandlung aufgrund des Alters. Bei 7 Prozent der Bewerbungen fand eine Diskriminierung aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit statt. Trafen beide Faktoren zu, war der Effekt stärker. 45 Prozent dieser Bewerbungen bliebe unbeantwortet.
SORA hatte für das Experiment im Juli und August 800 Bewerbungen auf 400 offene Stellen im Lebensmittel-Einzelhandel und Elektroinstallationsbereich in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland verschickt. Die Idee dahinter: Zwei fiktive Bewerberinnen oder Bewerber, die sich in allen Merkmalen ident sind mit der Ausnahme des Testmerkmals, also dem Alter oder der Dauer der Arbeitslosigkeit, bewerben sich auf dieselbe Stellenausschreibung.
Kopf: Rekrutierungsprozesse reflektieren
"Um den Personalmangel zu lindern, ist man gut beraten, auch die eigenen Rekrutierungsprozesse zu reflektieren", sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf zu den Studienergebnissen. Viele Betriebe seien bereits vorbildlich und haben ein Auge darauf, keine Ungleichbehandlung aufkommen zu lassen, allerdings: "Möglicherweise passieren manche Ungleichbehandlungen ja auch unbewusst", rät der Arbeitsmarktexperte den Personalabteilungen, die eigene Vorgehensweise bei Bewerbungsprozessen zu reflektieren.
Betriebe haben viele Vorurteile
AMS-Vorstandsmitglied Petra Draxl ergänzte: „Sowohl ältere als auch langzeitarbeitslose Personen sind häufig mit Vorurteilen konfrontiert, die mit der Wirklichkeit oft wenig zu tun haben: Ältere seien weniger leistungsfähig, unflexibler oder häufiger krank. Bei Langzeitarbeitslosen fragen sich manche Personalverantwortliche, warum die Person von anderen abgelehnt wurde."
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Wirtschaftskammer hinterfragt Aussagekraft der Studie
Die Wirtschaftskammer (WKO) hinterfragt die Aussagekraft der Studie. Im Umkehrschluss würden die Zahlen bedeuten, dass in fast 90 Prozent der Fälle Ältere sehr wohl zum Gespräch eingeladen wurden, sagt WKO-Sozialexperte Rolf Gleißner.
Es könne schließlich unterschiedliche Gründe geben, warum jemand zuerst zum Gespräch eingeladen werde. Schließlich sollte auch die Altersstruktur im Betrieb ausgewogen sein. "Daraus eine systematische Diskriminierung abzuleiten, geht an den Fakten vorbei", so Gleißner. Er verweist auch darauf, dass die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen zuletzt gesunken ist.
Mehr als 1,14 Millionen Arbeitskräfte über 50
Das AMS verweist darauf, dass in den kommenden Jahren der Arbeitskräftemangel noch zunehmen werde, weil die geburtenstarken Jahrgänge der zwischen 1955 und 1970 geborenen Menschen in Pension gehen und weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigen, die über 50 Jahre alt sind, hat sich seit 1990 verdreifacht. Waren es 1990 rund 375.000, so sind es heute über 1,14 Millionen. Analysen der Arbeitslosenstatistiken zeigen, dass die Arbeitslosigkeit umso länger dauert, je älter man wird.
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Das AMS wirbt in den nächsten Wochen im Fernsehen, Radio und in Zeitungen sowie online für mehr Offenheit bei der Personalsuche. Die Werbung richtet an Unternehmen die Botschaft "Aufmachen statt Zumachen" und fragt "Wie offen sind Sie bei der Personalsuche?". Die Kampagne soll auch helfen, mögliche Vorurteile, mit denen ältere und langzeitarbeitslose Menschen konfrontiert sind, abzubauen.