Wirtschaft

Alpine-Krimi: Persilschein für Spanier nach Energie-Deal

Im Ermittlungsverfahren rund um die Drei-Milliarden-Pleite des Bau-Konzerns Alpine liegt das erste Gutachten des Sachverständigen Gerd Konezny vor. Er hatte im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zu klären, ob sich – salopp gesagt – die spanische Alpine-Mutter FCC die profitable Enkeltochter Alpine Energie kurz vor der Pleite womöglich rechtswidrig unter den Nagel gerissen und damit der Alpine Bau ein Millionen-Vermögen entzogen hat.

Die Ermittler der WKStA ersuchten den Gutachter, folgende Fragen zu beantworten: War die konkrete Abwicklung des Verkaufsprozesses der Alpine Energie wirtschaftlich nachvollziehbar und üblich? War die Vertragsgestaltung geeignet, einen angemessenen und marktüblichen Preis zu erzielen? Wem kam der Verkaufspreis letztendlich zugute?

Dazu muss man wissen, dass die Linzer Alpine Energie (3000 Mitarbeiter, 462 Millionen Euro Umsatz) damals als wichtigstes Asset der Alpine-Gruppe galt. Sie rüstet Telekommunikations-, Verkehrs- und Energienetze aus.

Liquiditätsbedarf

Der Verdacht gegen FCC löste sich in Luft auf. Konezny fand keine Ungereimtheiten.

"Der Verkauf der Aktien der Alpine Energie war bereits vor Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten im Oktober 2012 beabsichtigt", heißt in dem 83 Seiten starken Gutachten. Bereits im Sommer 2012 war der Alpine-Führung offenbar klar, dass es zumindest kurzfristig zu einem Liquiditätsengpass kommen wird. Die Veräußerung sei Teil der Restrukturierungsvereinbarung zwischen der Alpine-Gruppe, ihrer Mutter FCC und den finanzierenden Banken gewesen. Es galt aber auch einen Notverkauf ("Fire Sale") zu vermeiden, um den Erlös nicht massiv zu schmälern. Ende März 2013 wurden dann die Aktien der Alpine Energie nicht direkt der spanischen Alpine-Mutter FCC übertragen, sondern in eine extra dafür neu gegründete österreichische Gesellschaft.

Diese Konstruktion "war eine Forderung der finanzierenden Banken, um sich den Zugriff auf die Aktien der Alpine Energie zu sichern", heißt es im Gutachten weiter. Der Alpine-Gruppe direkt wollten die Banken – über die bestehenden Kredite hinaus – keine weitere Finanzierung mehr gewähren. Durch den Verkauf der gut aufgestellten Tochter sollte die Alpine Bau zur Überbrückung "rasch mit erforderlichen Kapital versorgt" werden – in zwei Tranchen. Als erste Rate bzw. Anzahlung flossen der Alpine – mit Unterstützung der Mutter FCC – 75 Millionen Euro zu.

Die zweite Rate sollte im Zuge des Weiterverkaufs der Alpine Energie von einem Investor lukriert werden. Doch dem Vorhaben kam das Konkursverfahren in die Quere. Zu Beginn des Insolvenzverfahrens wurde der Wert der Alpine Energie mit rund 100 Millionen Euro beziffert. Letztendlich wurde die Alpine-Tochter im August 2013 an den Finanzinvestor Triton verkauft. Der Restkaufpreis kam der Insolvenzmasse zugute. Unterm Strich brachte der Verkauf rund 92 Mio. Euro ein. Übliche Transaktion"Das während des Verkaufsprozesses durchgeführte Bieterverfahren war jedenfalls zur Erzielung eines bestmöglichen Preises geeignet", meint der Sachverständige Konezny. "Die einzelnen Schritte zum Verkauf der Aktien der Alpine Energie (...) sind nachvollziehbar und üblich."

Im Jahr 2006 übernahm der spanische Konzern FCC die Mehrheit am Salzburger Bau-Riesen Alpine. 2010, 2011 und 2012 begab die Alpine Anleihen in Höhe von 290 Mio. Euro. 8000 Anleger zeichneten die Papiere. Mitte Oktober 2012 berichtete das profil über die finanzielle Misere der Alpine. Im November wurde mit den Banken ein Stillhalteabkommen, im März 2013 ein Restrukturierungsplan vereinbart. Teil davon war der Verkauf von drei Assets: Alpine Energie, Hazet und GPS. Der Plan scheiterte, im Juni 2013 gingen die Alpine-Bau und die Holding in Konkurs. Gegen einige Ex-Alpine- und FCC-Manager wird ermittelt. Die Vorwürfe werden bestritten.