Wirtschaft

"Aktien bleiben erste Wahl"

Sündteuer, aber sicher. Nach diesem Motto griffen Ende der Vorwoche Anleger bei deutschen Bundesanleihen zu. Das trieb die Kurse weiter nach oben und die Rendite (Verzinsung im Verhältnis zum Kurs) nach unten. Bei Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit fiel die Rendite zum allerersten Mal unter die Marke von einem Prozent. Die Rendite bei zweijährigen deutschen Papieren rutschte überhaupt leicht ins Minus. Das heißt, dass Anleger am Ende der Laufzeit weniger herausbekommen, als sie bezahlt haben. Schaut auf den ersten Blick kurios aus. In stürmischen Zeiten suchen institutionelle Investoren aber auch Häfen auf, die unrentabel sind, um ihr Geld in Sicherheit zu wissen.

Plakative Zahlen zur Rallye auf den Anleihemärkten: Quer über alle Laufzeiten haben deutsche Bundesanleihen heuer, inklusive anteiliger Zinsen, einen Ertrag von 6,4 Prozent gebracht. Der Frankfurter Aktienindex DAX hat dagegen seit Jahresbeginn rund drei Prozent verloren. "So schlecht sind die Unternehmensergebnisse auf keinen Fall", meint Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. Nach der Anleihen-Rallye sieht sie für das restliche Jahr "bessere Chancen auf der Aktienseite".

Letztes Drittel

In der jüngsten Vergangenheit haben die Aktienmärkte zwar unter den Unsicherheiten über die Entwicklungen der verschiedenen Krisenherde gelitten. Letztlich geht es an den Börsen aber mittlerweile seit fast fünfeinhalb Jahren nach oben. Kann es da überhaupt noch Kursgewinne geben? "Ja", ist Franz Gschiegl, Geschäftsführer der Erste Sparinvest, überzeugt. Die Hausse sei jedenfalls noch nicht zu Ende. Das letzte Drittel, das von Euphorie dominiert wird, fehle noch.

"Für Börse-Nihilisten ist es jetzt natürlich schon zu teuer. Die kaufen aber auch nicht, wenn es mit den Kursen runter oder seitwärts geht", kennt Gschiegl die Verweigerer. Seiner Meinung nach ist es nie zu spät, Aktien zu kaufen. "Bevor ich mir Anleihen mit höheren Zinsen suche, mache ich lieber 80:20, also 80 Prozent risikoarm und 20 Prozent Aktien."

"Im Vergleich zu anderen Anlageklassen bleiben Aktien die erste Wahl", sagt auch Harald Egger, Aktienchef der Erste Sparinvest. Besonders im Vergleich mit risikolosen Staatsanleihen oder zu Unternehmensanleihen mit sehr guter Bonität seien Aktien nicht überteuert. An asiatischen Börsen ortet Egger bessere Chancen als an europäischen, von den Branchen gefällt ihm Technologie gut. "Wenn ich ganz mutig bin, kaufe ich russische Aktien", sagt Gschiegl.

Beim Asset Management der Großbank HSBC setzt man – anders als bei der Erste Sparinvest – mehr auf Europa. Die HSBC-Vermögensmanager nutzen gerade die niedrigeren Kurse, um einen Teil der erst im vergangenen Monat abgebauten Aktien wieder zurückzukaufen. Mit der Aufstockung der günstig bewerteten europäischen Aktien sind diese in den HSBC-Musterportfolios wieder übergewichtet.

Wer nicht zocken, sondern veranlagen will, sollte Zeit zum Durchhalten haben. Dann sollte ein Aktieninvestment Erträge abwerfen, die die heimische Teuerung deutlich übertreffen. In den 2010er-Jahren etwa brachte ein Weltaktienkorb bisher einen jährlichen Ertrag von 13,4 Prozent. Die Inflationsrate machte in dieser Zeit 2,3 Prozent pro Jahr aus. Im Jahrzehnt davor brachte das Aktieninvestment allerdings leichte Verluste ein.

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