Wirtschaft

Airlines reagieren auf Ukraine-Konflikt, Piloten warnen

Der Flughimmel über der Ukraine wird leer. Immer mehr internationale Airlines umfliegen die Ukraine. Das ist auf der Flugplattform Flightradar24 ersichtlich. Die Lufthansa-Gruppe inklusive AUA überfliegt die Ukraine schon seit Längerem nicht mehr. Die Krisenregion wird nördlich oder südlich umflogen, oder in Richtung Skandinavien weiter östlich über Russland.

Die Ukraine wird allerdings nach wie vor direkt angeflogen. Derzeit hat der Lufthansa-Konzern 47 Flüge  pro Woche im Programm. Die AUA fliegt insgesamt 14 Frequenzen pro Woche nach Kiew, Lemberg und Odessa. Das Krisengebiet im Osten der Ukraine wird dabei nicht überquert. Der AUA-Abendflug am Sonntag nach Kiew wurde jetzt auf den Morgen verlegt, sodass die AUA die Ukraine nur noch untertags anfliegt.

Die AUA hat bereits vor einigen Wochen den Night-Stopp für die Crews in Kiew ausgesetzt. Der Flugplan wurde laut Sprecherin so angepasst, dass die Piloten und Flugbegleiter nicht mehr übernachten müssen.

Man beobachte die politische Entwicklung sehr genau und intensiv, sagte eine AUA-Sprecherin gegenüber dem KURIER. Eine Entscheidung über einen möglichen Flugstopp ist im Konzern noch nicht gefallen.

Die Pilotenvereinigungen und Gewerkschaften sorgen sich bereits um die Sicherheit. Zu gut ist noch der Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges MH17 über Ostukraine in Erinnerung. Die KLM-Maschine war von Amsterdam nach Kuala Lumpur unterwegs, 298 Menschen starben. Das Flugzeug wurde, ergaben die international geführten Ermittlungen, von einer aus Russland stammenden Luftabwehrrakete getroffen.

KLM fliegt die Ukraine seit dem Wochenende nicht mehr an. Auch Norwegian meidet den ukrainischen Luftraum.

Situation ähnlich wie 2014, Piloten warnen

Die Pilotenvereinigungen warnen bereits eindringlich wegen Sicherheitsbedenken. Die für die Luftfahrt zuständige Gewerkschaft vida fordert, dass in der Risikobewertung von Flügen in die Ukraine bzw. bei Überflügen „keine wirtschaftlichen Interessen mit einfließen dürfen“. Die Sicherheit von Airline-Mitarbeitern sowie von Passagieren müsse oberste Priorität haben.

Sollten bei einzelnen Fluglinien trotzdem wirtschaftliche Gründe im  Vordergrund stehen, „so muss der Staat entsprechende Risikowarnstufen und Beschränkungen erlassen“, betonen die vida-Luftfahrt-Experten Daniel Liebhart und Anton Fuszko. Die heutige Situation weise viele Parallelen zum Jahr 2014 auf, als MH-17 abgeschossen wurde.

 

Ukraine fürchtet Isolation

In Kiew sorgt sich die Regierung, dass das Land  von den internationalen Airlines nicht mehr angeflogen und isoliert werde.

Die Regierung in Kiew rät derzeit von Flügen über das Schwarze Meer ab. Diese Empfehlung gelte von Montag bis Samstag, teilt die ukrainische Luftverkehrsbehörde mit. Als Grund nannte die Regierung ein geplantes Marinemanöver Russlands auf dem Schwarzen Meer, welches im Januar angekündigt wurde.

Ungeachtet dessen will Kiew den Luftraum über der Ukraine aber weiterhin offen halten: In einer außerordentlichen Sitzung hatte die Regierung beschlossen, mehr als 16,6 Milliarden Hrywnja (520 Millionen Euro) bereitstellen, um in der aktuellen Krise den Flugverkehr in ihrem Luftraum zu gewährleisten.

Keine Versicherungsdeckung

Die Versicherungen haben nämlich bereits Deckungszusagen für Flüge  im ukrainischen Luftraum aufgehoben, teilte die  Airline Ukraine International (UIA) mit.  Die ukrainische Skyup Airlines musste zuvor laut FAZ einen Urlauber-Rückflug von Madeira nach Kiew abbrechen, weil die Versicherer keinen Deckungsschutz für Flugzeuge im Luftraum abgeben wollten.  Die Leasinggeber hätten die Rückkehr von gemieteten Maschinen in die EU gefordert, UIA müsse daher fünf Flugzeuge nach Spanien überstellen. Zwei der insgesamt 25 Flugzeuge wurden zur Wartung nach Belgrad gebracht.

Die meisten Flugzeuge der ukrainischen Airlines sind von westlichen Leasing-Unternehmen gemietet. Ohne Versicherungsdeckung wären Unfälle nicht abgesichert, daher wollen die Leasingfirmen ihre Maschinen zurück bzw. auf westlichem Boden.

Generell ist die Angelegenheit von allgemeiner Bedeutung, denn nach Luftfahrt-Versicherern könnten auch andere Sparten folgen. Beispielsweise sind auch Lokomotiven und Waggons sowie Lastwagen, Busse und Autos versicherungspflichtig. Sollten die Assekuranzen auch hier am Deckungsschutz rütteln, könnte dies erhebliche Probleme für die Konnektivität der Ukraine bringen. Wenn kein Versicherungsschutz besteht, dann darf beispielsweise ein Fahrzeug nicht im Straßenverkehr verwendet werden. Leasinggeber könnten dann die Einfahrt in die Ukraine untersagen.