Wirtschaft

Air Berlin: "Wir haben nur einen Schuss"

Der Münchner Stefan Pichler, der Anfang Februar den Österreich Wolfgang Prock-Schauer als Chef bei Air Berlin ablöste, ist ein Mann klarer Worte. „Wir haben nur einen Schuss. Das ist der letzte Exit“, ließ Pichler bei einem Abstecher nach Wien keinen Zweifel an der kritischen Lage der schwer angeschlagenen Airline-Gruppe. Die arabischen Partner „haben sehr viel Geld investiert und keine Fortschritte gesehen“.

800 Millionen Euro hat Etihad bereits an Darlehen in Air Berlin gesteckt und die Airline in den vergangenen Jahren vor dem Grounding bewahrt. Die Abu Dhabis sind allerdings nicht mehr bereit, noch mehr Kapital zu vernichten. 2015 wird Air Berlin „immer noch Geld verlieren“, aber das Ergebnis um 300 Millionen Euro verbessern. Gelingt das, könnte Air Berlin 2016 operativ schwarze Zahlen schaffen. Im Vorjahr flog Air Berlin mit 377 Millionen Euro den bisher höchsten Verlust seit Bestehen ein, das Eigenkapital ist negativ.

Vorteil NIKI

Ein Asset der Gruppe ist die Österreich-Tochter NIKI mit derzeit 23 Flugzeugen. Die Stückkosten der von Niki Lauda gegründete Airline sind um 13 bis 15 Prozent niedriger als bei der Mutter. Air Berlin wiederum fliegt zwar um 26 Prozent kostengünstiger als die Lufthansa, ist „aber viel teurer als Ryanair oder Turkish“, rechnet Pichler vor.

Weshalb er NIKI und den Standort Wien aufwerten will. Die Tochter, die im Vorjahr 4,9 Millionen Passagiere (plus zehn Prozent) beförderte und Gewinne erwirtschaftet, soll acht bis zehn zusätzliche Flugzeuge bekommen. Genau will sich Pichler noch nicht festlegen. Die Marktanalyse für die gesamte Gruppe wird erst Juni fertig.

NIKI wird allerdings nicht auf der Langstrecke starten, sondern weiterhin auf der Kurz- und Mittelstrecke bleiben. Mit dem Schwerpunkt auf touristischem Verkehr. Als Beispiel nennt Pichler die Griechenland-Destinationen, „dafür ist Air Berlin zu teuer“. Die Kostenstruktur von NIKI sei jedenfalls „ein Garant für Wachstum, die müssen wir uns erhalten“.

Pichler will mit NIKI auch den Nachbarschaftsverkehr mit Deutschland stärker bedienen. Dafür sind allerdings Verhandlungen mit den wesentlich besser verdienenden Air-Berlin-Piloten notwendig. Laut einer konzerninternen Vereinbarung darf NIKI nur 30 Prozent der Strecken zwischen Österreich und Deutschland abdecken. NIKI-Crews arbeiten jedoch bereits auf Flügen der Berliner Mutter.

Arbeitskämpfe mit den Piloten, wie sie die Lufthansa wegen des Billig-Konzepts Wings ausficht, hofft Pichler zu vermeiden: „Wir können die Firma nur gemeinsam sanieren und nicht, wenn einer dem anderen die Rübe einhaut. Sozialkonflikte können wir uns nicht leisten“.

Tickets bisher zu billig verkauft

Über Fehler seiner Vorgänger will Pichler nicht reden. Als größtes Problem ortet er jedoch, „dass wir trotz guter Auslastung Tickets zu billig verkaufen. Wir dürfen die Flüge nicht im November schon für Ostern billig zuknallen, sondern müssen Kapazität für die Spitzenzeiten vorhalten“. Das heißt: Bei großer Nachfrage sollen die Tickets teurer werden. Seit Dienstag gilt das neue Preissystem. Die billigsten Tickets (ohne Gepäck) kosten 44 Euro, die Passagiere können Zusatzleistungen dazu kaufen.