Acht Verdächtige in Causa Bilfinger
Von Kid Möchel
In der mutmaßlichen Bestechungsaffäre um die Österreich-Tochter des Mannheimer Baukonzerns Bilfinger, vormals Bilfinger Berger, dürfte sich der Tatverdacht verdichtet haben. Nicht nur die Anklagebehörde in Landshut, Deutschland, ermittelt, sondern auch die Staatsanwaltschaft Wien führt unter der Aktenzahl 712 St 5/11b ein eigenes Strafverfahren. „Es gibt mittlerweile acht Verdächtige“, bestätigt Staatsanwältin Nina Bussek dem KURIER. Dem Vernehmen nach zählen dazu: Rudolf K., Bernd K., Rainer S., drei ehemalige Manager der Niederlassungen in Wien, Budapest und Bratislava, und der frühere ungarische Mitarbeiter Tamas F. Aber auch Firmen sind darunter. Der Verdacht: Bestechung und Untreue bei drei Bauprojekten in den Jahren 2006 und 2007, welche die Wiener Dependance in Ungarn und in der Slowakei abwickelte. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten. Den mutmaßlichen Untreue-Schaden beziffert Staatsanwältin Bussek mit etwa 4,5 Millionen Euro.
Drei Großprojekte
Bereits Mitte Oktober 2012 waren umfangreiche Hausdurchsuchungen in vier Ländern durchgeführt worden, aber nicht nur bei Bilfinger, sondern auch beim Wiener Konsortialpartner Porr AG. Dabei wurden Korrespondenz, Projektkalkulationen und Computer beschlagnahmt. „Es wurde ein Sachverständiger bestellt, der die Unterlagen jetzt auswertet“, bestätigt Bussek. Doch das Gutachten dürfte erst in einigen Monaten vorliegen.
„Es gibt einen erhärteten Verdacht“, meint hingegen Bilfinger-Sprecher Sascha Bamberger im Gespräch mit dem KURIER. „Wir haben eigene Ermittlungen angestellt und uns dann von diesen Personen getrennt.“ Ob Schadensersatzansprüche im österreichischen Strafverfahren geltend gemacht werden, hänge vom Ausgang der internen Untersuchung bei Bilfinger und den Ermittlungen ab. Die Österreich-Niederlassung sei indessen umgebaut worden und hat seit Jänner 2013 einen neuen Chef.
Ausgelöst wurden die strafrechtlichen Untersuchungen durch die Anzeige eines früheren Mitarbeiters der Innenrevision, wie Bamberger bestätigt. Laut Ermittlungstenor sollen die Bau-Aufträge mittels „Schmiergelder“ akquiriert und diese dann als Art „sonstige Kosten“ in die Projektkalkulation eingerechnet worden sein.
Die Verdachtsfälle betreffen den Bau von mehreren Stationen und Wendewerken der Budapester Metrolinie 4, die Autobahnstrecke M6 Tolna (Dunaujvaros-Szekszard) und ein internationales Trade Center in Bratislava. Indes will die Porr AG keine Stellungnahme zum Verfahren abgeben, da sich „die Vorwürfe gegen Personen richten, die nicht bei Porr beschäftigt sind“.