Lufthansa-Piloten streiken erneut
Von Simone Hoepke
Der Zeitpunkt ist wohl kein Zufall: Ausgerechnet vor Ende der bayerischen Sommerferien proben die Lufthansa-Piloten in München den Aufstand. Am Mittwoch werden am zweitgrößten deutschen Flughafen rund 160 Lufthansa-Maschinen nicht abheben – betroffen sind voraussichtlich auch vier Wien-Verbindungen. Die Kapitäne streiken von 10 bis 18 Uhr – und verleihen so ihren Tarifforderungen Nachdruck. Zum „völligen Unverständnis“ einer Lufthansa-Sprecherin. Der Arbeitskampf treffe erneut unbeteiligte Fluggäste und sei gezielt auf das nahende Ferienende gerichtet. Es ist der dritte Ausstand in nur zwei Wochen.
Treffen wird der Streik nicht zuletzt die Lufthansa selbst. Erstmals fallen lukrative Langstreckenflüge aus – voraussichtlich bis zu 15 Destinationen. Damit verbrennt das größte Luftfahrtunternehmen Europas zur Unzeit Geld. Denn die Lufthansa fährt gerade einen strikten Sparkurs. Dieser ist auch der Grund für den Konflikt mit dem Cockpit. Denn die 5400 Kapitäne kämpfen für die Beibehaltung ihrer betriebsinternen Frührente.
Kampf um Frührente
Bisher konnten Lufthansa-Piloten ab 55 Jahren in Frührente gehen und nutzten diese Möglichkeit im Durchschnitt mit 59 Jahren. Das Management hält das alte System nicht länger für finanzierbar, will das Antrittsalter schrittweise auf 61 Jahre anheben und hat den entsprechenden Tarifvertrag Ende 2013 gekündigt. Die Folge: Seinerzeit bereits angestellte Kapitäne erhalten diese Frührente noch bis 2016 unter der alten Bedingung. Berufsanfänger gehen dagegen leer aus, bis es eine neue Einigung gibt. Die Gewerkschaft Cockpit pocht auf Gleichbehandlung und verweist auf lange Flüge und Nachtschichten, die an der Gesundheit nagen.
Am Gewinn nagen auf jeden Fall die Flugausfälle. Allein der dreitägige Ausstand im April legte 3800 Flüge lahm und verbrannte nach Konzernangaben 60 Millionen Euro Gewinn. Der jüngste Streik wird weitere zwei bis vier Millionen Euro operativen Gewinn verheizen, so erste Schätzungen des Luftfahrtanalysten Dirk Schlamp von der DZ Bank. Dabei handelt es sich allerdings nur um direkte Belastungen. Schlamp: „Ein weiterer Negativeffekt dürfte sein, dass Fluggäste aus Angst vor neuen Lufthansa-Streiks verstärkt andere Airlines buchen.“ Die Aktie der Lufthansa büßte im Tagesverlauf bis zu 2 Prozent an Wert an.
Lufthansa-Chef kündigt neues Angebot an
Indes will die Lufthansa im Tarifstreit auf ihre Piloten zugehen. "Wir werden den Piloten ein konkretisiertes Angebot vorlegen. Daran werden wir nun arbeiten", sagte Konzernchef Carsten Spohr am Dienstagabend auf einer Firmenveranstaltung. Das überarbeitete Offert soll Anfang nächster Woche vorgestellt werden - und sich, an der Gewerkschaft vorbei, direkt an die Beschäftigten richten.
Es handle sich dabei nicht um eine neues Offert, sondern es würden zusätzliche Details des bisher nur an die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) gesandten Angebots genannt, erläuterte die Fluggesellschaft. Die Gewerkschaft hatte die Verhandlungen im August abgebrochen.