Wirtschaft

Acht Fragen zum Griechenland-Urlaub

Da ist sie wieder, die "Was-wäre-wenn-Frage". Angesichts der zugespitzten Schuldenkrise sind viele Griechenland-Reisende verunsichert und fragen sich, welche Folgen eine mögliche Staatspleite oder gar ein "Grexit" auf ihren Urlaub hätte. Schließlich beginnen in zweieinhalb Wochen die Sommerferien und Griechenland zählt auch heuer zu den Top-Badedestinationen der Österreicher.

Die Buchungslage sei ungeachtet der politischen Krise hervorragend, melden Reiseveranstalter. Last-Minute-Anbieter Restplatzbörse verzeichnet bisher ein Buchungsplus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von den rund 10.000 Buchungen, die in den vergangenen acht Wochen bei der Restplatzbörse getätigt wurden, führten die meisten (25 Prozent) nach Griechenland. Der KURIER fasst die wichtigsten Fragen für Hellas-Urlauber zusammen.

Wie ist die aktuelle Lage auf den Ferieninseln?

Reiseveranstalter und Urlauber vor Ort berichten von keinen gröberen Problemen. Auch Geldautomaten spucken normal Geld aus. "Ich habe überhaupt keine Beobachtungen gemacht, die mich schrecken würde. Ich habe mich gut gefühlt, es war alles vorhanden", berichtet etwa Verena Pronebner, Juristin des ÖAMTC, die kürzlich einen Urlaub auf Kreta verbrachte.

Könnte es zu Problemen mit der Bargeldversorgung kommen?

Kann Griechenland seine Schulden nicht mehr bedienen, müssten wohl Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden, sind sich Experten einig. Die Bargeldausgabe an den Geldautomaten wird dann limitiert, etwa auf 100 pro Tag wie zuletzt auf Zypern. Reisende sollten daher auf alle Fälle genügend Bargeld mithaben, empfiehlt Peter Kolba, Rechtsexperte vom Verein für Konsumenteninformation. "Es kann sich hier wirklich niemand vorstellen, dass die Bankomaten kein Geld mehr ausspucken", sagt Gerd Dückelmann-Dublany, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Athen.

Funktionieren bei Kapitalverkehrskontrollen Kreditkarten?

Kreditkarten sollten in jedem Falle funktionieren und auch akzeptiert werden.

Kann man auch nach einem "Grexit" noch in Euro bezahlen?

Niemand weiß genau, wie und in welchem Zeitraum eine Rückkehr zur Drachme in der Praxis erfolgen könnte. "Ich gehe aber davon aus, dass die Griechen weiterhin Euro nehmen werden", meint Kolba. Der Euro werde dann sogar begehrt sein und in jeder Taverne gerne genommen werden. Durch die erwartete Abwertung der neuen Währung gegenüber dem Euro könnte e es für Touristen billiger werden.

Welche Auswirkungen hätte ein Wechsel vom Euro zum Drachme auf Pauschalreisende?

"Ich sehe für unsere Gäste keine Auswirkungen, die Preise in Euro gelten weiterhin, ob Griechenland aus der Eurozone austreten wird oder nicht", sagt Kathrin Limpel, Pressesprecherin von TUI Österreich. Einige Reiseveranstalter haben sich durch so genannte "Drachmen-Klauseln" gegen Währungsrisiken abgesichert. Im Ernstfall müssten also die Hoteliers die Mehrkosten schlucken.

Wer haftet für das Gelingen einer Pauschalreise?

Der Reiseveranstalter ist vertraglich verpflichtet, allfällige Probleme bei Hotelübernachtungen oder Transfers zu beheben. "Er muss die Leistung erbringen und ist auch für den Rücktransport der Urlauber verantwortlich", erklärt ÖAMTC-Juristin Pronebner.

"Wir warnen nicht vor Reisen nach Griechenland. Generell gilt aber, dass Pauschalreisende besser gestellt und geschützt sind." TUI verweist auf eigene Teams vor Ort, die sich um die Reisenden kümmern.

Könnten Streiks die An- und Abreise beeinträchtigen?

Ist der Staat pleite, kann er auch keine Gehälter und Pensionen mehr bezahlen. Dies könnte zu Protesten führen, auch Streiks auf Schiffs- oder Flughäfen können daher nicht ausgeschlossen werden. In der Vergangenheit wurde jedoch stets versucht, die für das Land so wichtige Tourismusindustrie nicht zu beeinträchtigen.

Wie sieht es mit der Benzin- oder Medikamentenversorgung aus?

Griechenland ist vom Rohöl-Import abhängig, die Sprit-Preise sind schon seit Jahren höher als in Österreich. Auf den größeren Ferieninseln kostet der Liter Superbenzin aktuell zwischen 1,50 und 1,80 Euro. Bei einer Zahlungsunfähigkeit des Staates droht eine Benzinknappheit bzw. weitere Preisanstiege. In Zypern kam es im Zuge der Kapitalverkehrskontrollen zu Hamsterkäufen, etwa bei Medikamenten. Aufgrund der anhaltenden Krise wird die Versorgungslage in manchen Spitälern laut Medienberichten immer schlechter.

Der Tourismus ist für die griechische Wirtschaft überlebenswichtig. Die Branche trägt 16 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung bei. Im Vorjahr kamen 22 Millionen Touristen ins Land der Hellenen – so viele wie nie zuvor. Der Löwenanteil mit 88 Prozent waren Touristen aus Europa, die meisten davon kamen aus Deutschland, Großbritannien, Bulgarien und Frankreich.

Vor dem Urlaub ist es noch einmal richtig stressig geworden: Im Jänner hat ein Österreicher eine Fähre der Minoan Lines von Triest nach Patras in Griechenland gebucht. Ende Mai sollte es losgehen. Doch als der Urlauber im März die Buchung prüfte, gab es diese Fährstrecke nicht mehr. "Minoan verständigt einen davon nicht", klagte er dem KURIER. Eine Sprecherin der Minoan Lines versicherte dem KURIER, dass alle Passagiere über die Änderungen der Fahrpläne informiert worden seien.

Die Autofähre Europalink, die auf der Strecke Triest-Patras eingesetzt werden sollte, sei von der Werft nicht rechtzeitig geliefert worden, wurde Reiseagenturen mitgeteilt. Alle betroffenen Passagiere wurden auf den 500 Kilometer südlich gelegenen Hafen Ancona umgebucht. Sollten die Kunden das ablehnen, wird der Ticketpreis zurückgezahlt.

Mehr Passagiere

Der Vorfall mit Minoan, die mehrheitlich der italienischen Grimaldi-Group gehört, dürfte tatsächlich ein Einzelfall sein. Mit weiteren Störungen bei griechischen Passagierfähren ist heuer nicht zu rechnen. "In diesem Sommer erwarten wir genau so viele Passagiere wie 2014", sagt Michalis Sakelis, Präsident der griechischen Passagierschiffs-Eigentümer, zum KURIER. Seit 2009 transportierten die griechischen Fähren 30 Prozent bzw. zwölf Millionen Passagiere weniger. 2014 war das erste Jahr, in dem ein Plus von fünf Prozent verbucht wurde.

Moderne High-Speed-Schiffe

Fakt ist: Die griechischen Reedereien haben seit Jahrzehnten einen schlechten Ruf. Doch „rostige Seelenverkäufer“ gehören aber in der Regel und auf den Hauptrouten der Vergangenheit an. Die griechischen Reedereien erneuern ihre Flotten. So auch das Seajets-Consortium. Es betreibt zehn High-Speed-Fähren in der Ägäis. Einzelne Schiffe können bis zu 2100 Passagiere und 600 Fahrzeuge transportieren. Diese Fähren in Katamaran-Bauweise flitzen bis zu 45 Knoten sprich 83 Kilometern pro Stunde über das Wasser. Der Nachteil: Eine Fahrt kostet so viel wie ein Inlandsflugticket. Einen guten Namen hat auch die Reederei Blue Star Ferries, die acht Schiffe auf nationalen und drei auf italienisch-griechischen Routen betreibt. Bei Blue Star wird nie gestreikt, sagt eine Tourismusexpertin, weil die Seeleute ihren Lohn pünktlich erhalten. Auch die Reederei Hellenic Seaways hat einen guten Ruf. Sie betreibt 22 Fähren, darunter vier High-Speed-Schiffe. Auch die Reederei Hellenic Seaways betreibt 22 Schiffe, darunter vier High-Speed-fähren.