68.000 Euro für jeden – zumindest in der Statistik
Von Christine Klafl
Vor dem Weltspartag Ende Oktober zählen die Statistiker der Notenbank das Geldvermögen der Österreicher regelmäßig zusammen. Das Ergebnis diesmal: Das Geldvermögen der privaten Haushalte hat seit Jahresbeginn um 8,5 Milliarden Euro zugenommen. 2,7 Milliarden davon kamen aus Neuveranlagungen, der Rest kam durch höhere Bewertungen zustande. Insgesamt macht das Geldvermögen derzeit 592 Milliarden Euro aus. Damit könnten die Österreicher dem amerikanischen Starinvestor Warren Buffett seine Holding Berkshire Hathaway abkaufen. Und es bliebe noch genügend übrig, um mindestens noch den gesamten Coca-Cola-Konzern zu schlucken. Wer mehr auf PS abfährt: Mit dem Geldvermögen könnte man eine riesige Flotte aus 1,7 Millionen Ferrari F12 (fast 800 PS) anschaffen. Greifbarer ist da schon eine andere Zahl: Die Milliarden entsprechen statistisch gesehen 68.000 Euro pro Kopf. Damit liegen die Österreicher über dem Durchschnitt der Eurozone von 65.000 Euro.
Zum Geldvermögen gezählt werden Bargeld und Spareinlagen, Wertpapiere wie Anleihen oder Aktien, aber auch Ansprüche an Versicherungen und kapitalgedeckte Pensionsansprüche. Nicht enthalten sind „nichtfinanzielle“ Vermögenswerte in Höhe von 740 Milliarden Euro – der Löwenanteil davon entfällt auf Immobilien. Angesichts dieser hohen Summen nehmen sich die Verbindlichkeiten der Haushalte in Höhe von 170 Milliarden Euro (vor allem Wohnbaukredite) nahezu harmlos aus. „Im Gegensatz zu anderen Ländern sind die Österreicher nur gering verschuldet“, sagt daher auch Johannes Turner, Direktor der Nationalbank-Statistik.
Umschichtungen
Weil es auch bei längeren Bindungsfristen keine verlockenden Sparzinsen mehr gibt, haben die Österreicher in den vergangenen Monaten viel auf täglich fällige Spareinlagen umgeschichtet. Bankanleihen wurden tendenziell verkauft, dafür wurde mehr in Investmentfonds veranlagt. Aktien- und Anleihenbesitzer haben eine Achterbahn-Fahrt hinter sich. Im ersten Quartal ging es mit den Kursen bergauf, im zweiten Quartal dann wieder nach unten.
Die Auswirkungen des Zinstiefs sind deutlich: Spareinlagen und Anleihen bringen durchschnittlich nur noch ein Prozent Ertrag (vor Steuer). Im Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2008 waren es noch 3,7 Prozent.