Wirtschaft

15 Jahre Euro: Teuerung niedriger als in den 15 Jahren davor

Am 1. Jänner 2002 wurde der Euro als Bargeld in Österreich eingeführt und löste damit den Schilling ab. Der befürchtete "Teuro"-Effekt ist in den vergangenen 15 Jahren nicht eingetreten. Vom Zusammenwachsen des Währungsraums ist man aber weit entfernt. Die Staatsschuldenkrise in Europa hat die Gräben zeitweise vertieft. Auch die Niedrigzinspolitik der Euro-Währungshüter ist umstritten.

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Dass alles viel teurer würde mit dem Euro, trat nicht ein oder war zumindest nicht Schuld der Einheitswährung. Von 1987 bis 2001 lag die Inflationsrate (VPI) in Österreich im Schnitt bei 2,3 Prozent, seit 2002 belief sie sich auf 1,9 Prozent - und war also deutlich niedriger.
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Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum betrug die 15 Jahre vor der Euroeinführung in Österreich rund 2,6 Prozent und nach der Einführung im Schnitt 1,4 Prozent. Die Wirtschaftskrise 2009 hat auch in Österreich auf den Wirtschaftsdaten gelastet.
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Auf neue Rekordwerte gestiegen sind in den vergangenen Jahren die Arbeitslosenraten. In ihrer Ausrichtung unterscheidet sich die Euro-Notenbank EZB von ihrem amerikanischen Pendant: Die Europäische Zentralbank strebt als oberstes Ziel ihrer Geldpolitik eine stabile Teuerungsrate in der Eurozone an, während sich die US-Notenbank Fed auch für die Arbeitsmarktentwicklung verantwortlich sieht.

Berg- und Talfahrt

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Als neue Weltwährung hat der Euro schon in seinen ersten Jahren eine Berg- und Talfahrt hinter sich: Zur Euro-Einführung im Jänner 2002 lag der Kurs bei 0,86 Dollar und stieg bis Juli 2008 rasant auf 1,59. Seitdem geht es für den Euro bergab: Die Wirtschaftskrise 2008/09, Euro-Staatsschuldenkrise und die EZB-Niedrigzinspolitik drückten den Kurs. Vor Weihnachten sackte die Gemeinschaftswährung zeitweise auf 1,0352 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang 2003. Heute, Mittwoch, lag der Eurokurs bei 1,0424 Dollar.

Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, erinnert immer an Preissteigerungen von 8 oder 9 Prozent in den Siebzigerjahren, die in Vergessenheit gerieten, wenn über den "Teuro"-Effekt geklagt werde, den es seiner Meinung nach nicht gibt. Auslandsreisende in Europa ersparten sich Gebühren beim Wechseln, und vor allem die Unternehmen jubelten über Erleichterungen, die die Gemeinschaftswährung brachte: "Wenn man früher 1.000 Schilling umgewechselt hat durch alle europäischen Währungen, hat man durch die Umwechslungsverluste nur mehr 500 Schilling gehabt. Das heißt die Hälfte", so WKÖ-Chef Christoph Leitl kürzlich gegenüber im ORF-Fernsehen.

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Ebenfalls eine positive Bilanz zieht der WU-Professor und Wifo-ÖkonomFritz Breuss. "Durch die Teilnahme an allen Integrationsschritten seit 1989 (Ostöffnung, EU-Beitritt, WWU-Teilnahme und EU-Erweiterung) konnte Österreich sein reales BIP zusätzlich jährlich um 0,5 Prozent bis 1 Prozent steigern", schreibt Breuss in einem Sammelband.

Um den Erhalt des Euro bangen führende Politiker nicht erst seit der Eskalation der Griechenland-Krise vor zwei Jahren: Letzte Woche warnte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble wieder vor einem Auseinanderbrechen der Währungsunion. "Wenn wir die Regeln nicht einhalten, fliegt uns die Eurozone auseinander", sagte er der Wochenzeitung Die Zeit.