Versteckte Klimaanlage im Wiener Untergrund
Wer an Wien denkt, hat schnell die Donau vor Augen, die Jüngeren vielleicht auch den Donaukanal, der im Sommer zum kühlen Treffpunkt wird. Ist die nahe Stadt aufgeheizt, ist es dort noch immer gut auszuhalten. Zusammen mit der umgebenden Vegetation sorgt das Fließgewässer für Abkühlung und genau diesen Effekt untersucht die Forschungsgruppe „ProBach“. Im Fokus hat sie jedoch die Wiener Stadtbäche, von denen viele gar nichts wissen. Krottenbach, Alsbach oder der Ottakringerbach wurden bereits vor Jahrhunderten in den Untergrund verbannt und werden seitdem ungenutzt ins Kanalsystem eingespeist. Die rasche Verbreitung von Cholera und Pest machten dies unter anderem notwendig.
„ProBach“ erforscht die Möglichkeiten, diese Bäche wieder an die Oberfläche zu holen sowie ihr Potenzial, das Stadtklima zu verbessern. Ein einfaches „Freilegen“ ist dabei nicht möglich. „Das saubere Bachwasser der von uns untersuchten Bäche – nördlich vom Wienfluss und östlich vom Donaukanal – muss vor einem ersten Kontakt mit dem Kanalsystem gesammelt werden und kann dann oberflächlich oder mittels technischer Lösungen an den gewünschten Ort transportiert werden“, erklärt Helene Müller von der BOKU University, die mit anderen Institutionen bei „ProBach“ involviert ist. Wasser hat dabei nicht nur einen klimagünstigen Effekt, sondern hebt auch die Lebensqualität in der Stadt. Entlang des Wassers entstehen zudem neue Sozialräume. „Unter urbanen Klimawandelaspekten wird die Ressource Wasser in Zukunft wertvoller und wichtiger. In diesem Sinne haben die Wienerwaldbäche und ihr Wasser ein Zukunftspotenzial“, sagt Müller.