Spenden für die Forschung
Wenn Daniel Arp im September nach Wien ziehen wird, möchte sich der Berliner durch die regionale Küche kosten und diverse Parks sowie Museen besuchen. So gut die Wiener Küche auch ist, ist sie längst nicht der Grund, warum es den 38-Jährigen nach Österreich verschlägt. Denn Daniel Arp wurde geholt.
Aus gutem Grund vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) gemeinsam mit der Fakultät für Informatik der TU Wien. Arp ist KI-Cybersecurity-Experte und wird künftig seine Forschung an die Fakultät für Informatik der TU Wien verlagern. „Wir werden uns auf die Erforschung von KI-basierten Sicherheitslösungen konzentrieren, um Schadsoftware effektiv entgegenzuwirken.“ Schädliche Programme oder Deep Fakes sollen so schneller erkannt und eliminiert werden. Daniel Arp erhält dafür eine Förderung von 1.6 Millionen Euro. Davon stammen 530.000 Euro aus Spenden.
Wir werden uns auf die Erforschung von KI-basierten Sicherheitslösungen konzentrieren
Gutes tun
Unternehmen und Stiftungen spenden – wie auch im Falle von Daniel Arp – Geld, um so Forschungsprojekte zu unterstützen. Sogenanntes philanthropisches Engagement kann als Ergänzung zu öffentlichen Mitteln nicht nur zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen, es fördert auch das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung von Wissenschaft und trägt zur Stärkung des Forschungsstandortes bei. „Forschungsspenden sind ein notwendiges Investment, da wir von unserer Wirtschaftskultur her auf Innovationen setzen müssen, um Wertschöpfung zu generieren“, sagt Joe Pichlmayr, CEO bei IKARUS Security Software. Pichlmayr hat den Lehrstuhl für Daniel Arp mit 100.000 Euro mitfinanziert.
Vor allem deshalb, weil ihm das Thema KI und sämtliche Entwicklungen daraus unglaublich wichtig sind. „Wir brauchen das dringend. Der Staat unternimmt in Sachen digitale Transformation und KI leider viel zu wenig.“ Künstliche Intelligenz hat in kurzer Zeit gewaltige Fortschritte gemacht, insbesondere durch die Fähigkeit, Sprache und Bilder umfassend zu verstehen und zu generieren. „Wir müssen hier am Ball bleiben und lernen, wie KI-basierte Systeme funktionieren und welchen Einfluss sie haben“, sagt Pichlmayr.
Er spricht damit an, dass Europa schon zu viele Kompetenzen an die USA oder Asien abgegeben hat. „Wir haben außer SAP keinen namhaften Software-Hersteller in Europa. Die großen Cloud-Dienste sitzen in den USA oder in Asien. Große Datenaggregatoren haben wir auch keine. Daten zu aggregieren ist aber die Basis für KI-Systeme. Wenn wir schon nicht bei den Entwicklern von KI-Systemen vorne dabei sind, müssen wir zumindest verstehen, wie diese Systeme funktionieren.“ Pichlmayrs philanthropisches Engagement ist von Überzeugung und Leidenschaft geprägt.
Forschungsspenden sind ein notwendiges Investment, da wir auf Innovationen setzen müssen
Für die Allgemeinheit
Einer, der genau so leidenschaftlich engagiert ist, ist der geschäftsführende Vorstand vom Verband für gemeinnütziges Stiften Günther Lutschinger: „Mit den Top-Bedingungen des neuen Gemeinnützigkeitsgesetzes werden Stiftungen wieder zu einer bevorzugten Struktur für Philanthropen, die gesellschaftlich etwas bewegen möchten.“ Der wesentliche Unterschied zwischen einer Privatstiftung und einer gemeinnützigen Stiftung ist jener, dass bei einer Privatstiftung die Stiftung oder der Private begünstigt wird, bei einer gemeinnützigen Stiftung die Allgemeinheit. Vor rund 100 Jahren gab es in Österreich etwa 5.700 gemeinnützige Stiftungen. Der größte Teil davon verschwand vor allem durch den 2. Weltkrieg wieder. „Jetzt liegen wir bei etwa 767 gemeinnützigen Stiftungen in Österreich, die sich für Forschung, Bildung, Kultur und Soziales engagieren“, sagt Lutschinger.
Obwohl in den letzten zehn Jahren 120 neue Stiftungen gegründet worden sind und seit neuen steuerlichen Gesetzen ein Zuwachs an gemeinnützigen Stiftungen erwartet wird, sieht Lutschinger Nachholbedarf in Österreich: „Wir sind eine Ergänzung zu staatlichen Mitteln. Zudem investiert der Staat in sichere und gewinnbringende Projekte, wir sind hier risikoreicher. Die Erforschung seltener Krankheiten ist ein gutes Beispiel dafür.“ Lutschinger wünscht sich, dass es mehr Nachahmer gibt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Fazit: Jeder profitiert davon, wenn Spendengelder in die Forschung fließen – die Gesellschaft, die Forscher*innen und der Staat. Es könnte nur mehr davon geben.
Jetzt liegen wir bei etwa 767 gemeinnützigen Stiftungen, die sich für Forschung, Kultur und Soziales engagieren