Wellness

Was die Intimrasur mit Genitalherpes zu tun hat

Über 80 Prozent aller US-Amerikanerinnen kultivieren ihre Schambehaarung regelmäßig. Nur 16,2 Prozent verzichten auf jegliche Haarentfernung im Intimbereich. Das geht aus einer im Juni dieses Jahres veröffentlichten Studie (kurier.at berichtete) hervor. Eine neue Untersuchung deckt nun die möglichen Nachteile dieser Praktik auf.

Für die Studie befragten die Forscher der University of Texas über 7.500 Menschen zu ihren sexuellen Erfahrungen, ihrem Haarentfernungsverhalten und Geschlechtskrankheiten. Erneut zeigte sich, dass die Haarentfernung im Intimbereich – bei Männern wie auch bei Frauen – enorm populär ist. 66 Prozent der männlichen und 84 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, ihrer Intimbehaarung mit Wachs, Rasierer, Trimmer oder Laser zu Leibe zu rücken.

Wenig Haare und viele Geschlechtskrankheiten

In Verbindung mit den anderen Parametern der Befragung ergaben sich spannende Zusammenhänge. Jene Befragten, die ihre Schambehaarung kultivieren, waren nicht nur jünger,

sexuell aktiver

und hatten mehr Sexualpartner, sie gaben auch häufiger an, bereits einmal im Leben eine

Geschlechtskrankheit

gehabt zu haben. Sowohl Genitalherpes,

HPV

und Syphilis, als auch Gonorrhoe, Chlamydien und HIV traten bei diesen Studienteilnehmern im Schnitt häufiger auf. Auch nach Ausschluss anderer beeinflussender Faktoren, wie Alter und Anzahl der Sexualpartner, war der Zusammenhang nachweisbar.

Je öfter die Befragten angaben sich die Intimzone zu waxen, zu rasieren oder zu trimmen, desto stärker war der Zusammenhang. Die tägliche beziehungsweise wöchentliche Haarentfernung steigerte die Wahrscheinlichkeit in der Vergangenheit eine Geschlechtskrankheit gehabt zu haben um das Vierfache.

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Ursache und Wirkung weiterhin ungeklärt

Doch die Studie hat auch ihre Schwächen. Obwohl die Daten belegen, dass Personen mit manipulierter Schambehaarung öfter an Geschlechtskrankheiten leiden, kann die Richtung der Kausalität durch die Studie nicht bestimmt werden. Es ist also unklar, ob das Rasurverhalten zu den Krankheiten oder die Erkrankungen zu einem gesteigerten Bedürfnis nach Haarentfernung führen.

Zudem basieren die Angaben der Teilnehmer zu ihrer medizinischen Geschichte auf Erinnerungen und nicht auf ärztlichen Attesten. Frühere Studien hätten gezeigt, dass Selbstangaben über die sexuelle Vergangenheit meist unpräzise sind, so Charles Osterberg, Professor an der medizinischen Fakultät der University of Texas.

Und dennoch: Die bisher größte Studie zur intimen Haarentfernung wirft Fragen auf. So könnte der Zusammenhang Osterberg zufolge auf kleine Risse und Verletzungen der Haut zurückzuführen sein, die durch die Haarentfernung zurückbleiben und Bakterien so leichter in den Körper eindringen können. Häufige Haarentfernung könnte jedoch auch darauf hindeuten, dass die ausführende Person öfter mehr oder weniger risikoreichen Geschlechtsverkehr hat.

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Verletzungsrisiko jedenfalls erhöht

Auch bei der im Juni dieses Jahres veröffentlichten Studie wiesen die Wissenschafter auf potenzielle Verletzungsrisiken durch verschiedene Methoden der Haarentfernung hin. So würden "die Praktiken der Schamhaarentfernung einige potenzielle Verletzungsrisiken für Frauen mit sich bringen". Die Verletzungsgefahr sei dabei beim Rasieren am größten. Zudem hätten frühere Studien ergeben, dass übergewichtige Frauen der Verletzungsgefahr am häufigsten ausgesetzt seien. Auch die gesundheitlichen Vorteile der Schamhaarentfernung, wie beispielsweise der Rückgang von Filzlausbefall in der Gesellschaft, werden von den Autoren unterstrichen.

Um die Ursache des Zusammenhangs zu klären, seien laut Osterberg jedenfalls Folgestudien nötig. "Die moderne Gesellschaft diktiert unsere Wahrnehmung eines normalen Genitalbereichs", so Osterberg. Die Wahrnehmung von Attraktivität, Weiblichkeit und Männlichkeit habe sich in diesem Kontext stark verändert. Genau aus dieser Entwicklung ergebe sich auch die Relevanz der aktuellen Untersuchung und potenzieller Folgestudien.

Die aktuelle Studie, die im Journal Sexually Transmitted Infections publiziert wurde, finden Sie hier.