Wellness

Aktive Kinder sind glücklicher

Norwegische Forscher konnten erstmals Belege dafür liefern, dass Kinder psychisch ebenso von körperlicher Aktivität profitieren wie Jugendliche oder Erwachsene. Die Effekte konnten bei moderater bis intensiver physischer Betätigung festgestellt werden, die Kinder schwitzen und aus der Puste geraten lässt.

Um zu prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen Bewegung und Wohlbefinden beziehungsweise spezifischen Depressionssymptomen der Kinder gibt, rekrutierten die Wissenschafter der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) für die Erstuntersuchung knapp 800 Kinder im Alter von sechs Jahren. Dies geschah im Zuge einer großangelegten norwegischen Studie, die sich der Kindsentwicklung und der psychischen Gesundheit der Heranwachsenden widmet. Es folgten zwei Folgeuntersuchungen nach zwei und vier Jahren mit jeweils etwa 700 Probanden. Neben der ständigen Messung der physischen Aktivität mittels Bewegungssensor wurden auch die Eltern der Kinder bezüglich der psychischen Gesundheit ihrer Kinder befragt.

Nicht nur körperliche Vorteile

"Aktiv zu sein, zu schwitzen und zu raufen bietet mehr als nur körperliche Vorteile. Es schützt auch vor Depressionen", zieht Tonje Zahl, Doktorandin an der NTNU und Erstautorin der Studie, die im Fachblatt Pediatrics veröffentlicht wurde, Bilanz.

Konkret zeigte sich, dass körperlich aktive sechs- und achtjährige Kinder bei der Folgeuntersuchung nach zwei oder vier Jahren weniger für eine Depression typische Symptome erlebten. Die Bewegung schien die Kinder vor der Entstehung depressiver Verstimmungen zu bewahren, so die Forscher in ihrem Bericht. "Das ist wichtig zu wissen, weil es andeuten könnte, dass physische Aktivität dafür verwendet werden könnte Depressionen bereits im Kindesalter zu behandeln oder ihnen vorzubeugen", sagt Koautorin Silje Steinsbekk.

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Folgestudien notwendig

In Folgestudien müsse nun der Fokus gezielt auf die Auswirkungen bestimmter Sportprogramme auf die psychische Gesundheit der Kinder gelegt und Vergleiche mit einer inaktiven Kontrollgruppe angestellt werden.

Studien bei Erwachsenen hatten in der Vergangenheit gezeigt, dass ein sitzendes Freizeitverhalten, das beispielsweise vor dem Fernseher oder der Gaming-Konsole stattfindet, mit Depressionen in Verbindung steht. Bei den untersuchten norwegischen Kindern war dies nicht der Fall. Depressionen führten demnach nicht zu gesteigerter Inaktivität und Inaktivität steigerte wiederum das Risiko an einer Depression zu erkranken nicht.

Die Empfehlung der Forscher an die Eltern: Die körperliche Aktivität der Kinder aktiv fördern und im Alltag bewusst Platz für Bewegung schaffen.

Depressionen bei Kindern

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind weltweit über 350 Millionen Menschen verschiedenster Altersgruppen von Depressionen betroffen. In Österreich leiden um die 800.000 Menschen an depressiven Erkrankungen. Jede vierte Frau und jeder zehnte Mann ist einmal im Leben davon betroffen. Das geht aus der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 hervor, die in Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Gesundheit und Statistik Austria durchgeführt wurde.

Im Vergleich zu Allgemeinbevölkerung sind Kinder und auch Jugendliche seltener von Depressionen betroffen. Unter Kindern leiden weniger als drei Prozent an Depressionen, unter den Jugendlichen 0,4 bis 6,4 Prozent. Mit dem Ende des Kindesalters aber stellt sich bereits ein Überwiegen der Fälle unter Mädchen beziehungsweise jungen Frauen ein.

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Auch die Symptome sind bei Kinder anders gelagert, so stehen bei Kleinkindern vor allem Apathie und Spielunlust im Vordergrund, im Volksschulalter kann sich eine Depression in Stimmungslabilitäten, der mangelnden Fähigkeit sich zu freuen und eventuell auch aggressivem Verhalten äußern. In den Folgejahren können vermindertes Selbstwertgefühl, Ängste, Konzentrationsmangel und auch starke Schwankungen der Gemütslage über den Tag hinweg auf eine Erkrankung hindeuten.

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Die Behandlung gestaltet sich schwierig. Zum einen aufgrund der fehlenden Betten in spezialisierten Einrichtungen zur stationären Aufnahme und zu weniger Therapieplätze, zum anderen ist die medikamentöse Einstellung komplex und muss besonders sorgfältig kontrolliert werden. 2016 bewerte eine Meta-Studie von 34 bereits vorhandenen Studien, an denen insgesamt 5.260 junge Patienten teilgenommen hatten, die medikamentöse Therapie bei Kinder und Jugendlichen eher negativ (derKURIER berichtete). Man befand, dass in der Gegenüberstellung von Risiken und Vorteilen der Antidepressiva in der Behandlung von schweren Depressionen bei Kindern und Teenagern die Medikamenten keinen klaren Vorteil zu bieten hätten. Die Forscher empfehlen daher bei Verordnung eine engmaschige Beobachtung - unabhängig vom verwendeten Medikament und speziell am Beginn der Behandlung.