RunNa: Langeweile? Gibt's nicht!
"Laufen ist langweilig. Da bin ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt und habe viel zu viel Zeit nachzudenken.“ Es ist eine Weile her, dass ich mich mit meiner Kollegin übers Laufen unterhalten habe. Es war im Frühling, als die Tage wieder länger wurden und sie wieder einmal einen Versuch startete, „dem langweiligen Ding“ doch noch einmal eine Chance zu geben. Vier Kilometer sei sie damals gelaufen. Schätzte sie. GPS-Uhr oder App verwendet sie nicht. Einfach Schuhe an und los, die Streckenlänge demnach geschätzt. „Nachher fühle ich mich schon gut“, gibt sie zu, „aber währenddessen ist es einfach nur langweilig."
Laufen und langweilig? Hm. Obwohl, wenn ich an meine Zeiten zurückdenke, in denen ich nur sporadisch, alle paar Wochen oder besser gesagt, Monate gelaufen bin, kann ich sie voll verstehen. Mühsam war es. Spaß war nicht wirklich dabei. Daher blieb es immer wieder bei nur einem Versuch, der schnell wieder aufgegeben wurde. Laufschuhe aus der Ecke und wieder für Monate in die Ecke. Auch ich konnte damals, vor etwa drei Jahren, nicht wirklich was mit Laufen anfangen.
Qualitytime
Und heute? In der Marathonvorbereitung kommt garantiert keine Langeweile auf. Doch es braucht mit Sicherheit keinen Marathon, um die Freude und Lust am Laufen zu entdecken. Variation lautet wohl das Schlagwort, egal ob mit oder ohne Ziel. Fahrtspiel, Intervalltraining, Tempodauerlauf, Grundlagenlauf, Wechseltempo,… Die Liste der Möglichkeiten ist lang und natürlich gibt es auch da Präferenzen. Manches mag man lieber, anderes weniger. Mein Favorit ist das Wechseltempo und das Herz schon im Vorhinein höher schlagen lässt die Hassliebe Intervalltraining.
Selbst der langsamste Grundlagenlauf hat was. Wie war das? „Zu sehr mit mir beschäftigt, zu viel Zeit nachzudenken.“ Genau das machen solche lange Einheiten für mich aus, wobei ich es eher als abschalten bezeichnen würde. Man braucht nicht nachzudenken was man gerade tut. Ein Schritt vor den anderen. Dazu eine nette Umgebung für den Augenschmaus und die Entspannung ist perfekt.
Mein Training ist Qualitätszeit mit mir. In meinem Job habe ich den ganzen Tag mit vielen unterschiedlichen Leuten zu tun. Beim Laufen brauche ich nicht reden, keine Fragen stellen, nicht aufmerksam zuhören, nicht ständig auf das Handy schauen, Nachrichten checken. Am ehesten Fragen an mich stellen, wie bei der 17. Wiederholung der 400er (Warum tue ich das eigentlich?). Beim Laufen kommen mir oft die besten Ideen für Geschichten. Manchmal fallen mir ganze Bausteine für eine Story ein. Ich würde sagen Laufen ist neben meiner Kraftquelle, aus der ich Energie schöpfe, auch meine Kreativquelle.
Schönbrunner Spaßtruppe
„Ich kann mich alleine einfach nicht motivieren.“ Wem die Tempospielchen mit sich selbst immer noch zu langweilig sind, sei ein Lauftreff ans Herz gelegt. Einer, bei dem Anstrengung und Spaß definitiv nicht zu kurz kommen, ist der Frühlauftreff Schönbrunn, organisiert von Jean-Marie Welbes. Als Earlybird für mich eine willkommene Abwechslung und gemeinsam ein bisschen Quälen macht definitiv mehr Spaß. Egal ob Schönwetterläufer, Anfänger oder Ultraläufer – jeden Donnerstag Punkt 6.30 Uhr werden gemeinsam die Serpentinen zur Gloriette im Schlosspark Schönbrunn erklommen. Eine halbe Stunde lang geht es auf und ab. Jeder nach seinem Tempo, jeder so viele Wiederholungen wie er schafft bzw. mag. "Das Schöne an unserem Treff ist, dass wirklich alle Leistungsklassen mitmachen können. Vom Bronze-Europameister im Berglauf, der es acht bis neun Mal rauf und runter schafft, bis zur Walkerin, die zu Fuß hinauf geht und dann hinunter läuft“, sagt Jean-Marie Welbes.
Und wie schon erwähnt, kommt der Spaß dabei nicht zu kurz. Jeder Donnerstag steht unter einem anderen Motto: "Cheap Sunglasses", "Eröffnungsfeier Olympische Spiele", "Weltthrombosetag" oder wie zuletzt "Fußball EM der Frauen" und "Hula Hoop". Laufen wird an diesem Tag nicht allzu ernst genommen. "Das Thema ist ein Motivator, aber keine Pflicht. Das Einzige, das Pflicht ist, ist Spaß gemeinsam zu laufen“, betont der Organisator.
Gemeinsam oder mit immer wieder neu gesteckten Zielen und den damit verbundenen Tempospielchen wird's beim Laufen garantiert nicht langweilig. Höchstens in der Ruhewoche. Aber die gibt es zum Glück ja nicht so oft ;-)
Autorin Natascha Marakovits finden Sie auch auf Instagram.