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Downsyndrom: Warum ein Mädchen ihren Ausweis änderte

Hannah ist 14 Jahre alt. Sie wohnt in der deutschen Stadt Pinneberg und hat das Downsyndrom. Letzteres ist der Grund dafür, warum auf ihren Namen ein sogenannter Schwerbehindertenausweis ausgestellt wurde. Damit identifizieren kann sich das Mädchen nicht. Darum hat sich die 14-Jährige einen neuen, eigenen Ausweis gebastelt, der ihr gerecht wird. Dafür wird sie nun gefeiert.

Schwerbehindertenausweis, aber warum?

Vor mittlerweile zehn Jahren bemerkte das Mädchen, dass sie mit dem Ausweisdokument nicht so recht etwas anfangen konnte. Als sie zusammen mit ihrer Familie ein Schwimmbad besuchte, zeigten ihre Eltern den Ausweis vor. Hannah fragte ihre Eltern, warum sie so einen Ausweis habe, und andere nicht. Sie fühlte sich durch den Ausweis ausgegrenzt, erinnert sich ihr Vater, Kai Bruhn, im Gespräch mit ze.tt. Der Schwerbehindertenausweis ist ein in Deutschland bundeseinheitlicher Nachweis über den Status als schwerbehinderter Mensch. Darin vermerkt sind der Grad der Behinderung und weitere gesundheitliche Merkmale. Mit dem Ausweis haben Menschen unter anderem Anspruch auf Vergünstigungen. Für Hannah unterstrich der Ausweis aber lediglich ihre vermeintliche Andersartigkeit. So entstand auch ihr Wunsch, dem Dokument einen anderen Namen zu verpassen.

Für ihre Schülerzeitung verfasste die Teenagerin einen Artikel über ihr Vorhaben. Darin schreibt sie: "Ich möchte, dass mein Ausweis umbenannt wird. Ich möchte, dass er Schwer-in-Ordnung-Ausweis heißt. Ich finde Schwerbehindertenausweis ist nicht der richtige Name für meinen Ausweis." Gesagt, getan. Zusammen mit ihrer Lehrerin und ihren Eltern benannte sie den Ausweis um - allerdings nur auf der dazugehörigen Hülle, nicht auf dem Dokument selbst. Aus dem Schwerbehindertenausweis wurde damit ein Schwer-in-Ordnung-Ausweis.

Bekannt wurde Hannahs Geschichte, weil sie mit der Zeitschrift von Kids Hamburg (KIDS Aktuell) darüber sprach. Kids Hamburg ist ein Verein für Menschen mit Down-Syndrom und ihre Angehörigen. Ein Spender des Vereins teilte Hannahs Geschichte schließlich via Twitter, wo das Posting binnen kürzester Zeit tausende Likes bekam. Daraufhin berichteten zahlreiche deutsche Medien, darunter die ARD und der NDR, über Hannah.

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Für Hannahs Vater Kai Bruhn ist die Aufmerksamkeit, die seiner Tochter derzeit zuteil wird, etwas Positives, weil sich dadurch etwas bewegt. Noch immer wären die 30.000 bis 50.000 Menschen mit Downsyndrom in Deutschland nicht vollständig integriert und akzeptiert. "Es ist noch viel zu tun, bis zur gleichberechtigten Teilhabe", sagt er. Und Hannah? Die findet die Tatsache, dass ihr Projekt derart durch die Decke geht "schon okay". Der Name des Ausweises sei zustande gekommen, "weil ich finde, dass alle schwer in Ordnung sind", wie der NDR berichtet. Hannah sei es gelungen, "emotional für Inklusion zu werben", findet ihre Mutter Inge Kiesbye. Auch beim Namen für einen Ausweis müssten Behörden "nicht immer vom Defizit ausgehen".

Auch im Netz wird dem Mädchen viel Anerkennung zuteil:

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