Wellness

Virales Foto gibt Einblick in das Leben mit Depressionen

Weltweit leiden laut WHO über 300 Millionen Menschen an Depressionen. Nachzuempfinden, was Betroffene fühlen, fällt Außenstehenden, Freunden und Familienmitgliedern oft schwer. Katelyn Marie Todd gewährte am vergangenen Wochenende mit einem Posting auf Facebook Einblick in ihr Leben mit der psychischen Erkrankung.

Am 6. Mai teilte die junge Frau ein Foto von sich auf dem sozialen Netzwerk. Das Bild zeigt Todd, wie sie sich mit einer Bürste durch die Haare fährt. Eine scheinbar alltägliche Situation, der Text zum Bild enthüllt die wahre Botschaft des Postings. "Ich habe heute meine Haare gebürstet. Zum ersten Mal seit vier Wochen", schrieb Todd. "Sie waren verfilzt und verworren. (...) Ich habe geweint, als ich sie gewaschen und Balsam aufgetragen habe, weil ich vergessen hatte, wie es sich anfühlt mit den Fingern durch sie zu fahren."

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"Wir geben uns Mühe"

Im Verlauf des Bildtextes spricht Todd über ihre Depressionen und darüber, wie ihr Alltag von der wiederkehrenden Ohnmacht beeinflusst wird: "Depressionen sind nichts Schönes. Depressionen bedeuten schlechte Körperhygiene, dreckiges Geschirr und ein schmerzender Körper, weil man zu viel geschlafen hat." Depressionen bedeuten der jungen Frau zufolge auch, dass Freundschaften stark belastet werden und sich ein Großteil des sozialen Umfelds von einem distanziert.

In ihrem Posting bitte Todd nicht zuletzt auch um Verständnis: "Wir geben uns Mühe. Ich schwöre, wir geben uns Mühe."

Mit ihrem Beitrag hat Todd einen Nerv getroffen. Bisher wurde das Foto über 200.000 Mal gelikt und über 270.000 Mal geteilt. In den Kommentaren, derzeit finden sich über 20.000 unter dem Posting, pflichten viele Todds Schilderung bei, berichten von ihrem eigenen Schicksal und finden verständnisvolle Worte.

Depressionen bei Jugendlichen

Im Vergleich zu Allgemeinbevölkerung sind Kinder und auch Jugendliche seltener von Depressionen betroffen. Unter Kindern leiden weniger als drei Prozent an Depressionen, unter den Jugendlichen 0,4 bis 6,4 Prozent. Mit dem Ende des Kindesalters aber stellt sich bereits ein Überwiegen der Fälle unter Mädchen beziehungsweise jungen Frauen ein.

Auch die Symptome sind bei Kinder anders gelagert, so stehen bei Kleinkindern vor allem Apathie und Spielunlust im Vordergrund, im Volksschulalter kann sich eine Depression in Stimmungslabilitäten, der mangelnden Fähigkeit sich zu freuen und eventuell auch aggressivem Verhalten äußern. In den Folgejahren können vermindertes Selbstwertgefühl, Ängste, Konzentrationsmangel und auch starke Schwankungen der Gemütslage über den Tag hinweg auf eine Erkrankung hindeuten.

Die Behandlung gestaltet sich schwierig. Zum einen aufgrund der fehlenden Betten in spezialisierten Einrichtungen zur stationären Aufnahme und zu weniger Therapieplätze, zum anderen ist die medikamentöse Einstellung komplex und muss besonders sorgfältig kontrolliert werden. 2016 bewerte eine Meta-Studie von 34 bereits vorhandenen Studien, an denen insgesamt 5.260 junge Patienten teilgenommen hatten, die medikamentöse Therapie bei Kinder und Jugendlichen eher negativ (der KURIER berichtete). Man befand, dass in der Gegenüberstellung von Risiken und Vorteilen der Antidepressiva in der Behandlung von schweren Depressionen bei Kindern und Teenagern die Medikamenten keinen klaren Vorteil zu bieten hätten. Die Forscher empfehlen daher bei Verordnung eine engmaschige Beobachtung - unabhängig vom verwendeten Medikament und speziell am Beginn der Behandlung.

Hilfe finden Sie bei der Telefonseelsorge (142) sowie bei Rat auf Draht (147) und online: www.kriseninterventionszentrum.at.