Papst verkündet die Weihnachtsbotschaft
Papst Franziskus hat am Christtag die traditionelle Weihnachtsbotschaft verkündet und vor den versammelten Gläubigen auf dem Petersplatz den Segen "Urbi et Orbi" erteilt. Nach der Christmette am Vorabend im Petersdom ist dies der Höhepunkt der Feiern zur Geburt Jesu im Vatikan.
Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die erste Weihnacht als Oberhaupt der katholischen Weltkirche. Vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom und Millionen Fernsehzuschauern in aller Welt verband er den Segen mit einem Weihnachtsgruß und dem Aufruf nach Frieden für die Welt: Für die Kinder und die alten Menschen, für die Jugendlichen und die Familien, für die Armen und die an den Rand Gedrängten. Das Oberhaupt der Katholiken sprach von der Mittelloggia des Petersdomes zu der Menge der Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten.
Friedenswünsche an Syrien
Die ersten Friedenswünsche seiner Weihnachtsbotschaft richtete der Papst nach Syrien, um ein Ende der Gewalt und um Zugang für humanitäre Hilfe. „Wir haben gesehen, wie mächtig das Gebet ist“, sagte der Papst mit Bezug auf seine Friedensinitiative einer Gebetswache. „Verlieren wir nie den Mut zum Gebet! Den Mut zu sagen: Herr, schenke deinen Frieden der syrischen Nation und der ganzen Welt“, sagte der Heilige Vater.
Den Frieden wünschte er auch für die Zentralafrikanische Republik, den Südsudan und Nigeria, Orte neuer Gewalt. Er bat Gott auch um Frieden um das Land, das er selber erwählt habe, um dort Mensch zu werden, dass die Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern zu einem glücklichen Ergebnis kommen. Schließlich bat er um "die Heilung der Wunden im Irak", der durch immer neue Attentate heimgesucht werde.
Gedenken an Lampedusa
Der Papste gedachte auch die Migranten, die auf der Suche nach einem menschenwürdigen Leben ums Leben gekommen sind. "Mögen Tragödien wie die, welche wir in diesem Jahr mit den zahlreichen Toten in Lampedusa erlebt haben, nie wieder geschehen“, so Franziskus.
Um die Menschenwürde bat er auch in Bezug auf den Menschenhandel und auf die Kindersoldaten weltweit: „Herr des Himmels und der Erde, schau auf diesen unseren Planeten, der von der Gier und der Habsucht der Menschen oft wahllos ausgebeutet wird. Stehe den Opfern von Naturkatastrophen bei und schütze sie, vor allem das liebe, kürzlich von einem Taifun schwer getroffene philippinische Volk.“
„Lassen wir uns im Herzen ergreifen, lassen wir es erwärmen von der Zärtlichkeit Gottes; wir bedürfen seiner Liebkosung. Gott ist groß in seiner Liebe, ihm sei Lob und Ehre in Ewigkeit. Gott ist Friede: Bitten wir ihn, uns zu helfen, den Frieden Tag für Tag aufzubauen, in unserem Leben, in unseren Familien, in unseren Städten und Nationen, in der ganzen Welt. Lassen wir uns von der Güte Gottes innerlich ergreifen“, so Franziskus.
Der Papst wünschte allen frohe und gesegnete Weihnachten. Im Gegensatz zu früher verkündete der Papst seinen Gruß aber nur in italienischer Sprache. Sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte im Vorjahr noch in 65 Sprachen Weihnachtsgrüße entsandt.
Stichwort "urbi et orbi"
Das lateinische „urbi et orbi“ („der Stadt und dem Erdkreis“) drückt seit dem 13. Jahrhundert aus, dass der Papst sowohl Bischof der Stadt Rom als auch das weltweite Oberhaupt der Katholiken ist. Die imperiale Formel "der Stadt und dem Erdkreis" geht auf die alten Römer zurück. Das antike Reichsbewusstsein setzte die Stadt Rom (urbs) mit dem Erdkreis (orbis) gleich. Die Kirche fügte sie erstmals im 13. Jahrhundert in das offizielle Ritual ein.
Der Segen wird vom Papst nur zu drei Anlässen erteilt: Zu Weihnachten, zu Ostern und zur Amtseinführung. Mit päpstlicher Erlaubnis können auch Kardinäle, Bischöfe oder Priester den Segen erteilen.
Die Zeremonie auf dem Petersplatz ist für alle Gläubigen übrigens mit einem Sündenablass verbunden.
Der Papst im Porträt:
Als der neue Papst Franziskus am Christtag erstmals den Segen urbi et orbi (der Stadt und dem Erdkreis) spendete, blickten auch heuer Millionen Gläubige gebannt nach Rom. Doch der neue Papst will nicht nur zu den Gläubigen sprechen, sondern auch ihre Meinung hören – und hat ihnen daher im November einen Fragebogen zu heißen innerkirchlichen Streitfragen rund um Ehe und Familie gesandt.
Österreichs Diözesen haben in den vergangenen Wochen die Meinungen gesammelt und machen sich nun an die Auswertung. „Das Feedback ist sehr gut, obwohl der Fragebogen nicht leicht ist. Allein in Wien haben 7000 Menschen den Original-Fragebogen online ausgefüllt“, sagt Karl Langer, in der Erzdiözese Wien für die Auswertung zuständig. Bis 27. Dezember ist der Vatikan-Fragebogen unter www.erzdioezese-wien.at noch online (siehe auch unten).
Einen Kurz-Fragebogen haben die Diözesen Graz-Seckau, Innsbruck, Linz und Gurk zusammengestellt. „Der Vatikan-Fragebogen war gedacht für die Bischöfe. Daher war er sehr theologisch formuliert“, sagt Gerhard Hofbauer, der das Projekt in der Diözese Graz leitet. Den leichteren Online-Fragebogen hätten aber 20.000 Menschen beantwortet. Er ist nicht mehr online, soll nach den Feiertagen ausgewertet werden.
„Bunt gemischt“ seien die Teilnehmer, die Fragen zu wiederverheirateten Geschiedenen, wilder Ehe oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ausgefüllt haben, heißt es unisono. Den Fragebogen von Graz hätten zudem viele Religionslehrer genützt, um die Themen in der Schule zu besprechen.
Weltfremd bei Sex
Einen gut verständlichen und übersichtlichen Fragebogen hat auch die Katholische Aktion. Unter www.wodruecktderschuh.at haben rund 1500 Gläubige ihre Meinung bekannt gegeben. Paul Zulehner, Theologe und Initiator, ist laut Kathpress zufrieden: „Die Antworten sind konstruktiv und differenziert.“
Meinung finden
Der Grazer Diözesan-Sprecher, Gerhard Hofbauer, ortet zudem einen positiven Nebeneffekt der Umfrage: „Die Menschen beginnen, sich über die Themen Gedanken zu machen.“ Durch die Befragung starte ein Prozess des Nachdenkens und Diskutierens. Bis 20. Jänner will Hofbauer alle Fragebögen ausgewertet haben. Auch in den anderen Diözesen werden die Rückmeldungen nun aufbereitet. In der letzten Jännerwoche werden die Bischöfe die Meinungen der Gläubigen dann im Vatikan deponieren.