Die ersten Sieger der WM-Börse
Vor vier Jahren waren die jungen Wilden aus Deutschland nach der WM die großen Gejagten. Real Madrid zahlte rund 30 Millionen Euro für das Mittelfeld-Duo Sami Khedira und Mesut Özil, vier von 23 WM-Fahrern wechselten im damaligen Sommer den Verein. Inzwischen stehen sechs Legionäre im deutschen Kader, 2010 bei der WM in Südafrika war noch kein einziger Legionär dabei.
Dieser Umstand und die – bis auf das Portugal-Spiel – mageren Darbietungen einer inzwischen etablierten deutschen Truppe minimieren derzeit die Begehrlichkeiten der internationalen Topklubs. Lediglich rund um Toni Kroos gibt es Gerüchte. Die spanische Sporttageszeitung Marca vermeldete gestern gar, dass sich Real Madrid, Bayern München und der Mittelfeldspieler einig seien bezüglich eines Wechsels. Der 24-Jährige will aber erst nach dem Turnier über seine Zukunft entscheiden und schweigt in Brasilien zu Gerüchten.
Gefallen, aber gefragt
Europas Elite buhlt um die WM-Hauptdarsteller. Die Rolle der gejagten Top-Spieler haben inzwischen die Südamerikaner übernommen. So hat Barcelona schon Chiles Tormann Claudio Bravo verpflichtet und sucht noch weitere drei Neue. Selbst gefallene Helden sind gefragt. Trotz seiner Beißattacke darf Liverpools Luis Suárez auf eine Aufbesserung seines Salärs in Barcelona hoffen. "Hai-Klausel", spottete der Daily Mirror bereits. Barcelona bietet für Suárez umgerechnet 50 Millionen Euro. Im Falle eines Rückfalls soll der Vertrag aufgelöst werden. Schon vor der WM hat Barcelona den kroatischen WM-Spieler Rakitic geholt und den Spanier Fabregas zu Chelsea ziehen lassen. Ein anderer auf dem Wunschzettel von Barcas neuem Trainer Luis Enrique soll der Kolumbianer Juan Cuadrado sein, der in Florenz unter Vertrag steht. Der Berater des 26-Jährigen soll auch Gespräche mit den Bayern führen. Der Angreifer hat mit den Italienern einen Vertrag bis 2017, Florenz verlangt angeblich 40 Millionen Euro. Barca soll bislang aber nur 25 geboten haben.
Weit günstiger sind die vor der WM international eher unauffälligen Niederländer zu haben. Memphis Depay (20) und Leroy Fer (24) sollen möglicherweise ihrem Coach Louis van Gaal zu Manchester United folgen, Bruno Martins Indi (22) steht vor einem Wechsel zum FC Porto.
Ganz günstig ist ein Toptormann zu haben. Mexikos Guillermo Ochoa, der mit Ajaccio in Frankreich abgestiegen ist, haben sich auf der Jobbörse bis vor einem Monat undenkbare Chancen aufgetan. AC Milan und Liverpool haben Interesse gezeigt.
Der englische Finanzadel untermauerte auch einen Trend auf dem Transfermarkt: Linksverteidiger sind das rarste Gut. Für den 18 Jahre alten Luke Shaw, der nur beim bedeutungslosen letzten Gruppenspiel der Engländer in Brasilien zum Einsatz kam, überwies Manchester United bemerkenswerte 37,5 Millionen Euro an den FC Southampton.
Derartige Summen bleiben für weite Teile der Deutschen Bundesliga reine Utopie. Zumindest 19 Millionen Euro ließ sich Borussia Dortmund den bei der WM glücklosen italienischen Stürmer Ciro Immobile kosten. Hannover holte Chiles Abwehrspieler Miiko Albornoz, der in Brasilien gar nicht zum Einsatz gekommen war.
Beliebt, aber teuer
Angesichts der hohen Preise verzichteten mehrere deutsche Vereine gleich ganz darauf, vor Ort mit Scouts nach vermeintlichen WM-Schnäppchen zu fahnden. "Die Entscheidung hat finanzielle Gründe", begründete Werder Bremens Sportchef Thomas Eichin die Zurückhaltung. "Spieler, die sich bei einer WM in den Vordergrund spielen, können wir nicht bezahlen. Darum wäre so eine Reise für uns nicht effektiv." Der Vertrag von Kameruns Choupo-Moting bei Mainz ist ausgelaufen, so könnte der Angreifer als Schnäppchen bei Schalke landen.
Das wertvollste Transferjuwel der WM reichte seine Wechsel-Bewerbung direkt auf der größten Fußball-Bühne ein. Es wäre ein Traum, in der spanischen Primera Division zu spielen, verkündete Kolumbiens Shootingstar James Rodriguez. "Ich mag Madrid mehr als Barcelona", fügte er hinzu. Das 22 Jahre junge Offensiv-Talent vom AS Monaco hat seinen Marktwert in Brasilien drastisch erhöht. Pikanterweise aber verhandelt Real dennoch nicht mit James, sondern mit einem WM-Abwesenden. Die Madrilenen wollen Falcao – wie James Kolumbianer und bei Monaco.