Thema/WM2014

Teamchef Keshi im Kreuzfeuer der Kritiker

90 schwache Minuten reichten, um Stephen Keshi infrage zu stellen. Der einst gefeierte Trainer von Afrikameister Nigeria muss nach der langweiligen Nullnummer am Montag gegen den Iran massive Kritik einstecken. "Stephen Keshi ist der falsche Coach für die WM", schrieb die nigerianische Zeitung Vanguard nach dem 0:0 in Curitiba, der schwächsten Partie der laufenden WM.

Auch der frühere Teamspieler Jay-Jay Okocha lastet dem Trainer den verspielten Sieg an: "Keshi sollte für die Spielweise verantwortlich gemacht werden. Seine Wechsel waren schwach. Vor dem Spiel hat er gesagt, dass afrikanische Teams taktisch nicht diszipliniert sind. Ich habe nichts Neues gesehen."

So schnell kann sich das Blatt wenden. Denn im Vorjahr war Keshi noch als Held gefeiert worden, nachdem er die Super Eagles überraschend zum ersten Gewinn des Afrika-Cups nach 19 Jahren geführt hatte.

Leistungssteigerung

Anstelle des fest eingeplanten Startsieges gegen den Außenseiter muss Nigeria nach 16 Jahren weiter auf einen Sieg bei der WM warten. Im nächsten Spiel gegen Bosnien-Herzegowina am Samstag (24 Uhr) muss eine gewaltige Steigerung erfolgen, soll das Minimalziel Achtelfinale erreicht werden. "Wir müssen nach vorne denken", fordert Keshi und versichert, sich auf das kommenden Spiel am Samstag und gegen Topfavorit Argentinien "besser vorzubereiten".

Ungeduldig, aber auch ohne echten Plan stürmte Nigeria nach vorn. Dabei wurde nicht nur die eigene Abschlussschwäche zum Problem, sondern auch das iranische Bollwerk. "Es war einfach frustrierend. Die standen mit elf Mann hinten", mokierte sich John Obi Mikel über den defensiv ausgerichteten Gegner. "Sie wollten uns frustrieren, und wir sind alle enttäuscht." Auch der Star von Chelsea war nicht der erhoffte Ideengeber.

Der Teamchef kritisierte die Mauertaktik der asiatischen Nummer eins: "Die machten keine Anstrengungen für die Offensive." Zugleich erklärte Keshi, man müsse dem Iran "Respekt erweisen. Sie hatten einen Plan und haben den auch umgesetzt." Überraschend kam die defensive Ausrichtung zudem nicht. Schließlich hatte Headcoach Carlos Queiroz diese mehrfach angekündigt. "Man muss unsere Leistung vor dem Hintergrund sehen, dass unsere Spieler nicht bei Real Madrid, Liverpool oder Chelsea spielen", verteidigte er die Leistung seines Teams.