Ein Arbeitsloser macht Werbung in eigener Sache
Eine bessere Bewerbung als arbeitsloser Torwart kann man nicht abliefern: Mexikos Keeper Guillermo Ochoa ist nach dem 0:0 gegen Brasilien in Fortaleza der Held in seiner Heimat. Mit tollen Paraden brachte er Neymar und Kollegen an den Rande der Verzweiflung.
"Das war das Spiel meines Lebens", meinte der 28-Jährige, der zuletzt beim französischen Absteiger Ajaccio gespielt hat. "Und das bei einer WM. Gegen Brasilien! In Brasilien! Ein 0:0! Das passiert nicht alle Tage."
In den Katakomben des Estádio Castelão verglichen brasilianische Journalisten seine Rettungstat bei einem Neymar-Kopfball mit der "Jahrhundertparade" von Gordon Banks bei der WM 1970 gegen Pelé. "Es ist eine Ehre, dass man die mit meiner vergleicht", sagte Ochoa ganz brav und staunte danach über sich selbst: "Das war echt schwierig, ich hätte nicht gedacht, dass ich den halten kann."
Auch ZDF-Experte Oliver Kahn, bei der WM 2002 überragend, lobte Ochoa: "Er hat sensationell gehalten. Das war die bisher beste Torwartleistung im Turnier. Er war fantastisch und hat die Dinger immer wieder rausgekratzt", meinte Deutschlands Ex-Teamkeeper.
Der Mexikaner war bis Dienstag Abend nur Fußball-Insidern bekannt, obwohl es schon seine dritte WM ist. Aber sowohl 2006 als auch 2010 spielte er keine einzige Minute. Auch vor dem Turnier in Brasilien war lange unklar, ob Ochoa überhaupt spielen würde.
Teamchef Miguel Herrera ließ nämlich lange offen, ob er José de Jesús Corona, Alfredo Talavera oder eben Ochoa spielen lassen würde. Die Firma Panini setzte auch nicht auf den 28-Jährigen. Von ihm gibt es kein Pickerl, von seinen beiden Konkurrenten schon.
Obwohl Ochoa alles andere als eine gute Saison hinter sich hat, im Tor von Ajaccio hatte er 72 Gegentore kassiert, fiel die Wahl auf ihn. Nun ist er ein Star – auch im Internet. Dort kursierten sofort nach dem Abpfiff eine Unzahl an Fotomontagen mit Ochoas Konterfei – als Jesus, als Supermann, als Backsteinmauer oder als Noah.
Am Montag kann Ochoa in Recife gegen Kroatien wieder Werbung in eigener Sache machen: "Ich bin jetzt frei, habe keinen Club. Mein Agent kümmert sich darum", erklärt Mexikos Held.