Mexiko erkämpft sich ein Remis gegen Brasilien
Es war eine Premiere für Luiz Felipe Scolari: Acht WM-Spiele hatte er in Folge als Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft gewonnen. Sieben beim Titelgewinn 2002, dazu noch der Auftakt-Erfolg gegen Kroatien vor wenigen Tagen. Am Dienstag machte er eine gänzlich neue Erfahrung, er und sein Team mussten sich mit einem Unentschieden zufrieden geben.
Brasilien war zwar gegen Mexiko die bessere Mannschaft, hatte auch die größeren Torchancen, kam aber dennoch nicht über ein 0:0 hinaus. Ein kleiner Dämpfer für die Euphorie im Land rund um die Seleção. Aber es war ein torloses Remis, das sich durchaus sehen lassen konnte, weil es mit Leidenschaft und viel Intensität ausgetragen wurde.
30.000 Mexikaner waren am Dienstag in der Stadt Fortaleza zugegen, 10.000 durften sogar ins Stadion, weil sie über Tickets für den Schlager verfügten. Gegen die brasilianische Mehrheit hatten sie aber in Sachen Akustik das Nachsehen.
Emotionen
Ähnlich leidenschaftlich wie auf den Rängen ging es auch auf dem Felde zu Werke. Von Beginn an bearbeiteten Brasilianer und Mexikaner einander in rustikaler Manier, der türkische Schiedsrichter Cakir blieb aber großzügig und ließ hart spielen, erst knapp vor der Pause zückte er erstmals die Gelbe Karte.
Mexiko zog sich ein wenig in die eigene Hälfte zurück mit dem Hintergedanken, die Räume für die flinken Brasilianer zuzustellen. Die hatten deutlich mehr vom Spiel und auch öfter den Ball, doch nur zwei Mal wurden sie wirklich gefährlich: Zunächst verarbeitete der spielfreudige Neymar eine Flanke von Dani Alves per Kopf, Mexikos Goalie Ochoa streckte sich und pflückte den Ball von der Torlinie (26.). Der Druck des WM-Gastgebers nahm zu, Paulinho zwang nach einem Freistoß Ochoa zur nächsten Glanztat, als dieser den Schuss aus kurzer Distanz mit einem sehenswerten Reflex parierte.
Mexiko seinerseits brachte Brasilien in diesem intensiv geführten Duell zu selten in Verlegenheit, da man ungenau beim Spielaufbau oder bei den wenigen Konterstößen agierte. Die dürftige Ausbeute der überschaubaren Offensivbemühungen waren Weitschüsse von Herrera und Vázquez, Brasiliens Abwehr hatte in der ersten Hälfte keine heikle Situation innerhalb des eigenen Strafraumes zu meistern.
Zittern und Bangen
Geduld war gefragt bei den Brasilianern gegen ihren Angstgegner. Mexiko hatte in der Vergangenheit den Rekordweltmeister schon zehn Mal besiegt, darunter auch beim Olympia-Finale 2012 von London. Und dafür wollte sich die Seleção vor den Augen von Basketball-Superstar Kobe Bryant (USA) freilich revanchieren.
Mexiko änderte zwischenzeitlich die taktische Ausrichtung, man störte die Kreise der Brasilianer schon früher, die Offensivgeister erwachten. Und siehe da, Guardado und Herrara fanden mit guten Schüssen knapp übers Tor gute Chancen vor. Brasilien geriet unter Druck und beging so manchen technischen Fehler.
Die Schwächeperiode hielt aber nur eine knappe Viertelstunde an, danach erhöhten die Hausherren Druck und Tempo. Wieder setzte sich Superstar Neymar gut in Szene, wieder fand er bei einem guten Schuss im aufmerksamen Ochoa seinen Meister (69.). Knapp vor dem Ende versuchte sich Thiago Silva noch per Kopf, aus wenigen Metern wuchtete er den Ball aber direkt auf Ochoa, der stets richtig und somit im Mittelpunkt des Geschehens stand (86.).
Am Ende hatte Brasilien sogar noch Glück, denn Mexiko warf in der Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne, und der eingetauschte Fabián hätte beinahe noch den Goldtreffer gelandet.
/**/Fortaleza, 60.000, Castelao Arena, SR Cakir/TUR
Brasilien: Julio Cesar - Dani Alves, Thiago Silva, David Luiz, Marcelo - Paulinho, Luiz Gustavo, Ramires (46. Bernard), Oscar (84. Willian) - Fred (68. Jo), Neymar
Mexiko: Ochoa - Aguilar, Rodriguez, Marquez, Moreno, Layun - Vazquez, Hector Herrera (76. Fabian), Guardado - Dos Santos (84. Jimenez), Peralta (74. Hernandez)
Gelbe Karten: Ramires, Thiago Silva bzw. Aguilar, Vazquez
Luiz Felipe Scolari (Brasilien-Teamchef): "Natürlich bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Aber es war ein gutes Spiel, und das 0:0 geht in Ordnung. Beide Mannschaften wollten ein Tor machen. Ich denke, dass wir uns weiterentwickelt haben. Die Mannschaft spielt gut, aber unsere Gegner sind auch gut."
Luiz Gustavo (Brasilien-Mittelfeldspieler): "Es war ein sehr intensives und schönes Spiel. Der Gegner hatte sehr viel Qualität. Das 0:0 war ein gerechtes Ergebnis. Wir haben vier Punkte vor dem dritten Spiel, jetzt müssen wir intelligent sein."
Rafael Marquez (Mexiko-Verteidiger): "Dieser Punkt schmeckt wirklich wie ein Sieg. Wir haben gegen einen großen Gegner gekämpft, gegen den Gastgeber und Titelfavoriten. Unser Tormann hat uns gerettet, aber es war eine insgesamt gute Teamleistung."
Miguel Herrera (Mexiko-Teamchef): "Wir haben gegen den Gastgeber und Topfavoriten gespielt. Aber wir haben auf den Tribünen und auf dem Spielfeld erlebt, dass Mexiko auch Lärm machen kann. Ochoa hat ein unglaubliches Spiel gemacht. Das ist ein gutes Ergebnis, durch das wir uns in einer guten Position befinden. Aber es wartet noch sehr viel Arbeit auf uns."