Messi schießt Argentinien zum Last-Minute-Sieg
Da soll noch irgendwer behaupten, dass Zahlen nie lügen. Und wie sie manchmal in die Irre führen können: 84 "gefährliche Angriffe" von Argentinien führten die übereifrigen Statistiker der FIFA im zweiten Gruppenspiel gegen den Iran auf. Vierundachtzig!
Tatsächlich sind die nackten Zahlen der nackte Wahnsinn. Denn was sich in der eigenwilligen Statistik des Weltverbandes wie die beeindruckende Zwischenbilanz von Spektakel, Sturmlauf und Spielwitz eines potenziellen Weltmeisters liest, war auf dem Rasen in Wirklichkeit eine einzige Enttäuschung.
Daran konnte auch das sehenswerte Last-Minute-Siegestor von Lionel Messi nichts ändern. Der Superstar verhinderte im Finish eine Blamage von Argentinien gegen eine iranische Mannschaft, die an diesem Abend nicht um ein Tor schlechter war. Im Gegenteil: Ein Sieg des couragierten und disziplinierten Außenseiters gegen den zweifachen Weltmeister wäre gar nicht einmal unverdient gewesen.
Denn 90 Minuten lang fiel den Argentiniern im Angriff wenig bis gar nichts ein gegen diesen unangenehmen Konkurrenten, der im eigenen Strafraum höchst erfolgreich die Iran-Anreicherung betrieb und den uninspirierten Messis und Higuains keinen Platz zum Kombinieren ließ.
Fehlentscheidung
Mit ihren blitzschnellen Gegenstößen fanden die immer mutiger werdenden Iraner nach der Pause sogar die besseren Chancen vor. Gleich drei Mal musste der argentinische Torhüter Romero gegen Reza (53., 87.) und Dejagah (67.) Retter in letzter Not spielen, und hätte der verhaltensauffällige serbische Schiedsrichter beim Zweikampf zwischen Zabaleta und Dejagah (56.) genauer hingeschaut, wären die Argentinier nicht um einen Strafstoß herumgekommen.
Kein Wunder, dass die argentinischen Fans nach der Pause auf ihre hilf- und ideenlose Mannschaft pfiffen. Am Ende musste es dann Lionel Messi mit einem seiner typischen Schlenzer richten, jener Messi, der sich in den 90 Minuten zuvor ebenso wenig für den Titel "bester Fußballer der WM" beworben hatte wie seine Teamkollegen. Dennoch: Der zweifache Weltmeister (1978, 1986) steht auch ohne Glanz fix im Achtelfinale.
/**/Belo Horizonte, Estadio Mineirao, 57.698 Zuschauer, SR Milorad Mazic/SRB.
Tor: 1:0 (91.) Messi
Argentinien: Romero - Zabaleta, F. Fernandez, Garay, Rojo - Gago, Mascherano, Di Maria (94. Biglia) - Messi, Higuain (77. Palacio), Aguero (77. Lavezzi)
Iran: A. Haghighi - Hosseini, Sadeghi, Montazeri, Pooladi - Teymourian, Nekounam - Dejagah (86. Jahanbakhsh), Shojaei (77. Heydari), Hajsafi (88. R. Haghighi) - Ghoochannejad
Gelbe Karten: keine bzw. Nekounam, Shojaei
Alejandro Sabella (Trainer Argentinien): "Wir hatten in der ersten Hälfte vier oder fünf klare Chancen. In der zweiten Hälfte hat es uns der Iran mit seinen Kontern schwer gemacht. Aber wenn du Messi hast, ist alles möglich."
Sergio Romero (Tormann Argentinien): "Wir waren nervös. Wir müssen gegen Nigeria ruhiger sein und besser spielen. Danke an Gott. Messi hat das im letzten Moment klargemacht."
Carlos Queiroz (Trainer Iran): "Am Ende haben zwei Personen den Unterschied ausgemacht. Die eine war der Schiedsrichter. Die andere war Lionel Messi."