Brückeneinsturz in Belo Horizonte
Schon glaubte Brasilien, dass die in einigen Bereichen improvisierte Weltmeisterschaft ohne gröbere Panne, oder sogar ohne Katastrophe über die Bühne gehen könnte. Doch am Donnerstagnachmittag ist eingetreten, was zu befürchten war. In der 2,4 Millionen-Stadt Belo Horizonte stürzte eine noch nicht fertiggestellte Brücke ein. Zwei Todesopfer, vorerst 22 Verletzte, die aus den Trümmern geborgen wurden, werden die Diskussionen und Proteste im Land rund um die WM neuerlich anheizen.
"Die Weltmeisterschaft ist mit Blut beschmiert", steht auf einem Plakat, das ein Mann in die Kamera hält. Die Bilder vom Unglücksort nähren zumindest die Vermutung, dass die Katastrophe passiert ist , weil ein in der hektischen Vor-WM-Phase begonnenes Bauprojekt nicht genügend gesichert war. Die Menschen in Belo Horizonte sind betroffen, die Fußball-Euphorie im ganzen Land erlitt einen Dämpfer. Von der Stadtregierung wurden drei Tage Trauer angeordnet. Am kommenden Dienstag soll in Belo Horizonte aber ein Halbfinale stattfinden.
Verzweiflung
Pausenlos wurden die Menschen mit den schrecklichen TV-Bildern konfrontiert. Unter der herabgefallenen Betondecke liegen ein zerquetschter Bus, zwei Lkw und ein Pkw. Eines der beiden Todesopfer ist vermutlich die Fahrerin eines Busses. Blutverschmierte Gesichter tauchen auf. Helfer versuchen verzweifelt im Scheinwerferlicht zu retten, wer oder was noch zu retten ist.
Was tatsächlich passiert ist, weiß niemand. Marcio Lacerda, der Bürgermeister von Belo Horizonte, spricht davon, dass die Unglücksursache noch völlig unklar ist. "Sie werden sicherlich einen Konstruktionsfehler finden. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtiger ist, den Opfern zu helfen", meint er.
Die Unglücksstelle liegt ungefähr vier Kilometer vom Stadion entfernt. Also steht dem Spiel am Donnerstag nichts im Wege. Das ist die makabere Erkenntnis des Unglückstages. Mit weiteren Opfern des Einsturzes muss jedenfalls gerechnet werden.