Karmasin will Firmen Frauenquote verordnen
Von Maria Kern
Frauen sind immer besser gebildet. Bereits mehr als 60 Prozent der Uni-Absolventen sind weiblich. Das ist die gute Nachricht zum Internationalen Frauentag am Freitag. Die schlechte lautet: Die Hauptlast in den Familien tragen immer noch die Frauen.
Wenig verwunderlich, dass sich viele gut Gebildete daher gegen Nachwuchs entscheiden. "36 Prozent der 35- bis 39-jährigen Akademikerinnen haben keine Kinder. Tendenz steigend. Das ist ein Alarmsignal, das mich betroffen macht", sagt Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) im Gespräch mit dem KURIER. Zum Vergleich: Unter den Nicht-Akademikerinnen haben nur 17 Prozent dieser Altersgruppe keinen Nachwuchs.
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern (und somit mehr Frauen Lust auf Kinder zu machen), müsse "an mehreren Punkten" angesetzt werden, betont Karmasin. So würden etwa in den kommenden Jahren 350 Millionen Euro in mehr und bessere Kinderbetreuungsplätze investiert. Es müsste gesellschaftlich und beruflich goutiert werden, dass Männer in Karenz gehen. "Und ein Baustein ist die Förderung von Frauen in Führungspositionen", sagt Karmasin. Sie fordert "eine Flexi-Quote". Die Idee hat die Ministerin aus Deutschland importiert. Die flexible Quote bedeutet, dass branchenweise festgelegt werden soll, wie viele Frauen in Chefpositionen eines Unternehmens sitzen müssen.
Die Höhe der Quote soll sich an der Zahl der beschäftigen Frauen im jeweiligen Wirtschaftszweig orientieren. "In der Medienbranche gibt es beispielsweise viele Frauen, da wird die Quote höher sein, als in der Stahlindustrie", erklärt Karmasin. Auf Zahlen will sie sich nicht festlegen. Die Sozialpartner sollen die Quote – ähnlich wie bei den Kollektivverträgen – ausverhandeln. Das Ergebnis soll aber danach gesetzlich verankert werden, also verpflichtend sein.
Sanfte Sanktionen
Wer sich nicht an die Quote hält, für den soll es sanfte Sanktionen geben, sagt Karmasin. Erst nach etwa fünf Jahren sollen Strafzahlungen fällig werden. Die Geldbußen soll nicht an den Staat, sondern in "Maßnahmen zur Frauen- und Familienförderung" fließen, wünscht sich Karmasin, die ihren Vorschlag erst bei den Sozialpartnern durchbringen muss.
Befürchtet die langjährige Unternehmerin nicht, dass sich die Wirtschaft gegen die Flexi-Quote querlegen wird?
"Nein", sagt Karmasin, denn viele internationale Studien würden belegen, dass "Unternehmen mit gemischten Teams (Frauen und Männern) in Führungspositionen höhere Profite erzielen". Überhaupt seien Mitarbeiter, die in familienfreundlichen Betrieben beschäftigt seien, seltener krank und äußerst loyal. "Familienfreundlichkeit bringt also allen was", lautet die Werbebotschaft der Ministerin.
Öffentlicher Dienst
Die Flexi-Quote soll sich aber nicht auf die Privatwirtschaft beschränken. Auch im öffentlichen Dienst gebe es Nachholbedarf, befindet Karmasin. Ein Beispiel: "Unter den 70 Sektionschefs in den Ministerien gibt es nur 14 Frauen." Im Bildungsressort, wo etwa viele Frauen beschäftigt seien, sei nur eine von sieben Sektionen mit einer Frau besetzt. Und in staatsnahen Unternehmen sieht es auch nicht viel besser aus. Bei den ÖBB gebe es beispielsweise unter elf Top-Managern nur eine Frau.
Wesentlich höher ist der Anteil von Frauen in gehobenen Positionen mittlerweile zum Beispiel in der Justiz. Das Justizministerium gab anlässlich des Weltfrauentages bekannt, dass 37 Prozent der Führungsfunktionen bei Gerichten, Staatsanwaltschaften, Justizanstalten sowie im Ministerium weiblich besetzt sind.
Zu Beginn der 1990er Jahre waren es noch 6,6 Prozent – eine Entwicklung, die noch hoffen lässt ...
Frauen in den Chefsesseln sind nach wie vor eher die Ausnahme. Das belegt eine Studie der Arbeiterkammer Wien über die 200 umsatzstärksten Firmen. Im Vergleich zu 2013 gab es nur marginale Veränderungen.
Von 1796 Aufsichtsratsmandaten sind demnach nur 13,9 Prozent weiblich besetzt (2013: 13,4). Nur in elf der 200 Unternehmen gibt es Aufsichtsratschefinnen.