"Nach Katastrophe geht es auch um Würde der Leute"
Die Fläche, die überschwemmt war, ist so groß wie Ober- und Niederösterreich zusammen. Die Not, die jetzt, ein Monat nach der Hochwasser-Katastrophe, auf dem Balkan herrscht, ist dementsprechend riesig. Die Hilfe, die daher dringend benötigt wird, muss wohlüberlegt, geplant und koordiniert sein.
Sabine Wartha ist seit 2002 Leiterin der Katastrophenhilfe der Caritas Österreich. Seit am 16. Mai "in der Früh die Anrufe von den lokalen Partnern gekommen sind", sind 12-, 14-Stunden-Tage, auch am Wochenende, keine Seltenheit für die Mutter einer siebenjährigen Tochter. Serbien brauche vom weltweiten Caritas-Netzwerk als Nothilfe für die ersten drei Monate 800.000 Euro, Bosnien 500.000 Euro, hieß es. Zu Mittag war die erste Tranche aus Österreich schon freigegeben und überwiesen.
"Sobald wir wissen, das ist eine Großkatastrophe, bilden wir einen Krisenstab", sagt Wartha. Der plant und koordiniert dann den gesamten Einsatz, versucht Kosten und Logistik möglichst gering zu halten. Aus diesem Grund sind bei der Hilfsaktion für Bosnien und Serbien auch keine Sachspenden erwünscht.Schuhe und der Zoll"Wir schauen da immer, was unsere Partner brauchen und sagen. Gibt es ein Lagerhaus vor Ort? Wie sind die Zollbestimmungen? Gebrauchte Schuhe gehen zum Beispiel wegen der Hygienebestimmungen nicht durch den Zoll."
Derzeit sei das größte Thema im Hochwassergebiet das Trocknen der Häuser. "Dass die Sonne die feuchten Mauern trocknet, ist ein Irrglaube", sagt Wartha. Dafür brauche es Trocknungsgeräte. 300 Stück hat das österreichische Rote Kreuz alleine in der Vorwoche ins Krisengebiet geliefert. Walter Hajek, Leiter des internationalen Katastrophen-Managements: "Jetzt geht es darum, den Menschen zurück in ein normales Leben zu helfen." Raus aus den Evakuierungszentren, rein in das getrocknete, gereinigte, desinfizierte eigene Zuhause.
Es mache wenig Sinn, Sachspenden zu leisten, sagt auch Hajek. "Fast alles, was benötigt wird, ist im Krisengebiet erhältlich." Mit Geldspenden unterstütze man zudem "die lokale Wirtschaft und sichert so Arbeitsplätze in der Region", erklärt Hajek. "Nach der Katastrophe geht es auch um die Würde der Leute." Mit den Spenden können sie vom Ziegel bis zum Herd gezielt das kaufen, was sie brauchen.Das Rote Kreuz denkt übrigens bereits an den kommenden Winter. Hajek: "Wir schauen schon jetzt, ob Öfen und Heizmaterial benötigt werden, oder ob wir mit Geldspenden alles vor Ort bekommen."
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