Was passiert, wenn die Paralympics vorbei sind?
Von Stefan Sigwarth
Klein, aber fein sollten die ersten Winterspiele in Russland nie werden. Knapp 38 Milliarden Euro hat sich die Regierung die Werbeoffensive in eigener Sache kosten lassen, Ziel war es, eine Mischung aus russischem Courchevel und Badeort zu errichten. Doch die Eile, in nur sieben Jahren die Infrastruktur zu errichten, sie war auch am letzten Tag der Spiele greifbar.
Noch immer sind nicht alle Hotels fertig, noch immer sind die Fenster vieler Geschäfte mit Plakaten ("Coming soon") verhängt. Es staubt und schlammt, und wer die Augen nicht ganz verschließt, entdeckt noch viele Baustellen. Ein Kernproblem sind die Berghänge des Westkaukasus, die eigentlich eine bewaldete Schutthalde und ständig in Bewegung sind.
Hotelbetreiber malen schwarz
Und was fertig ist, ist oftmals eher "fertig": Gepflasterte Straßen sind mangels gutem Unterbau ein permanenter Quell der Freude für alle, deren Hobby das Verlegen von Steinen ist, ein Lastwagen fährt drüber, und schon rückt wieder ein Trupp von Arbeitern an, um die Spurrinnen zu entfernen.
Was nach den Spielen aus den Anlagen in den Bergen wird, vermag niemand zu sagen. Die Hotelbetreiber haben schon Ende vergangenen Jahres den russischen Staat um Hilfe gebeten: Jene 5,5 Milliarden Euro, die sie als Kredit für die Häuser erhalten haben, sollen in eine Subvention umgewandelt werden. Geschieht das nicht, wollen sie einfach zusperren, wenn die letzten Gäste der Olympischen und Paralympischen Spiele abgereist sind.
Mit 30 bis 40 Prozent Auslastung wird kalkuliert, andernorts ist damit die Insolvenz schon vorprogrammiert. Dennoch: Es gibt Ausbaupläne für die ansehnlichen und gut besuchten Skigebiete, im Oktober kommt die Formel 1, ein Tennisturnier ist angedacht, es wird ein Radsport-, ein Fußball- und ein Messezentrum geben. Und zuvor sind vom 7. bis 16. März noch die Olympischen Spiele der Menschen mit körperlicher Behinderung, die Paralympics.
Den herzlichen Menschen in der Region ist jedenfalls zu wünschen, dass die Idee "Befriedung durch Wohlstand" aufgeht.