Thema/Olympia-2014

Sprung in die Favoritenrolle: Anna Gassers Zaubertrick

Praktisch über Nacht ist Anna Gasser berühmt geworden. Von 500 auf 4000 ist die Anzahl ihrer „Follower“ auf Instagram gestiegen, auch auf Facebook wollten plötzlich Hunderte mit der 22-jährigen Snowboarderin aus Kärnten befreundet sein. „Ja, das war schon verrückt“, erinnert sie sich.

Ein einziger Sprung hat die Gasser zum Slopestyle-Promi gemacht. Natürlich nicht irgendein Allerweltshupfer, sondern ein sogenannter „Cab Double Cork 900“ – ein doppelter Rückwärtssalto mit einer halben Drehung. Klingt schwierig, ist es auch. Anna Gasser war die erste Frau, der das luftige Kunststück gelungen ist. Und plötzlich ist die junge Dame eine Medaillenfavoritin bei der olympischen Premiere des Bewerbs.

Bereits einen Tag vor der Eröffnung steht am Donnerstag die Qualifikation auf dem Programm. Neben Gasser sind auch Adrian Krainer, Clemens Schattschneider und Mathias Weißenbacher für Österreich am Start. US-Star Shaun White verzichtet hingegen auf den Start in der neuen Disziplin. Der zweifache Halfpipe-Olympiasieger hatte sich beim Training am Handgelenk verletzt und verkündete vor versammelter Weltpresse (20 Kameras, 130 Journalisten), sich voll auf seine Paradedisziplin konzentrieren zu wollen.

Auch Anna Gasser begegnete der anspruchsvollen Strecke in Rosa Chutor zunächst mit Respekt. Als eine der wenigen Damen wagte sie sich dann aber doch auch über den größten Kicker (=Schanze). Und das, obwohl ihr eine Knöchelverletzung zu schaffen macht. „Vor Olympia hat einfach die Zeit gefehlt, um das ausheilen zu lassen“, sagt sie. Gut getaped soll die Olympia-Premiere aber dennoch gelingen.

Spätstarterin

Im Snowboard-Sport ist Gasser erst vor vier Jahren gelandet. Vor rund einem Jahr bestritt sie ihren ersten Weltcupbewerb. „Davor habe ich geturnt, das hat mir geholfen“, versucht sie ihren rasanten Aufstieg zu erklären. Einmal auf den Geschmack gekommen, war sie dann nicht mehr zu bremsen. „Ich war jeden Tag auf der Piste.“ Das „totale Freiheitsgefühl“ war es, dass sie gepackt hatte.

Slopestyle ist 2014 zum ersten Mal olympisch. „Ich hoffe, dass der Sport dadurch noch populärer wird“, sagt Gasser, die bemerkt, dass es wieder mehr junge Leute in die Funparks zieht. „Meistens sind es aber kaum Mädchen. Die haben mehr Angst, sich zu blamieren.“

Diese Befürchtung muss Anna Gasser nicht haben: Bei den prestigeträchtigen X-Games in den USA wurde sie Fünfte – ohne ihren Spezial-Trick gezeigt zu haben. Im Olympia-Finale will sie den dann auspacken. Und dann? „Dann schaut’s gut aus“, sagt sie, lacht und fügt schnell hinzu: „Aber zuerst muss ich ihn einmal landen.“

Slopestyle - was genau ist das eigentlich?

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