Thema/Olympia-2014

Fenninger holt Silber im Riesentorlauf

Am zwölften Tag der Spiele von Sotschi kam der Regen:

... der Medaillenregen, der über Anna Fenninger nach ihrem Super-G-Gold diesmal in Silber niederging;

... der Medaillenregen, der über Tina Maze nach ihrem Abfahrtsgold auch diesmal in Gold niederging;

... der Medaillenregen, der Titelverteidigerin Viktoria Rebensburg auf den Bronzerang spülte;

... und der große Regen, der das Tal von Krasnaja Poljana und damit auch die umliegenden Berge in Seenlandschaften verwandelte.

Der Sintflut zum Trotz wurde ein Riesenslalom ausgetragen, und die Verhältnisse, nun, Anna Fenninger beschrieb sie so: "Ob das Rennen fair ist und ob man es hätte fahren sollen, das müssen andere entscheiden. Immerhin war’s für alle gleich schlecht."

Das Warten geht weiter

Um sieben Hundertstelsekunden verpasste die 24-jährige Salzburgerin das erste österreichische Olympia-Gold in der Geschichte des Damen-Riesenslaloms, und sie war ganz und gar – glücklich. Fenninger zeigte wieder jenen Grinser, mit dem sie schon nach Super-G-Gold unterwegs war. "Damals hatte ich am Abend fast schon einen Krampf im Gesicht", sagte sie nun lachend, und es ist davon auszugehen, dass es auch dieses Mal so sein wird.

Als Viertletzte war sie im Finale gestartet, und sie setzte sich an die Spitze. Nadia Fanchini und Jessica Lindell-Vikarby konnten nicht mithalten, nur Tina Maze konnte Fenninger noch verdrängen, angesichts von 85 Hundertstelsekunden Vorsprung ein wahrscheinliches Szenario. "Oben hat sie ihren Vorsprung gehalten, da war mir klar, dass sie das ins Ziel bringen würde. Als sie aber bei der letzten Zwischenzeit nur noch 14 Hundertstel vorne war, da hab’ ich geglaubt, dass es noch etwas werden könnte", sagte Fenninger.

Es wurde – Silber. "Ich hätte nicht gedacht, dass das mit meinem Rückstand noch funktionieren würde. Meine Erwartungen sind bei Weitem übertroffen worden." Und sie hat nun auch endlich jene Zeit, um zu realisieren, was sie da geschafft hat. Gold und Silber bei Winterspielen, das hat zuletzt Michaela Dorfmeister 2006 mit Gold in Abfahrt und Super-G übertroffen, ihre zweite Medaille bekommt Anna Fenninger aber erst am Mittwoch. Vor der Siegerehrung "werd’ ich mir die Herren anschauen", mit dabei ist Marcel Hirscher. "Wir haben am Montag miteinander im Athletendorf zu Mittag gegessen. Wie ich ihn kenn’, wird er sein Ding durchziehen", sagte die 24-Jährige, "vielleicht motiviert ihn ja meine Medaille."

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Goldrausch

Motivation braucht Tina Maze nicht: Die Slowenin hat ihre Saison auf Olympia hin geplant und nach der Abfahrt nun auch den Riesenslalom gewonnen zu haben, das machte die 30-Jährige mächtig stolz. "Ich bin ja Riesenslalomfahrerin, das ist jetzt meine echte Medaille."

Vergessen die Schinderei im Weltcup, "vielleicht hat mir da in diesem Winter auch die richtige Motivation gefehlt." Die holte sie sich am Dienstag zwischen den beiden Durchgängen am Fernseher: "Ich habe beim Eishockey zugeschaut, und wie die Slowenen gespielt haben, das hat mir Energie gegeben. Es sind große Tage für unser ganzes Team."

Flop & Top

Pech hatte Kathrin Zettel: "Ich wollte Gas geben, dann musste ich aber gleich das vierte Tor verräumen, sonst wär’ ich draußen gewesen." Die Torflagge nahm sie sicherheitshalber gleich auch noch mit, "das war ein richtiger Scheiß, das tut mir richtig leid."

Elisabeth Görgl und Michaela Kirchgasser freuten sich nach ihren besten Saisonresultaten vor allem auf eines: auf mehr Regen. Auf heißen Regen in der Dusche – allesamt waren die Damen nämlich "nass bis auf die Haut" (Anna Fenninger).

Riesentorlauf Damen

Gold: Tina Maze (SLO)Silber: Anna Fenninger (AUT)Bronze: Viktora Rebensburg (GER)

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Riesentorlauf der Damen
1. Tina Maze SLO 2:36,87
2. Anna Fenninger AUT 2:36,94
3. Viktoria Rebensburg GER 2:37,14
4. Nadia Fanchini ITA 2:37,25
5. Mikaela Shiffrin USA 2:37,37
6. Maria Pietilä-Holmner SWE 2:37,82
7. Jessica Lindell-Vikarby SWE 2:38,02
8. Anemone Marmottan FRA 2:38,48
9. Lara Gut SUI 2:38,64
10. Dominique Gisin SUI 2:39,58
11. Elisabeth Görgl AUT 2:39,64
12. Michaela Kirchgasser AUT 2:39,81
13. Frida Hansdotter SWE 2:39,85
14. Tanja Poutiainen FIN 2:39,88
. Anne-Sophie Barthet FRA 2:39,88
16. Francesca Marsaglia ITA 2:39,92
17. Nina Löseth NOR 2:39,96
18. Kajsa Kling SWE 2:40,30
19. Kathrin Zettel AUT 2:40,33
20. Katarina Lavtar SLO 2:40,64

Tina Maze (SLO/Gold): "Ich hatte den Fokus auf Olympia gerichtet in dieser Saison. Ich wusste, dass ich hier mein Bestes zeigen muss. Das hat super geklappt."

Anna Fenninger (AUT/Silber): "Es ist einfach nur cool. Als es am Ende noch knapp geworden ist, habe ich erst gecheckt, wie gut der zweite Lauf wirklich war. Der Steilhang war der Schlüssel, den habe ich im ersten Durchgang nicht erwischt. Aber jetzt hatte ich ein gutes Gefühl. Es ist so geil. Dass ich das noch so geschafft habe, darauf bin ich extrem stolz. Ich habe gewusst, ich muss riskieren, und das ist mir gelungen. Ich habe (bei Maze/Anm.) gesehen, bei der letzten Zwischenzeit nur noch 14/100. Ich habe mir gedacht, entweder es soll sein oder nicht. Aber das ist jetzt egal, ich habe eine Silberne."

Viktoria Rebensburg (GER/Bronze): "Ich kann es gar nicht so richtig glauben. Ich habe gewusst, mit einem guten Lauf geht noch etwas nach vorne. Ich habe versucht, alles zu geben. Dass es für eine Medaille um eine Zehntel gereicht hat, dafür bin ich sehr dankbar."

Elisabeth Görgl (AUT/11.): "Es ist wieder ein Schritt nach vorne. Es war nicht leicht für alle. Ich muss weiter schauen, dass ich schneller werde."

Michaela Kirchgasser (AUT/12.): "Es ist mein bestes Ergebnis in dieser Saison, ich bin zufrieden. Es wäre schön, wenn noch eine Kommastelle drin wäre, aber mir hat es auch ein wenig am Selbstvertrauen gefehlt."

Kathrin Zettel (AUT/19.): "Wir haben nach dem ersten Durchgang etwas am Schuh verändert, weil es schon wurscht war. Es hat dann besser funktioniert, von gut war es aber noch etwas weg. Ich muss jetzt auf den Slalom schauen."

Viel hatte nicht gefehlt, und der Damen-Riesenslalom hätte nie und nimmer stattfinden können. In einer Geheimaktion wurden Ende letzter Woche 24 Tonnen Salz eingeflogen – und nur dieses sorgte am Dienstag dafür, dass die Piste Komplimente von „überraschend gut“ (Viktoria Rebensburg) über „gar nicht so schlecht“ (Anna Fenninger) bis „wirklich gut“ (Tina Maze) erhielt.

Und das kam so: Vor vier Monaten hatte der Schweizer FIS-Renndirektor Hans Pieren (Spitzname: Iceman) den Organisatoren dringend empfohlen, Salzvorräte anzulegen, um gegen Wärmeeinbrüche gerüstet zu sein. „19 Tonnen“, in verschiedenen Körnungen, vor allem aber grobes Salz (Korngröße fünf Millimeter und mehr). Dieses dringt tiefer in den Schnee ein und wirkt dadurch länger.

Pieren wurde nicht gehört, es gab vor Olympia nicht einmal eine Tonne davon. Ende letzter Woche gingen die Reserven zur Neige, die folgenden Rennen standen auf der Kippe: In Russland war jenes Salz, das Suppe auf der Piste verhindern soll, nicht erhältlich. Hans Pieren kontaktierte die Rheinsalinen in Basel – in einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden 24 Tonnen nach Russland geflogen und bürokratische Hürden überwunden. Übrigens: Die 24 Tonnen kosten 2500 Euro. Die Spiele kosten 37 Milliarden.

Geboren: 18. Juni 1989 in Hallein/SalzburgWohnort: Adnet/SalzburgGröße/Gewicht: 1,66 m/60 kgFamilienstand: ledig, Lebensgefährte Ex-Snowboarder Manuel VeithVerein: SK HalleinHobbys: Motocross, Wakeboarden, Mountainbiken, Reisen, Freunde treffenHomepage: www.anna-fenninger.at

Größte Erfolge

Olympia (1 Gold): Gold Super-G 2014 in Sotschi Silber Riesentorlauf 2014 in Sotschi 16. Plätze Super-Kombi und Super-G 2010 VancouverWM (1 Gold/1 Silber/1 Bronze): Gold Super-Kombination 2011 Garmisch Silber Teambewerb 2011 Garmisch Bronze Riesentorlauf 2013 Schladming 4. Super-G 2009 Val d'Isere 5. Super-G 2011 GarmischWeltcup: 5 Siege (4 Riesentorlauf, 1 Super-G)Junioren-WM: Gold Super-G und Kombi 2006 Quebec, Gold RTL und Kombi 2008 Formigal Silber Abfahrt 2006, Silber Super-G 2008 Bronze Super-G 2009 GarmischEuropacup: Gesamtsiegerin 2006 und 2007, Disziplinsiegerin RTL 2006, Super-G 2007Sonstiges: Österreichs "Sportlerin des Jahres 2013" Österreichs "Aufsteigerin des Jahres 2011" 2. Olympia-Teilnahme

SILBER (6):
1952 Oslo: Dagmar Rom
1956 Cortina: Josefine "Putzi" Frandl
1972 Sapporo: Annemarie Moser-Pröll
1992 Albertville: Anita Wachter
1998 Nagano: Alexandra Meissnitzer
2014 Sotschi: Anna Fenninger
BRONZE (3):
1956 Cortina: Thea Hochleitner
1972 Sapporo: Wiltrud Drexel
2010 Vancouver: Elisabeth Görgl