Thema/Olympia-2014

Bode Miller Schnellster im Abschlusstraining

Strahlender Sonnenschein, eine harte, teils eisige, teils aggressive Piste, frühlingshafte Temperaturen – der letzte Tag vor der ersten alpinen Medaillenentscheidung im Westkaukasus hätte schöner nicht sein können. Und doch: Über Mittag zogen erste dünne Wolken auf, erste Vorboten jener Sorgen, die Klaus Kröll schon seit Tagen beschäftigen. Denn scheint bei der Herren-Abfahrt (heute, 8 Uhr MEZ, live ORFeins) nicht die Sonne, wird die ohnehin schon schwierige Aufgabe noch schwieriger.

Und wie schwierig sie ist, davon können einige Herren ein Lied singen: Der Slowene Rok Perko baute am Samstag mit Startnummer 1 nach einem Fahrfehler vor dem Sprung namens Bear Brow einen kapitalen Sturz, kam aber – nachdem er ungewöhnlich lange auf medizinische Hilfe gewartet hatte – mit blutverschmiertem Gesicht auf seinen Skiern ins Ziel und nicht im Rettungsschlitten. Er war fuchsteufelswild, „minutenlang bin ich dagelegen!“, das slowenische Team protestierte am Abend bei der Mannschaftsführersitzung. Die Bilanz des 27-Jährigen: Nasenbeinbruch, ausgeschlagene Zähne, Rückenschmerzen, an einen Start ist heute nicht zu denken.

Fingerzeig zur Stirn

In dieser Tonart ging es weiter: Der Amerikaner Marco Sullivan kam mit Startnummer 2 von der Strecke ab. Brice Roger aus Frankreich wurde mit Nummer 3 in einer Linkskurve durchgeschüttelt und gab auf, im Spital wurde ein Kreuzbandriss im rechten Knie diagnostiziert – Saisonende. Roger stand noch auf der Piste, als Landsmann David Poisson mit Nummer 4 an ihm vorbeiraste – normalerweise wird ein Rennen in so einem Fall aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Poisson tippte sich im Ziel mit dem Finger an die Stirn.

Nach diesen Schreckminuten begann das große Wettbremsen: Kaum einer wollte der Konkurrenz zu viele Anhaltspunkte bieten, die Österreicher schwangen großteils nach rund 1:20 Minuten ab, um Kräfte zu sparen, so auch der Kärntner Matthias Mayer, der sich in den Trainings zu einem Favoriten entwickelt hat. Sein Landsmann Max Franz hingegen bremste nur ab – und zeigte dann über den Lake Jump einen Sprung namens Cross Mute Grab aus dem Freestyle-Bereich, bei dem er die Skier kreuzte und mit der linken Hand zum Ski griff.

Für das größte Aufsehen aber sorgte Bode Miller – und das, obwohl er rund 20 Sekunden lang aufrecht unterwegs war. Doch der Bluff misslang dem 36-Jährigen gründlich: 66 Hundertstelsekunden war er schneller als Aksel Lund Svindal, worauf der Norweger denn auch feststellte, dass Miller derjenige sei, den es zu schlagen gilt.

Der Altmeister im österreichischen Team – Klaus Kröll, 33 – kennt jedenfalls das Rezept, das sein US-Pendant so schnell macht: „Er fährt extrem auf Zug und bringt das auch durch.“ Georg Streitberger hingegen ist sicher: „Bode macht eh einen Fehler.“ Und dann musste der Salzburger lachen.

3. Training:
1. Bode Miller USA 2:06,09
2. Aksel Lund Svindal NOR 2:06,75
3. Peter Fill ITA 2:07,09
4. Werner Heel ITA 2:07,21
5. Carlo Janka SUI 2:07,45
6. Kjetil Jansrud NOR 2:07,55
7. Aleksander Aamodt Kilde NOR 2:07,66
8. Erik Guay CAN 2:07,84
9. David Poisson FRA 2:07,94
10. Didier Defago SUI 2:08,16
11. Manuel Osborne-Paradis CAN 2:08,20
12. Mauro Caviezel SUI 2:08,28
13. Otmar Striedinger AUT 2:08,56
14. Guillermo Fayed FRA 2:08,65
15. Klemen Kosi SLO 2:08,95
16. Benjamin Thomsen CAN 2:09,19
17. Georg Streitberger AUT 2:09,31
18. Dominik Paris ITA 2:09,32
19. Sandro Viletta SUI 2:09,49
20. Erik Fisher USA 2:09,70
26. Joachim Puchner AUT 2:12,18
32. Max Franz AUT 2:13,32
Nicht im Ziel u.a.: Matthias Mayer
Klaus Kröll
Romed Baumann alle AUT