Thema/Olympia-2014

"Es ist fantastisch, gegen diese Stars zu spielen"

Eigentlich war es für Brian Lebler ein erfolgreicher erster Arbeitstag. Im Auftaktspiel gegen Finnland am Donnerstag gehörte der 25-jährige Stürmer zu Österreichs Besten auf dem olympischen Eis. Gemeinsam mit Michael Raffl sorgte er für die meisten Offensivaktionen. Er bediente Michael Grabner mit einem Pass von der rechten Seite perfekt zum 6:3. Und in der Schlussminute verfehlte sein sehenswerter Schuss aus der Drehung das gegnerische Tor nur knapp.

Genutzt hat es freilich nichts, das Spiel gegen Finnland endete mit einer bitteren 4:8-Niederlage, die es schnell abzuhaken gilt.

Denn am Freitag (18 Uhr MEZ) steht in der Bolschoi-Arena die nächste, wohl noch größere Herausforderung bevor: Das Spiel gegen Olympiasieger und Turnierfavorit Kanada. "Das wird ein sehr spezieller Moment. Ich werde versuchen, es zu genießen", sagt Brian Lebler. Für den Austro-Kanadier sind es bei Olympia die ersten Spiele im rot-weiß-roten Dress, seit September ist er für Österreich spielberechtigt. Am Donnerstag trifft er erstmals auf seine Heimat. Obwohl dieses Wort für ihn nicht so einfach zu definieren ist.

Schwere Definition

"Beide Länder sind ein Teil von mir. Aber nachdem ich mehr in Österreich gelebt habe, fühle ich mich auch mehr als Österreicher", sagt der Vater einer einjährigen Tochter. Sein kanadischer Slang ließe nicht vermuten, dass der junge Mann in Klagenfurt geboren wurde. "Meine Familie lebt hier, ich fühle mich zu Hause", sagt Lebler, bei dem die Heimatverbundenheit unter die Haut geht – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit 18 Jahren ließ er sich den österreichischen Adler oberhalb der Hüfte tätowieren. "Ich bin sehr stolz darauf, für Österreich spielen zu dürfen", sagt er.

Der Name Lebler ist dem heimischen Eishockeyfan bestens bekannt. Nicht erst seit 2011, seitdem Brian bei den Black Wings Linz spielt. Sondern bereits seit den 1980er-Jahren: Sein Vater Ed Lebler war einer der Stars im rot-weiß-roten Team. Mit 69 Treffern ist er bis heute der zweitbeste Torschütze in Österreichs Eishockey-Geschichte, nach Rudi König (105). Zwei Mal lief auch er bei Olympischen Spielen auf (1984 in Sarajevo und 1988 in Calgary). Sein Sohn kennt all diese Statistiken: "Ich bin sehr stolz auf das, was er geschafft hat. Er ist mein Vorbild, seitdem ich die Eislaufschuhe zum ersten Mal angezogen habe."

Besondere Tipps vom Vater hat es vor der Olympia-Premiere aber nicht gegeben. "Er hat mir nur gesagt, ich soll es genießen, das ist etwas Besonders. Und ich soll mein Bestes geben." Nach Sotschi hat ihn sein Vater nicht begleitet. Der ehemalige Profi arbeitet heute als Apotheker in Kanada. "Aber er wird sich das sicher alles zu Hause anschauen."

Leichte Entscheidung

Seit drei Jahren spielt der Zweite der Lebler-Generation in Linz. Zuvor stand er bei den Elmira Jackals unter Vertrag, dem Farmteam der Ottawa Senators. Da schien der Sprung in die NHL näher als jener zurück nach Europa. Doch es kam anders. "Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Saison, die gut genug war, um einen Job in Nordamerika zu bekommen. Und dann kam das Angebot aus Linz", gibt sich der Torjäger ehrlich. "Aber ich bin extrem glücklich, dass ich hier spielen kann. Es fühlt sich gut an, wieder zurück in Österreich zu sein."

Oder jetzt eben in Sotschi, wo am Freitag die nächste Prüfung wartet: "Wir müssen konzentriert unser System spielen und vor allem diszipliniert sein", weiß Lebler, der sich auf das Duell mit Stars wie Sidney Crosby mehr freut, als dass er es fürchtet: "Es ist einfach fantastisch, gegen diese Stars zu spielen."