Thema/Olympia-2014

Der beste Torjäger als größte Waffe

Michael Grabner ist geduldig. Auch für das zigste Erinnerungsfoto steht er im Österreich-Haus noch mit einem Lächeln Modell. Schüttelt Hände, lässt sich auf die Schulter klopfen. Der NHL-Profi aus Villach ist beliebt. Seiner Rolle als Topscorer im österreichischen Team hat er die viele Aufmerksamkeit vor der Viertelfinal-Qualifikation gegen Slowenien zu verdanken (9 Uhr MEZ).

Das Abenteuer Olympia läuft für den 26-jährigen Stürmer der New York Islanders bisher ganz nach Wunsch: Drei Tore hat er zum Auftakt gegen Finnland gemacht, zwei Mal traf er am Sonntag beim 3:1-Sieg gegen Norwegen. Damit ist der flinke Flügelstürmer der beste Torschütze der Vorrunde. Für Grabner noch lang kein Grund, auszurasten. Im Gegenteil: "Weiß a ned", antwortet er auf die Frage, wie er sich denn fühle nach fünf Olympia-Toren. "Ohne meine Mitspieler ginge das ja auch nicht." Große Sprüche sind eben nicht die Sache des 1,86 Meter großen Sportlers, der als der schnellste Eishockey-Spieler der Welt gilt.

Zwei Welten

Teamchef Manny Viveiros findet zur Leistung seines Topscorers nur ein Wort: "Wow." In der NHL war es für Grabner, der einen mit 15 Millionen Dollar dotierten Fünfjahresvertrag bei den Islanders hat, vor Olympia nicht ganz nach Wunsch gelaufen: Nur neun Treffer konnte er in 56 Spielen verbuchen. "Jetzt habe ich schon nach einem Spiel ein Drittel so viele Tore wie in der NHL", sagte er nach dem Hattrick beim Finnland-Spiel (4:8) und klang fast ein wenig verwundert. "Hoffentlich kann ich das mit rübernehmen."

Seine Wurzeln hat Grabner in Villach, beim VSV gab er mit 16 sein Debüt bei den Profis. Heimat und Familie sind dem bescheidenen Sportler wichtig. Das beweist auch der Körperschmuck des selbst ernannten "Tattoo-Enthusiasten". Das Geburtsdatum seines Großvaters, die österreichische und die deutsche Fahne zieren Grabners Rücken. "Meine Mutter ist Deutsche", erklärt er die beiden Flaggen. Besonders wichtig ist ihm aber ein anderes Motiv: die Fußabdrücke seines Sohns Aidan, der gemeinsam mit Mutter Heather zuhause in Long Island geblieben ist.

Ein Ziel

Am Dienstag könnte Österreichs Eishockeyteam Geschichte schreiben und mit einem Erfolg gegen Slowenien das Viertelfinale erreichen. In Innsbruck 1976 kam Österreich das letzte Mal in die Top 8. Das letzte Duell mit Slowenien endete bei der B-WM 2012 mit einem 2:3. Viveiros warnt, die Nachbarn zu unterschätzen: "Wir müssen auf unserem besten Niveau spielen, um zu gewinnen. Slowenien hat eine sehr gute Mannschaft." Dass sich aber auch die Österreicher nicht verstecken müssen, hat nicht nur Olympia-Toptorjäger Grabner bereits bewiesen.