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Ottfried Fischer: Bullig und bissig

Ein zwischen Schein und Sein oszillierender Edel-Stadtstreicher hat den "goldenen Schluck" überlebt. Der Mann sitzt im Wartezimmer seines Psychotherapeuten, wartet und wartet, langweilt sich und wird hysterisch. Warten auf Godot. "Was tun." Leicht gesagt, schwer getan.

Kabarett mit Hirn

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Ottfried Fischer bringt bis zu 150 Kilo Lebendgewicht und einen ausgeprägten bayerischen Akzent im Schnellsprech auf die Bühne. Kabarett war für ihn "immer auch ein Kampf gegen Windmühlen, der die nähere Umgebung dennoch beeindruckt, weil überhaupt etwas passiert. Und was die Wirkung anbelangt, bedenke man: Die Schöpfung der Welt beginnt mit ,Am Anfang war das Wort.'"
In seinem zweiten Solo "Was tun. Ein Mann geht seinen Weg" gibt er sich als "Kompromiss-Autist".

Die Sehnsucht des bajuwarischen Pointenbullen ist, "im Fass der Veränderung der erste Tropfen zu sein oder dieses als letzter Tropfen zum Überlaufen zu bringen".
Was tun? Wenn die moderne Karriere Opfer verlangt? Wenn die Anpassung mit der Überzeugung auf Kollisionskurs geht?

Auf Erlösung wartend oder nach Erkenntnis heischend, lässt der Kabarettist - dies- und jenseits der Grenze zur Selbstpersiflage - nichts aus, was zum Spott taugt.

Er witzelt über alles, von der Esoterikwelle bis zu APO-Opas, von der Politik bis zu den Eitelkeiten, Gemeinheiten und Dummheiten der Film-, Funk- und TV-Leute, von den "Katholenprawdas" - sprich Provinzzeitungen - bis zum intellektuellen Cinephilen. Über "Schwarze" und "Rote". Und die eigene Körperfülle.

Magere Jahre gab's für Ottfried Fischer nicht. Er ist dick im Geschäft, als beleibt-beliebter Schauspieler ("Der Bulle von Tölz"). Seit 30 Jahren auch als Kabarettist, und das mit Leib und Seele. Satire hat ihn immer gereizt, das Kabarett hat ihn beeinflusst. Und Comedy? "Die ist und bleibt die Blondine des Kabaretts."
"Kabarett arbeitet immer mit dem Hirn und Comedy - leider - immer mehr unter der Gürtellinie", diagnostiziert Fischer. "Aber es gibt auch eine sehr gute Comedy."
"Was tun." ist eine bissige Abrechnung mit der modernen Welt und konservativer Politik.

An seinem Alter Ego Robert Wegscheider, der als junger Idealist die Gesellschaft umkrempeln wollte, seine hochfliegenden Pläne aber bald zugunsten der Karriere als Golf spielender Filmproduzent über Bord wirft, führt Ottfried Fischer persönliche wie politische Verrücktheiten vor.