Victoria's Secret: Raymond's Angels
Von Marion Hauser
Wer ist eigentlich diese Victoria, deren Unterwäsche so dermaßen beflügelt? Nur echte Schönheiten dürfen die heißen Kreationen von "Victoria's Secret" präsentieren. Silikon oder Skalpell sind tabu für die Models, die sich (nur) dort Engel nennen dürfen.
Zu den himmlischen Catwalk-Wesen zählen heuer Adriana Lima, Doutzen Kroes, Alessandra Ambrosio, Candice Swanepoel, Chanel Iman und allen voran Miranda Kerr, Ehefrau von Hollywoodstar Orlando Bloom. Sie darf am 9. November in New York den Brillant-Bra um ihre schöne Büste schnallen, die dann 1,8 Millionen Euro wert ist. Für Shootingstar Rosie Hunington-Whiteley, Freundin von Action-Held Jason Statham, hat der Unterwäsche-Konzern heuer leider keine Flügel. Die 24-Jährige bastelt gerade an ihrer Filmkarriere und war schon in "Transformers 3" zu bewundern. "Ich muss an diesem Tag arbeiten", war ihr knappes Statement dazu, "außerdem mochte ich die großen Flügel überhaupt nicht, die Dinger sind so schwer." Newcomer-Models würden ihr letztes Salatblatt geben, um einmal im Leben als Engel über diesen Laufsteg schweben zu dürfen.
Auslöser des Hypes war ein amerikanischer Geschäftsmann namens Roy Raymond. Wann immer er seiner Frau Lingerie kaufen wollte, war es ihm peinlich, in plüschige Geschäfte zu gehen und sich, wie er sagte, "wie ein Perverser zu fühlen". Also gründete er 1977 ein seriöses Geschäft und richtete es im viktorianischen Stil - schlicht und viel dunkles Holz - ein. Daher stammt vermutlich auch der Name "Victoria's Secret", denn eine Victoria hat es nie gegeben. Bald florierte das Unternehmen, weitere Standorte eröffneten, und der Versandhandel kam dazu. Nach fünf Jahren verkaufte Raymond für vier Millionen Dollar an den heutigen Besitzer Limited Brands - ein US-Einzelhandelskonzern. Der Wert des Labels explodierte förmlich, die Umsätze stiegen in die Milliarden. Am 26. August 1993 stürzte sich Roy Raymond von der Golden Gate Bridge und ist seitdem bei den echten Engeln im Himmel.