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Auf Messers Schneide: Rasierer im Test

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Ein junger Handwerker produziert noch Rasiermesser

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Wenn man Haare spalten möchte, könnte man festhalten, dass Ulrik Beyer ein Handwerk ausübt, von dessen Nutzen er selbst nur wenig hat. Denn auf dem Gesicht des 25-jährigen innovativen Mannes sprießen kaum Barthaare. Und auf das Bärtchen unterhalb des Kinns hat er auch länger gewartet. Dennoch verdient Beyer einen Teil seines Unterhalts mit dem Bartwuchs: „Ich bin der Einzige in Österreich, der Rasiermesser gewerblich herstellt.“ Auch weltweit ist er eine Ausnahmeerscheinung: „Da sind wir auch nur eine Handvoll Leute.“

In der Messer-Manufaktur

Der Weg zum Ein-Mann-Betrieb, der sich elegant-exotisch Koraat-Knives nennt, führt bei Pöchlarn über die Donau, nach Klein-Pöchlarn. Die Rasiermesser-Manufaktur ist im Schuppen seines Hauses untergebracht, der Maschinenpark dort drinnen ist in den vergangenen drei Jahren langsam, aber finanziell abgesichert angewachsen.

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Die Herstellung eines Rasiermessers ist eine Wissenschaft für sich: Zuerst schneidet der Handwerker mit der Flex die Klinge aus einem Stück Werkzeugstahl, dann wird sie grob geschliffen, anschließend im elektrischen Ofen erhitzt, um die Legierung zu härten. Danach erfolgt noch der Feinschliff.

Für die Heftschalen seiner Rasiermesser verwendet Ulrik Beyer Edelhölzer, Knochen oder Horn. Die beiden Schalenteile werden ausgeschnitten und später mit der Klinge vernietet. Am Ende wird die Schneide auf einem Wasserstein geschärft und die Klinge auf einem Lederriemen, im Volksmund „Ledern“ genannt, abgezogen. „Das verleiht ihr die perfekte Schärfe.“ Detailreich kann Ulrik Beyer seine Arbeit beschreiben. Und dabei schwingt auch ganz viel Leidenschaft mit.

Auf eine lange Familientradition kann er sich hingegen nicht berufen. Nach der Matura und der Ausbildung zum Goldschmied hat er sich sein Know-how autodidaktisch, zum geringeren Teil auch dank Internet-Tipps beigebracht.

Ein Nischenprodukt

In diesem Jahr wird Beyer alles in allem hundert Rasiermesser herstellen, nur zehn sind für seine Landsleute bestimmt, der Rest geht ins benachbarte Ausland. Im Vergleich mit den weltweit aktiven Rasierklingen-Riesen, die Milliarden mit den Haaren von Männern und Frauen verdienen, liegt er damit nicht einmal im Promille-Bereich.

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Dennoch hat Beyer mit seinem Nischenprodukt gute Überlebenschancen. Die Zahl der Menschen, die für sich das Außergewöhnliche suchen, wird stetig größer. Und es gibt daneben die Nostalgiker und die Kostenrechner, die nicht bereit sind, für eine einzige Rasierklinge vom Markt-bestimmenden Konzern fünf Euro zu blechen. Beyer ist mit seinem Handwerk am Puls der Zeit: „Nachhaltigkeit könnte auch beim Rasieren ein Thema werden.“

Seine Kunden sind übrigens in der großen Mehrzahl zufrieden. Der eine oder andere rührt sogar in einschlägigen Internet-Foren oder im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis für den jungen Rasiermessermann aus Klein-Pöchlarn unentgeltlich die Werbetrommel. Mundpropaganda ist auch für diese Form der Gesichtsenthaarung das allerschärfste Werbeinstrument.