Anti-Pollution-Kosmetik: Wirksam - oder nur Werbeschmäh?
Von Maria Zelenko
Glänzende Haare, schöne Nägel und glatte Haut – ein gepflegtes Äußeres ist den Österreichern viel Geld wert. Laut der Branchenplattform Kosmetik Transparent wurden im vergangenen Jahr 1,62 Milliarden Euro für Haut- und Körperpflegeprodukte ausgegeben – der größte Betrag entfiel auf Gesichtspflege. Der hohen Kaufbereitschaft begegnet die Kosmetikindustrie mit ständig neuen Spezial-Produkten. Neu im Sortiment: Anti-Pollution-Hautpflege, die vor schädlichen Auswirkungen von Abgasen, Smog und Ruß schützen soll.
In Asien, wo die schlechte Luftqualität längst mit bloßem Auge erkennbar ist, boomen Tiegel und Tuben, die kaufkräftiger Kundschaft den Dreck der Umwelt vom Leib halten sollen, seit Jahren. Dass sich Feinstaub und Co. nicht nur auf die Lunge auswirken, sondern auch der Haut zu schaffen machen, zeigte eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für umweltmedizinische Forschung. Diese ergab, dass bei Menschen, die dauernd einer hohen Abgasbelastung ausgesetzt sind, die Hautalterungsmerkmale deutlich zunehmen.
Gute Gene sind längst keine Garantie für schöne Haut über Jahrzehnte hinweg. "Für den Alterungsprozess sind nur zu 30 Prozent die Gene verantwortlich, die restlichen 70 Prozent hängen vom Lebensstil und Umwelteinflüssen ab", sagt Rainer Kunstfeld, Hautarzt am Dermatologikum Wien. Da die Haut im unmittelbaren Kontakt mit der Umwelt sei, würden sich negative Einflüsse an ihr besonders deutlich zeigen.
Stress für urbane Haut
"In den vergangenen 25 Jahren war die Sonne als Feind Nummer eins im Fokus", so der Experte. "Jetzt erkennen wir die Bedeutung von anderen Faktoren, die uns schneller altern lassen." Die größten Stressfaktoren für die Haut seien die Sonnenstrahlung und Luftverschmutzung. "Bei Feinstaub, wie er etwa von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor freigesetzt wird, handelt es sich um kleinste Partikel, die definitiv hautschädigend sein können", weiß auch Michael Poteser von der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der MedUni Wien. Auch die Entstehung freier Radikale, welche den Alterungsprozess ankurbeln, wird laut dem Wiener begünstigt. Neben Falten kann es zu Trockenheit, erhöhter Talgproduktion, Pigmentflecken, Ekzemen und Sensitivität kommen.
Doch kann die Haut vor all dem wirklich geschützt werden – oder wird mit Anti-Pollution-Produkten nur Augenauswischerei betrieben? Das Konzept vieler Formulierungen: Spezielle Inhaltsstoffe sollen als eine Art Schutzfilm fungieren. "Er verhindert die Anhaftung der meisten schädlichen Partikel, bindet jene, die sich dennoch anhaften können und verhindert so, dass diese die Zellen schädigen", erklärt Dermatologin Barbara Sturm, die selbst ein solches Produkt entwickelt hat.
Altbekanntes
Ein Blick auf das, was in den Tiegelchen und Fläschchen steckt, zeigt jedoch, dass es sich um viel Bekanntes aus dem klassischen Anti-Aging-Bereich handelt. Mit Hyaluronsäure wird der Haut Feuchtigkeit gespendet, Kakaobohnen-Extrakt verbessert die Hautbarriere und Vitamin C und E helfen bei der Bekämpfung freier Radikale. Allesamt sind sie in der Kosmetikbranche altbewährt – und auch in Cremen und Seren enthalten, die nicht unter dem verheißungsvollen Namen Anti-Pollution laufen. "Man kann mit solchen Inhaltsstoffen einen gewissen Prozentsatz an verzögerter Hautalterung erreichen, darf sich jedoch keine Wunder erwarten", sagt Umweltexperte Michael Poteser. "Sie haben einen positiven Einfluss auf die Haut, können jedoch nicht die Effekte der Umweltverschmutzung einfach ausschalten."