Woody Allen sieht sich als Aushängeschild der "MeToo"-Bewegung
Von Hillevi Hofmann
Man mag über ihn denken was man will, Filme machen kann er. Aber Woody Allen (82) als positives Beispiel für "MeToo"? Besser noch: Allen als Aushängeschild der von US-Schauspielerin Alyssa Milano gegründeten Bewegung gegen sexuellen Missbrauch? Das mag wohl sogar für eingefleischte Allen-Fans einen leicht komischen Beigeschmack haben. Noch dazu, wo der Ruf des Regisseurs und Schauspielers ja gerade aufgrund von sexuellen Missbrauchsvorwürfen seit Jahrzehnten alles andere als rein ist.
(K)eine reine Weste
Der fünffache Vater wurde 2013 wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt, nachdem seine Adoptivtochter (Dylan Farrow) in den Medien verkündete, er habe sie 1992 im Alter von sieben Jahren missbraucht. Allen hatte die Beschuldigungen immer wieder vehement bestritten und betitelte Miss Farrows Geschichte als "verrückt". "Das wurde vor 25 Jahren von allen Behörden eingehend untersucht und jeder kam zu dem Schluss, dass das nicht stimmt."
Woody, als "Posterboy" der Bewegung?
In der argentinischen Nachrichtensendung "Periodismo Para Todos" bezeichnete sich der 82-Jährige nun überraschenderweise selbst als " Aushängeschild der MeToo-Bewegung" und beteuerte, dass er mit all den Schauspielerinnen, mit denen er je zusammengearbeitet hat, "immer eine wundervolle Geschichte" gehabt hätte: "Ich mache seit 50 Jahren Filme. Ich habe mit hunderten von Schauspielerinnen gearbeitet und nicht eine einzige - ob groß, berühmt oder gerade erst am Anfang - hat jemals irgendeine Art von Unangebrachtheit an den Tag gelegt."
"MeToo" soll Leute wie Weinstein bloßstellen
Der Filmemacher sieht die "MeToo"-Bewegung als "gute Sache, weil sie denen, die ihre Macht in Hollywood missbrauchen, endlich Gerechtigkeit bringe" und spielte damit unmissverständlich auf den gefallenen Filmmogul Harvey Weinstein an, der aktuell wegen zahlreicher Missbrauchsvorwürfe vor Gericht steht. Allen fände es durchaus in Ordnung, Leute wie ihn "bloßzustellen".
Die Anschuldigungen und Vorwürfe gegen Allen traten erneut auf, nachdem der Harvey-Weinstein-Skandal im Oktober des Vorjahres ins Rollen gekommen war. Seitdem haben zahlreiche Schauspieler, die zuvor gerne mit Allen zusammengearbeitet hatten - darunter auch Colin Firth und Mira Sorvino - den Regisseur medial angeprangert und versprochen, nicht mehr mit ihm arbeiten zu wollen.
Familienmensch
"Dass man mich jetzt wieder beschuldigt, ist eine schreckliche Sache. Ich bin ein Mann mit Familie und Kindern." Er sei weiters verärgert, mit Männern wie Weinstein in Verbindung gebracht zu werden: "Mich ärgert es, mit Leuten, die von 20, 50 oder 100 Frauen der Misshandlung und des Missbrauchs beschuldigt wurden, verglichen zu werden - wo ich gerade einmal von einer einzigen Frau in einem Sorgerechtsfall beschuldigt wurde, der letztendlich als unwahr angesehen wurde und bewiesen wurde. Mit solchen Leuten in einen Topf geworfen zu werden, das ist wirklich ärgerlich."
Wie gesagt, man mag über Woody Allen denken was man mag, Filme machen und Geschichten erzählen kann er. Immer noch.