Wie aus Julia Roberts eine schlechte Verliererin wurde
Von Elisabeth Sereda
Keine zwei Sekunden, nachdem der Name ihrer Konkurrentin fiel, stürmte Julia Roberts (51), sichtbar für alle Kameras mit angepisster Miene aus dem Ballsaal des Beverly Hilton, dass die hauchdünnen Rockschößchen des Stella McCartney-Outfits nur so flatterten. Es war der Sonntag der „Golden Globes“. Sie war als beste Schauspielerin in einer TV-Serie („Homecoming“) nominiert – doch, oh Schreck, Sandra Oh (47) gewann („Killing Eve“).
Es war die – nach ähnlichem Verhalten seit Jahzehnten – wohl endgültige Bestätigung des Verdachts, dass sie keine gute Verliererin ist. Dabei wünschte man sich, dass ihr „Pretty Woman“-Lächeln auch im Leben abseits der Leinwand existiert. Oder zumindest gut gespielt wäre. Denn im Film-Biz gilt Julia „nur“ als ganz gute, aber eben nicht als exzellente Schauspielerin – jedenfalls nicht in der Liga einer Meryl Streep, Julianne Moore oder Glenn Close.
Wer sie näher kennt, weiß, dass sie Probleme hat im freundlichen Umgang mit Menschen, die ihr unwichtig erscheinen. Die Luft in Hollywood ist eine ganz spezielle, aber bei manchen fragt man sich, ob sie nicht dünner wird, je höher sie aufsteigen. Und was dünne Luft im Hirn verursacht, ist medizinisch erwiesen.
George Clooney sagte einmal bei einer Preisverleihung: „Wir alle hier in diesem Raum haben das große Los gezogen. Und daran sollten wir denken, wenn wieder irgendetwas Unwesentliches passiert, das uns unrund macht. Denn unser Glas ist mehr als halbvoll.“
Julia Roberts könnte sich das ins Tagebuch schreiben. Ihr Glas war eher schon halbleer, als sie (1987) das Glück hatte, in die Komödie „Mystic Pizza“ hineinzurutschen. Blutjung, gerade dem nur für Narzissen bekannten Kaff Smyrna (Georgia) entflohen, rannte sie ihrem damals viel erfolgreicheren Bruder Eric Roberts (62) hinterher.
Der weltweite Durchbruch kam drei Jahre später mit „Pretty Woman“ an der Seite von Richard Gere (69). Sie galt als launenhaft, was jugendlicher Unsicherheit zugeschrieben wurde.
Diese Erklärung ist heute längst nicht mehr anwendbar. Dass sie alles andere als ein „streichelweicher“ Interviewpartner ist, wird also wenig überraschen. Dabei haben wir doch so harmlose Fragen gestellt ...
KURIER: In „Ben Is Back“ (aktuell in den österreichischen Kino) spielen Sie die Mutter eines drogensüchtigen Buben. Wie haben Sie sich in diese Rolle hineinversetzt?
Julia Roberts: Ich habe keine Interviews mit echten Müttern abhängiger Kinder gemacht, wenn Sie das meinen. Ich wollte sicherlich nicht das Leid dieser Leute ansprechen.
Wenn Sie drei ganz große Momente in Ihrem Leben beschreiben müssten, welche wären es dann?
Nur drei? Okay: Geboren werden, Heiraten, Kinder bekommen. Reicht das nicht?
Sie sind nicht zum ersten Mal verheiratet?
Nein, aber erst der Dritte passt perfekt zu mir (US-Kameramann Danny Moder, 49).
Ist Ihr größtes Hobby immer noch Stricken? Bestricken Sie Ihre Familie (drei Kinder)?
Ich stricke nicht nur für meine Familie. Ich stricke für alle, damit das einmal klar ist.
Gehen Ihnen Interviews auf die Nerven?
Was mir auf die Nerven geht, ist zwei Tage in luftlosen Räumen immer dieselben Fragen gestellt zu kriegen. Früher habt Ihr uns gemeinsam gefragt. Das war viel besser. Jetzt wollt Ihr uns alle einzeln interviewen. Das ist viel weniger lustig.
Wie jonglieren Sie Job, Privatleben, Familie und Kinder?
Ich bin perfekt, Ich mache nie was falsch, irre mich nie. Angeblich bin ich damit die Einzige. Und das war ein Scherz und wenn Sie es als ernst gemeint schreiben, werde ich Sie finden. Also bitte schreiben Sie nicht, dass ich perfekt bin. (Würde uns doch niemals einfallen, liebe perfekte Julia).