Unterwegs mit Wilfried Scheutz
Von Maria Gurmann
Auf Märkten ist der leidenschaftliche Hobbykoch am liebsten unterwegs. In seiner „Vereinsmeierei“, einem Künstlertreff in Pressbaum (NÖ), gibt es jeden Mittwoch ein Spezial-Frühstück. Von seinem Pfandl und den Tartes seiner Frau Marina schwärmen die Vereinsmitglieder. „Meine Mutter hat in Bad Goisern ein Wirtshaus gehabt. In der Kuchl hab’ ich meine Aufgaben gemacht“, erinnert sich Wilfried (62). „Sie ist am Herd gestanden und hat den ganzen Tag gesungen.“
Sein Großvater, ein Zimmermann, der sich mit Leib und Seele der „Musi“ und der Leitung der örtlichen Volksmusik-Kapelle verschrieben hat, war sein Vorbild. „Alle musikalischen Früherinnerungen laufen über ihn“, sagt der Sänger, der 1972 mit „Ziwui, Ziwui“ bekannt wurde und ein Jahr später mit „Mary oh Mary“ einen Nummer-1-Hit landete.
„Ich war jeden Sonntag mit dem Großvater, der den Kirchenchor dirigiert hat, in der Evangelischen Kirche nur wegen der Musik. Von Gott hab’ ich nichts mit bekommen.“ In den 1960ern prägten ihn dann die wilden Klänge von „Colosseum“ und „Blood, Sweat and Tears“.
Dass auch sein Vater als Blasmusiker „heftig an Musik interessiert war“, ist Wilfried erst später draufgekommen. Nur ein paar Mal traf er ihn. „Der hat sich nicht um mich gekümmert. Er hat damals zwei Kinder gleichzeitig angebaut. Mein Halbbruder ist drei Monate älter als ich.“
Wunschkind
Er und seine Frau Marina, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, haben sich dagegen sehr auf ihren gemeinsamen Sohn Hanibal gefreut (siehe Sonntagsfragen rechts) . „Fast alle Musiker dressieren ihre Kinder wieder zu Musikern. Das haben wir kein einziges Mal gemacht.“ Deshalb habe Hanibal (31) auch mit wahnsinniger Freude Gitarre gespielt. „Nach der Matura war er so gut, dass er auf der Akademie Musik studiert hat“, sagt der stolze Vater.
„Nicht antiautoritäre und nicht autoritäre Erziehung, lautet meine Maxime. Das heißt, wenn es komplett bescheuert ist, was er macht, muss man ihn einbremsen, und sonst lasst man ihn machen, was er will.“ Sein Erziehungskonzept ist aufgegangen. Bei Wilfrieds Konzerttourneen war Hanibal genauso dabei wie hinter der Bühne, wenn der Papa mit Elfriede Ott Theater gespielt hat. Rückblickend würde er nichts anders machen. „Wir haben die Störungen, die er ins Erwachsenenalter mitgenommen hat, relativ gering gehalten. Ich hab’ a riesen Freud’ mit ihm.“
Freude, dass der Bua ein erfolgreicher Kontrabassist ist. Dass Hanibals Band „5/8erl in Ehr’n“ 2012 den „Amadeus Music Award“ in der Kategorie Jazz/World/Blues gewonnen hat. „Seine CDs verkaufen sich wie warmen Semmeln.“
Hanibal ist so vielseitig wie sein Vater, der als Wilfried genauso beliebt war, wie mit dem A-Capella-Quartett „4Xang“ und der Band „Fathers’n’Sons“ mit seinem Sohn. Für seine „Neue Band“, die auch so heißt, „hat mein Sohn die Musiker zusammengestellt“. Im September wird seine neue CD, die Hanibal produziert, erscheinen. „Das wird eine ganz abgeklärte Musik sein. Bluesige Sachen, die zwischendurch explodieren. Das verdanke ich Hanibal. Es wird mein Alterswerk.“
Chefsache
Wie ist die Zusammenarbeit Vater/Sohn? „Er wollte lange nicht mit mir arbeiten, weil er mein Ego kennt. Das war früher so: Wenn man ein Projekt macht, gibt es immer nur einen, der bestimmt. Ich halte nichts von endloser Demokratie.“ Zwar halte er auch nichts von Diktatur, aber einer müsse die Entscheidung treffen. „Jetzt ist Hanibal der Chef.“ Bei den Theaterprojekten mit Elfriede Ott „hab’ ich überrissen, dass ich dort nicht der Chef sein muss“, sagt der Feinschmecker.
Einiges habe er von seinem Sohn gelernt. „Er geht mit Situationen cooler um. Er ist nicht so aufbrausend wie ich in seinem Alter.“ Gefallen lassen sich beide Scheutz nichts. „Wir sind lange geduldig. Aber wenn einer glaubt, er kann uns vorführen, dann wird zurückgeführt“, sagt der Künstler und packt den Fisch von seinem Lieblingshändler auf dem Naschmarkt ein.