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I Stangl: Wider den Unterhosenwitz

Hätte I Stangl gewusst, dass sich der KURIER mit seinem Kollegen Andreas Vitasek in Berlin getroffen hat, dann hätte er einen anderen Treffpunkt vorgeschlagen, meint er, aber so empfing uns der Kabarettist nahe der Burg Perchtoldsdorf in Niederösterreich. Wo es auch schön ist.

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„Hätten wir uns doch in Dublin getroffen oder noch besser auf einem Boot, das den Shannon rauf- und runterfährt.“ Irland und auch Norwegen haben es dem Künstler angetan. „Das Licht, die Landschaft und die Temperatur sind wunderbar, weil mit der Hitze habe ich es net so.“ Der Mann mit der markanten Frisur redet schnell und viel, lacht und gestikuliert mit den Händen. Und nimmt sich kein Blatt vor den Mund.

Schon gar nicht, wenn es um Politiker und Banker geht. Da teilt der 59-Jährige aus. So wie in seinem aktuellen Programm „Unter Geiern“. „Wir können uns ja gar nicht vorstellen mit wie viel Geld spekuliert wird. Der Stapel reicht von hier bis zur Sonne“, sagt er und zeigt mit den Händen nach oben. „Es gibt schon sehr viele Arschlöcher und genug Idioten, dass muss man auch einmal sagen.“ Sein Geld bringt er nach wie vor auf die Bank und kommentiert das mit einem „muss ich ja wohl“.

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I Stangl, der mit bürgerlichem Namen Karl-Ernst heißt, wurde 1954 in Mödling geboren. Dass er Kabarettist werden will, wurde ihm während seiner Ausbildung in der Fachschule für Gastgewerbe klar. „Ich wusste sofort – in dem Bereich werde ich nicht arbeiten. Trotzdem schloss ich die Schule ab. Danach folgten 1000 verschiedene Jobs, ich war Verkäufer beim Foto Nettig, habe die Sozialakademie gemacht und die Studienberechtigungsprüfung“, sagt Stangl. In den 80er-Jahren gehörte er einer Studentengruppe an und machte seine ersten Kabarett-Erfahrungen. „Wir haben uns aber zerstritten und ich habe alleine weitergemacht.“ Mit Erfolg: Von 1991 bis 2001 leitete er das Kabarett Niedermeier.

Auf Kriegsfuß

Mit dem Fernsehen stand Stangl von Anfang an auf Kriegsfuß. „Als junger Kabarettist war ich bei einer Aufzeichnung in Graz, dort habe ich den ehemaligen Korrespondenten Alfons Dalma parodiert. Als ich die Aufzeichnung sehen wollte, wurde ich abgewimmelt. Die Parodie wurde nie gezeigt.“ Ein Vorfall, der weite Kreise zog. Darüber könnte Stangl noch viel erzählen. Seine Stimmte wird laut. „Sie hören, das Thema macht mich emotional.“ Und wenn wir schon über das Fernsehen reden, will er noch etwas loswerden: „Bei Sendungen wie ‚Österreich sucht den Irgendwas-Star’ wird mit der Schadenfreude der Menschen gespielt. Ich finde es unmöglich, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender etwas bringt, wo Leute zu Trotteln gemacht werden, die ihr Talent nicht einschätzen können und sich lächerlich machen. Das ist grauslich.“ In Österreich sei der Unterhosenwitz auf dem Vormarsch.

Nachwuchstalente

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Aber nicht alles ist schlecht. Beim sogenannten Poetry-Slam (Dichterschlacht) treten die laut Stangl hoffnungsvollen Nachwuchstalente auf. „Eine junge Szene, in der es um Inhalt geht. Mieze Medusa aus Österreich ist ein Hammer. In Deutschland ist es Marc-Uwe Kling, der geht in Richtung Kabarett.“ Die Kleinkunst hat für Stangl in einer Halle mit 10.000 Menschen nichts zu suchen. „Unsere Falten, unsere Mimik muss sichtbar sein – und zwar net über eine Videowall.“ Stangl fügt hinzu: „Es gibt nichts Perverseres, als wenn ein Typ unten steht – wie Mario Barth – und damit er wirkt, haben sie ihm ein Bühnenbild gebaut, mit dreißig Meter Breite und sieben Meter Höhe.“

So sehr er sich über Shows ärgert – entgehen lässt er sich nichts. „Ich kann mich über das Gezeigte aufregen und unterhalten. 20 Minuten Musikantenstadl sind großartig, aber damit habe ich genug.“ Entspannung von Alltag eines Kleinkünstlers findet er beim Golfen. Eigentlich der Spielplatz jener, auf die er hinhaut. Stangl: „Ich spiele dort, wo normale Leute hingehen.“ Was für eine Bewandtnis es mit seinem Namen hat, erzählt er zum Schluss: „Andreas Vitasek hat in den 80ern-Jahren im Amerlingbeisl gesagt: Des is finnisch und hast klana Elch.“ In Wahrheit kommt das „I“ vorm Stangl aus seiner Zeit auf der „Sozak“. „Wir hatten Listen zum Eintragen, in der ich nicht meinen Namen sondern nur „I“, also ich, eingetragen habe. Wie ich dann zu spielen begonnen hab, hab ich es beibehalten.“

Termine: Unter Geiern – Über Bankster & andere Ganoven; 25. 3. im Kabarett Niedermeier, 29. 3. in der Kulisse Wien