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Stars und Drogen

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Sicher gehören Künstler der größten Risikogruppe an", sagt die Sucht-Expertin Gabriele Fischer. Durch Tragödien wie die von Michael Jackson, Falco, Amy Winehouse und zuletzt von Whitney Houston könnte der Eindruck entstehen, der Missbrauch von Drogen wäre ein Phänomen unserer Zeit, dabei hat krankhaftes Suchtverhalten auch in fernen Tagen schon das Leben genialer Musiker, Dichter und Schauspieler zerstört.

Allein die Liste der Schriftsteller, die in die Drogenfalle tappten, ist ebenso lang wie prominent. Edgar Allan Poe, Honoré de Balzac und Charles Baudelaire rauchten Opium, weil dies angeblich ihre Fantasie beflügelte. Eugene O`Neill war Morphinist, und Truman Capote probierte überhaupt alles aus, wovon er glaubte, es könnte seinem Schaffen förderlich sein.

"High" Society

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Es ist mehr als 100 Jahre her, dass die künstlerische High Society "high" wurde. Auch in Österreich. So wurde 1893 der Volksschauspieler Alexander Girardi in einem Gutachten des Psychiaters Julius Wagner-Jauregg als "vom Kokainwahn befallen, irrsinnig und gemeingefährlich" bezeichnet. Die Einweisung in eine geschlossene Anstalt blieb dem Publikumsliebling nur durch eine Intervention des Kaisers erspart.

"Zu uns in die Klinik kommen immer wieder Schauspieler", erklärt Gabriele Fischer, Leiterin der Suchtforschung im Wiener AKH, "die sagen: ,Verschreiben S’ mir bitte ein Beruhigungsmittel, ich hab nächste Woche Premiere.’ Künstler haben oft das Gefühl, für sie gelten aufgrund ihrer Begabung besondere Regeln, aber als Patienten müssen sie wie jeder andere nach etablierten medizinischen Standards behandelt werden."

Michael Jackson ist nicht der erste, dem es zum Schicksal wurde, einen Arzt gefunden zu haben, der diese Standards missachtete. Auch Marilyn Monroe starb an einem Mix aus Barbituraten und Schlafmitteln, die ihr verschiedene Ärzte verschrieben hatten, wobei der eine nicht wusste, was ihr der andere gab. Bei Romy Schneider wurde die Todesursache zwar nie restlos geklärt, doch dürfte auch bei ihr eine Mischung aus Alkohol und Medikamenten die entscheidende Rolle gespielt haben. Hollywood-Legende Judy Garland starb mit 47 Jahren an einer Überdosis diverser Drogen und Aufputschmittel, und ihre Tochter Liza Minnelli hat etliche Entziehungskuren hinter sich. Tragisch endeten die Jazz-Größe Billie Holiday und der Saxofonist Charlie Parker. Ray Charles überlebte seine Heroinsucht nur, weil er 1964 wegen Drogenbesitzes verhaftet und therapiert wurde. Ähnlich erging es dem deutschen Liedermacher Konstantin Wecker – hingegen wurde Wiens Popstar Hansi Dujmic nach einem "Goldenen Schuss" tot aufgefunden, und Falco hatte Unmengen von Marihuana, Kokain und Alkohol im Blut, als er bei einem Autounfall starb.

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Sänger und Musiker gelten als besonders gefährdet – und sie trugen auch dazu bei, viele ihrer Fans mit in den verhängnisvollen Strudel der Abhängigkeit zu ziehen. So verkündete John Lennon geradezu stolz, dass er und die anderen "Beatles" vor der Ernennung zum "Member of the British Empire" durch Königin Elizabeth so nervös waren, dass sie vorher noch schnell zur Beruhigung auf der Toilette des Buckingham Palace Haschischzigaretten rauchten. Und ihre Songs "Lucy in the Sky" und "Strawberry Fields Forever" waren Verherrlichungen lebensbedrohlicher Drogen.

"Durch den Tod von Amy Winehouse und Michael Jackson hat ein Umdenken stattgefunden", glaubt Professor Gabriele Fischer, "weil doch viele junge Leute erkennen, dass ihre Idole krank waren und sich ins Unglück stürzten". Schick waren Drogen in der Zeit von Janis Joplin und Jimi Hendrix, die beide daran zugrunde gingen, "heute ist diese Vorbildwirkung bei der Jugend Gott sei Dank nicht mehr so stark".

Picasso

Die 1920er-Jahre verdanken nicht zuletzt der aufputschenden Wirkung harter Drogen, dass sie immer noch als "wild" bezeichnet werden. Künstler und Intellektuelle glaubten im Kokainrausch die Erfüllung ihrer Träume zu finden. Während Jean Cocteau mit Mühe gegen seine Sucht ankämpfte, nahm der junge Picasso Opium, ohne süchtig zu werden – er hat rechtzeitig erkannt, dass ihn Drogen in Wahrheit nicht kreativer machten, sondern in seiner künstlerischen Entfaltung behinderten.

Aus medizinischen Gründen kam der Komponist Richard Strauss 1928 mit Drogen in Berührung, was nicht ohne Folgen blieb: Als man ihm vor einer Operation zwei mit Kokain getränkte Wattebäuschchen in die Nase schob, komponierte er – noch unter dem Einfluss der Droge stehend – zwei Arien der Oper "Arabella". "Als ich sein Krankenzimmer betrat", erklärte der Spitalsarzt Hans Leicher, "fand ich Boden und Bettdecke mit frisch geschriebenen Notenblättern bedeckt." Das Kokain hätte ihn "ganz munter gemacht", behauptete der Komponist später.

Doch Episoden wie diese trügen. Denn die kurzfristig aufputschende Wirkung der Droge konnte der schöpferischen Leistung auf Dauer nie förderlich sein. Vielmehr führt der wiederholte Gebrauch zum totalen Zusammenbruch der Kreativität und der Persönlichkeit.

Alkohol

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Dichter wie Hemingway, Jack London und Norman Mailer waren Alkoholiker – wie auch die Schauspieler Oskar Werner und Helmut Qualtinger. Aufputschmittel nahm Elvis Presley, der außerdem – wie Marlon Brando und Elisabeth Taylor – zur "Fresssucht" neigte.

"Suchterkrankungen sind oft das Resultat einer psychischen Grunderkrankung", sagt Prof. Fischer. "Hemingway etwa war manisch-depressiv. Wenn so jemand in einer manischen Phase ist, ist er besonders kreativ und greift dann zu Suchtmitteln – sei es Rauschgift oder Alkohol, da er damit seine Kreativität noch weiter zu steigern hofft. Sobald die depressive Phase kommt, glauben diese Menschen, dagegen erst recht wieder durch Drogen ankämpfen zu können. So geraten sie in einen schrecklichen Teufelskreis."