Sandras sonnige Welt

Auf dem Scooter, die schmalen Skating-Ski unterm Arm, die Eislaufschuhe auf der Schulter, rast sie auf dem Gehsteig zum Wiener Eislaufverein. Ihre neunjährige Tochter Lea hat ob des Nieselregens gestreikt. Sandra Pires nicht. Sie nimmt das Leben, wie es kommt – und „vor allem immer mit Humor“.

Fröhlich posiert sie für den Fotografen. „Es geht mir so gut, weil ich eine positive Lebenseinstellung habe und viel Sport mache“, sagt sie und versucht ihre Lockenpracht zu bändigen und unter die Haube zu schieben. Bis vor einem Jahr machte die 43-jährige Sängerin überhaupt keinen Sport.

Und dann kam der Berliner Thilo Fechner (44) – ihre große Liebe. Er ist Bratschist bei den Philharmonikern und den The Philharmonics und er ist ein Sportfanatiker. „Gemeinsam gehen wir Mountainbiken, fahren auf die Donauinsel mit dem Rennrad, machen eine Skitour oder gehen skaten auf der Loipe.“ Aus ihren braunen Augen strahlt pures Glück.

Heimat

Vor zwanzig Jahren kam Pires nach Wien, lernte den Tontechniker und Vater ihrer Tochter Bernhard Schedelberger kennen und blieb. In Ost-Timor wurde sie geboren, in Portugal wuchs sie bei den Großeltern auf, mit 13 Jahren zog sie zu ihren ausgewanderten Eltern nach Australien. Wo ist ihre Heimat? „Die Wurzeln sind in Ost-Timor, der Stamm ist in Portugal, die Äste in Australien und die Blätter und Früchte sind in Wien. Das ist mein Leben.“ Heimweh kennt sie nicht. „Sehnsucht hab’ ich nur nach einem Schnitzel, wenn ich länger fort war.“

2007 kehrte sie das erste Mal zurück nach Ost-Timor. „Die Heimat habe ich dort nicht gespürt. Ich habe zu diesem Land keinen Bezug.“ In Wien fühlt sie sich geborgen, auch wenn sie noch die portugiesische und australische Staatsbürgerschaft besitzt. „Ich habe so viele liebe Menschen um mich.“ Nach der Scheidung von ihrem Ehemann mussten erst die Wunden heilen. Musik vertreibt ihr die Schwermut. „Durch das Singen kommt man über die Traurigkeit hinweg.“ Wenn sie das Lied „Smile When Your Heart Is Aking“ singt, „geht die Sonne wieder auf“.

Eine perfekte Patchwork-Familie seien sie jetzt. Ihre und die Dachgeschoßwohnung von Leas Vater sind nebeneinander. Ihre Tochter ist ihr Sonnenschein. Erziehen braucht sie Lea nicht. „Ich lasse ihr ihre Persönlichkeit. Sie braucht keine Grenzen, die setzt sie sich selbst. Wie die Fernsehregeln, die hat sie sich ausgedacht.“ Zerknirscht muss Sandra Pires zugeben, dass sie mit ihrer Tochter nicht Portugiesisch spricht. „Leider, leider, sie wollte einfach nicht. Aber ich spreche mit ihr wenigstens Englisch.“

Silvesterprogramm

Zuletzt war die Sängerin als Maria von Trapp in der Wiener Volksoper in „Sound of Music“ zu sehen. Am 31. 12. steht sie mit ihrem eigenen Programm „Sandras Silvesterwelt“ auf der Bühne des Theater Akzent. „Ich werde von meinen Silvester-Erlebnissen, von Australien, Berlin, Brasilien, Spanien und Portugal erzählen und die passenden Lieder dazu singen.“ Anschließend eilt sie ins Konzerthaus zu den Philharmonics.

Im nächsten Jahr wird die Sängerin ihr erstes, auf Deutsch gesungenes, Album herauszubringen. Drei Lieder gibt es schon. „Eines hab’ ich mit Thilo geschrieben.“ Der Sohn einer Berliner Musikerfamilie und das Naturtalent haben Musik im Blut. „Ich habe jetzt einen Menschen, der im Gegensatz zu allen bisherigen Männern, mit denen ich eine Beziehung hatte, sehr sensibel ist. Er lehrt mich wahnsinnig viel über mich selbst. Dafür sind Beziehungen da, dass man sich fallen lässt und weiter entwickelt.“ Ihr Motto ist: „Leben und leben lassen.“ Von Thilo hat sie gelernt, sich die Zeit „zum Atmen und zum Leben zu nehmen“. Und immer besser gelingt es dem zierlichen, quirligen Ex-Dancing-Star, auch mal Nein zu sagen.

Info: Sandra Pires & Band am 31.12. um 19.30 im Theater Akzent mit dem Programm „Sandras Silvesterwelt“. Karten: 01/50165-3306