Riccardo Simonetti: Die Mission eines Bloggers
Von Lisa Trompisch
Erster Eindruck – er hat die Haare schön. Aber auch „darunter“ spielt sich so einiges ab. Der gehypte Blogger (wurde erst kürzlich zum „Idol of the Year“ ernannt) Riccardo Simonetti (26) passt in keine Klischees, auch nicht in das des typischen Influencers. Der sympathische Deutsche mit den über 203.000 Followern auf Instagram will mehr als nur ein paar schöne Bilder posten, er hat nämlich eine Mission.
Der KURIER hat Riccardo bei der Magnum-Party in Cannes (sein erstes mal bei den Filmfestspielen) getroffen – eines gleich vorweg: Eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit.
"Ich hab das Gefühl, ich kenne die Croissette in- und auswendig, weil ich wirklich jemand war und bin, der alle Magazine gekauft hat, wo Cannes draufstand. Ich hab alles im Fernsehen verfolgt, ich hab jeden Beitrag angeguckt, wo ich wusste, es ging um die Cannes-Filmfestspiele, weil ich so ein Fan davon war. Und jetzt, wo ich wirklich hier bin kann ich nur sagen, dass ein Traum wahr wird und die Realität ist noch viel, viel besser als ich es mir vorgestellt hätte. Es ist noch glamouröser, man sieht noch mehr Abendroben. Bereits um 14 Uhr sind schon Leute im Smoking und meterlangen Schleppen durchs Hotel spaziert. Ich fühle mich sehr privilegiert, ein Teil davon zu sein", strahlt er im KURIER-Interview.
Aber die Glamour-Welt ist bei Weitem nicht alles für Riccardo.
„Ich möchte meiner Generation beibringen, dass Anderssein nicht unbedingt etwas Schlimmes sein muss und dass man stolz drauf sein sollte, wenn man anders ist, und dass man keine Angst davor haben sollte. Und dass man auch ein bisschen rücksichtsvoller und liebevoller miteinander umgehen sollte, wenn man merkt, dass jemand nicht so ist, wie man selbst“, meint er.
"Ich habe das Gefühl, im Internet mit Instagram hat das so zugenommen, dass Menschen direkt vorgelebt bekommen, wie sie sein sollen. Und wenn du so und so bist, bist du beliebt und fall ja nicht aus dem Raster raus", so Riccardo.
„Man kann auch als Blogger, Influencer, Model, eine Person, die in der Öffentlichkeit steht, jemand sein, der einen Mehrwert verkörpert, als einfach nur schön auszusehen, und das mache ich jeden Tag aufs Neue. Und mir ist es wichtig, dass die Leute verstehen, dass das nichts ist, worüber ich einmal im Jahr gerne in Interviews spreche, sondern ich setze mich nicht in eine sichere Umgebung und rede darüber, dass man sich mehr lieben soll, ich lebe das den Leuten vor und zwar jeden Tag aufs Neue."
"Ich spreche auch über Dinge, die nicht so schön sind oder Spaß machen, erzählt zu werden, aber wo ich das Gefühl habe, es ist so wichtig, dass man sie erzählt.“ Dazu gehören auch toughe Themen wie Mobbing, Bodyshaming oder Homophobie. Riccardo ist ja auch Kampagnenbotschafter des Vereins „Jugend gegen Aids“. Das Aus des Life Balls trifft ihn daher besonders.
„Es hat mir ein bisschen das Herz gebrochen, als ich davon gehört habe, denn Gery Keszler und diese Organisation haben in den letzten Jahren so viel unfassbar Gutes erreicht. Und für mich war das so ein aufmerksamkeitserregendes Event, dass eben so viel Fokus auf dieses wichtige Thema gelenkt hat. Ich hoffe einfach, dass Gery der Aids-Hilfe treu bleibt und etwas Neues auf die Beine stellt.“
Riccardo wünscht sich für seine persönliche Zukunft: „In 15 oder 20 Jahren immer noch glücklich vor der Kamera stehend, wieder beim Filmfestival in Cannes und es immer noch genießen können – das fände ich toll.“