Der Politologe spricht lieber über die Uni als seine Person. Und tut’s doch.
Vor Wahlen könnte Peter Filzmaier im Fernsehstudio einziehen. Der 46-jährige Politikwissenschaftler ist exklusiver ORF-Analytiker für nahezu alles, was mit der Nationalratswahl kommenden Sonntag zu tun hat. Auf die gewachsene Popularität angesprochen, stellt der hagere Professor klar: „Popularität ist für Wissenschaftler schwer einordenbar, ich würde sagen Bekanntheit.“ Er habe als Wissenschaftler ja auch eine Bildungsaufgabe zu erfüllen. Aber es gehe nicht um seine Person, er stehe ja nicht zur Wahl. Diese Trennlinie ist Filzmaier wichtig, das hat ihn die Zeit in den USA gelehrt – „ein Land, wo ich immer wieder sein möchte, aber nicht leben will. Weil es dort einiges gibt, das sich mir nicht erschließt.“ Zum Beispiel eben das zwanghafte Stöbern im Privatleben Prominenter. „Macht man einmal eine Homestory, lässt sich das nicht stoppen. Es mag wie ein Stehsatz klingen, aber meine Familie bedeutet mir alles, für die Öffentlichkeit ist sie uninteressant. Das ist gut so.“ Klare Worte von einem, der sonst gerne kunstvolle Sätze bildet. Im Sitzen gestikulieren beide Hände, im Gehen hat er meist eine im Hosensack. Filzmaier ist seit 15 Jahren verheiratet, die Tochter geht ins Gymnasium.
Allerdings sei die Donau Uni in Krems ein „für mich auch ganz typischen Ort“. Hier koordiniert und lehrt Filzmaier Politische Kommunikation. „Ich bin und war beruflich immer mobil. Auch weil ich als geborener Wiener die Wasserkopflastigkeit Wiens nie mochte. Daher habe ich viel in den Bundesländern gearbeitet.“ Den Lehrauftrag in Krems hat er wie andere aber reduziert, als er 2009 sein Unternehmen, das „Institut für Strategieanalysen“, eröffnete. Und sogar eine unkündbare Stelle aufgegeben. „Aber ich würde Universität nie ganz aufgeben, auch wenn man in erfolgreichen Jahren mit der Firma mehr verdient. Die Wissenschaft ist eine mir sehr angenehme Selbstverpflichtung zur Fortbildung im eigenen Fachgebiet.“ Filzmaier liebt das Akademische in jeder Facette: Beim Rundgang erklärt er mit seiner markanten rauchig-krächzenden Stimme die Geschichte des Gebäudes – „ehemalige Tabakfabrik, das Flair des traditionellen Gebäudes in spannender Verbindung mit dem neuen Trakt.“ Über die Bibliothek spricht er wie über einen magischen Ort.
Beim Betreten wendet sich der höfliche Professor an die Damen beim Eingang: „Ich bin nur kurz für Fotos hier, wir sind leise.“ Die Damen nicken desinteressiert. „Man ist heute nicht mehr oft real hier, aber in der Bibliotheksatmosphäre hat man viel mehr das Gefühl des echten Lesens.“ Um zielgerichtet zu recherchieren, aber auch um zu schmökern. Neben Fachliteratur liest Filzmaier „ganz banal: Krimis“. Nachsatz: „Das kann ich sagen, das ist nicht zu privat. Als Jugendlicher alle Agatha Christies, dann die Grishams.“ Heute zur Entspannung Mankell und „die üblichen Verdächtigen aus den Bestsellerlisten. Ich bin enttäuscht, wenn die Lösung unlogisch ist. Da stimmt das Klischee des Wissenschaftlers.“
Der mit 24 übrigens schon Magister und mit 26 Doktor war. „Das erzähle ich nicht aus Eitelkeit, sondern weil es mich schon beschreibt, glaube ich.“ Der Spaß kam in der Jugend deshalb aber nicht zu kurz. „Das Bild, das eine wäre Pflicht und das andere Spaß, stimmt bei mir nicht. Ich fand das Studieren spannend, dann macht man es intensiv. Das banale Ergebnis ist, dass etwas weitergeht.“ Bei Hobbys sei das ja auch so.
Apropos: Der passionierte Läufer trainiert derzeit wieder mehr. Die Bekanntgabe seiner Bestzeit ist ihm fast zu privat. „Es gab früher ganz gute Bestzeiten, aber das variiert stark.“ Nämlich? „Also als junger Mann lief ich den Halbmarathon in einer Stunde zwölf. Das muss man jetzt in Relation zur Altersklasse sehen.“