Michaela Kirchgasser: Reif für Olympia, reif für die Ehe
Von Maria Gurmann
Das ist ein Geschnattere und ein Gekudere, wenn Michi Kirchgasser mit ihren Freundinnen im Wohlfühl-Resort „La Pura“ in Gars am Kamp eintrudelt. Ein Wochenend-Ausflug ins Frauen-Wellnesshotel steht auf dem Programm. Vom Stau auf der Autobahn ließen sich die fünf Mädchen die gute Laune nicht verderben. „Wir haben die Musi laut aufgedreht und wie wild gesungen“, erzählt die 28-jährige Skirennläuferin und „Plaudertasche“, wie uns ihr Bruder Toni vor zwei Jahren beim Frühstück in Filzmoos erzählte.
„Ich bin eine Frohnatur“, sagt Kirchi, wie sie ihre Fans und Freunde nennen, auf dem Weg zum Schwimmbad. „Wir sind in einem so schönen Land zu Hause, das zaubert mir immer ein Lächeln her.“ Sauna, Massagen, Maniküre und eine Gesichtsmaske im frisch renovierten Beauty-Spa des Hotels stehen auf ihrer Wunschliste.
Mit dabei, Teamkollegin Alexandra Daum. Die Trainings- und Fitnessräume werden nur zum Spaß besucht. Die Ski-Ladys sind topfit. „Ich mache mit 200 Kilo auf den Schultern Kniebeugen. Die Alex und ich packen am meisten Gewicht“, sagt die Tochter des Chefbetriebsleiters bei den Liften in Filzmoos.
Schatzi
Das Aufbautraining derSki-Mannschaft fand, wie jedes Jahr im Spätsommer, in Neuseeland statt. „Auf dem Rückweg hab’ ich einen Zwischenstopp in Malaysia eingelegt, um mein Schatzi zu besuchen.“ Wer, wie, was? Da sprudelt es aus ihr heraus: „Seit einem Jahr bin ich mit Sebastian zusammen. Ein paar Wochen nachdem es mit meinem Innsbrucker Freund aus war, hab’ ich ihn wieder gesehen. Sebastian ist meine Kindergartenliebe.“ Und weil der Filzmooser gerade ein Auslandssemester in Malaysia macht und „wir uns bis Jänner nicht sehen werden“, wollte sie ihren Schatz, der nächstes Jahr die Fachhochschule für Unternehmensführung in Kufstein abschließen wird, noch besuchen.
Für das erste Damen-Weltcuprennen in Sölden (26. Oktober) ist die WM-Silbermedaillien-Gewinnerin gut vorbereitet. Zehn Mal war sie schon „drüben“ in Neuseeland. Heuer war es warm und feucht, die Piste nie richtig hart. „Kompakt schon, aber spurig und grießlert.“ Das sei, speziell für sie sehr positiv gewesen, „weil ich technisch viel mehr weiter gebracht hab. Wenn die Piste nämlich schlechter ist, zeigt es die Fehler viel besser auf“, erzählt sie beim Spaziergang auf die Burgruine in Gars.
Mental sei sie auch stärker geworden. Vor dem Start hört sie nicht mehr AC/DC. „Jetzt konzentriere ich mich auf mich selber, lasse mich nicht ablenken “, sagt Kirchgasser, die in ihrer Freizeit am liebsten auf der Couch entspannt, gerne leichte Klassik und „immer noch Schlager von Wolfgang Petry bis zu den Klostertalern“ hört.
Hochzeit
Die Kuschellieder trösten sie auch, wenn Sebastian ihr zu sehr fehlt. Wie sieht die Familienplanung der Verliebten aus? Jetzt denke sie hauptsächlich an die Rennen in Sotschi und an ihre mögliche erste olympische Medaille. „Wir wollen aber auf alle Fälle heiraten.“ Wann das sein wird, weiß die Kirchi nicht. Denn sie wartet noch auf den klassischen, kitschigen „Oldstyle-Heiratsantrag. Ich werde sicher nicht fragen.“
Über die Frage, wer von den beiden den Familiennamen des anderen annehmen würde, braucht das Filzmooser Paar auf jeden Fall nicht nachzudenken. Sebastian heißt nämlich auch Kirchgasser. „Und obwohl ich 45 Cousinen und Cousins habe, sind wir nicht verwandt. Das haben wir genau nachgeprüft.“ Das bestätigt auch Sebastians Schwester, die mit von der Mädelpartie in Gars am Kamp ist.
Trotz Ausgelassenheit scheint die Slalomspezialisten reifer geworden zu sein. Reif für eine Medaille in Sotschi und reif für die Ehe.
Sonntagsfragen
Mein Vater sagte immer: Sei freundlich!
Ohne Skifahren wüsste ich zurzeit nicht, was ich machen würde.
Meine beste Freundin ist die Fenninger Anna. Mit ihr teile ich bei den Rennen auch immer das Zimmer.
Mein größter Traum ist voriges Jahr in Schladming mit der WM-Einzel-Medaille in Erfüllung gegangen.
Zornig werde ich, wenn Leute nicht höflich und respektvoll sind.
Angst habe ich vor Spinnen und Schlangen.
Liebe ist das, was ich mit dem Sebastian habe. Liebe ist von Kindheit an da.
Meine Vorbilder sind meine Eltern.