Die Kabarettistin packt in ihrem neuen Programm über frühen Sex aus.
Volles Haus, tolle "Kulisse", pralle Verbalerotik – fast stand zu befürchten, die gamsigen Gratisblätter würden tags darauf taxfrei titeln: "Andrea Händler versext das Kabarett." Zum Glück versiebt sie’s nicht (siehe Kritik, Seite 23). Denn: Im privaten wie beruflichen Gedenkjahr – sie wurde 50, ihre Karriere 30 – verdient sich die hin- und herzzerreißende Erz-Komödiantin mit ihrem Solo "Ausrasten" höchste Achtung.
Allein die ganze "Oktave" ihrer Stimminterpretationen – von Türke, Tölpel, Trantüte und Tussi bis Tierwelt – erhebt die One-Woman-Show (mindestens) zur "Fünf-Goschen- Oper". Die VIPs – wie
Reinhard Nowak,
Dolly Schmidinger&
Barbara Karlich– wieherten. Auch als Verbeugung vorm brillanten Background-Duo, Autorin
Angelika Hager& Regisseurin
Eva Billisich. Riesenjubel, runde Sache. Wo wäre der Haken?
Na, ja ... Händler berichtet so delikat detailliert von eigenen Lebens- und Liebeslagen, dass es alle für bare Münze nahmen. Alle? Nö, nicht alle.
Etwa diese Story vom gemeinsamen Urlaub mit ihrer Mutter. "Erst unlängst", wie
Andrea treuherzig hinzufügt, "ich war vielleicht 20." Also: Zwei Generationen Händler in der "
Karibik des kleinen Mannes", in
Jesolo. Dort fällt der Frau Mama
Giovanniauf, ein Papagallo, wie dem Prospekt für hormonelle Verwirrung entsprungen. Giovanni tritt auf wie weiland der Eroberer
Marco Polo, putzt aber nur Tretboote. Soll sein.
Gerti Händlerschmachtet dahin – schickt aber ihre Tochter als Stuntgirl eigener Phantasien in die Schlacht.
Andrea, seit dem "ersten Mal" mit einem
Grahamin den Sprachferien im englischen Seebad, tut wie geheißen, erfährt aber statt der erhofften "sexuellen Nahversorgung" nur einen Pronto (Quickie auf Italienisch).
Dazu die Mutter heute entrüstet: "Geh, die Andrea lügt doch!" Wie "lügt"? "Das Ganze war nicht in Italien, sondern in Griechenland!"