Leah Remini rechnet mit Scientology ab
Von Elisabeth Sereda
Als scharfzüngige Ehefrau des lustigen Kevin James in King of Queens wurde Leah Remini (48) zu einer der beliebtesten Sitcom-Charaktere. Aber es war ihr sehr öffentlicher Austritt aus der Sekte „ Scientology“ vor fünf Jahren, der sie für viele zur Heldin machte. Ihre Autobiografie und die darauffolgende Doku-Serie „Scientology and its Aftermath (Scientology und seine Folgen)“, in der sie den Kult schonungslos zerlegt, machten sie obendrein zur Aktivistin.
KURIER: Sie schrieben in Ihrer Autobiografie, dass Sie nicht mit Bildung, sondern in einem Kult aufgewachsen sind. Was waren die Folgen dieser Kindheit?
Leah Remini: Ich habe die längste Zeit meines Lebens in einem Kult verbracht, wurde als siebenjähriges Kind von meiner Mutter hineingebracht, und hatte null Schulbildung. Die Folgen sind, dass ich bei meiner eigenen, 14-jährigen Tochter extrem darauf bedacht bin, dass sie eine gute Ausbildung bekommt, dass es wichtig ist, offen zu sein und nicht einer Serie von seltsamen Regeln zu folgen.
War es schwierig, einen Platz im wirklichen Leben zu finden?
Ich musste mich auf einmal fragen: „Welche meiner Gedanken sind denn meine eigenen?“ Denn ich wurde mit Gehirnwäsche aufgezogen. Menschen, die anders dachten, gab es entweder nicht oder sie wurden verurteilt, weil sie keine Scientologen waren. Jetzt bin ich dem Leben und anderen Menschen mit verschiedenen Meinungen gegenüber offen und fühle mich wie ein kleines Kind. Denn ich gab alles auf, was ich kannte. Scientology lehrt nichts als Kampf und Zorn, und das war in meiner DNA. Scientology präsentiert ihre Mitglieder als perfekte Menschen. Dabei sind sie alles andere als perfekt. Voller Wut auf alle, die anders denken, die nicht Scientologen sind. Die sind Außenseiter und werden mit Hass verfolgt. Die Gesetze von Scientology sind so geschrieben, dass es Doktrin ist, Andersgläubige fertig zu machen. Es steht drin, dass auf alles loszugehen ist, was diese Menschen schützen wollen, also Familie, Freunde und Job. Missbrauch und Destruktivität stehen in ihren Gesetzen.
Hat sich Scientology an Ihnen gerächt, und hatte Ihr Austritt negative Folgen für Sie in Hollywood?
Ja! Und an anderen, die ausgetreten sind. Ich sage es ganz offen: Wenn Hollywood etwas unterstützt, das Menschen schadet und aktiv ihr Leben ruiniert, dann will ich damit nichts zu tun haben. Mit anderen Worten: Wenn jemand nicht mit mir arbeiten will, weil er Angst hat, dass er deshalb Probleme mit Scientology bekommt, dann ist es mir sehr recht, keine Zusammenarbeit zu haben. Denn ich bin in einem Alter, wo ich nur mehr Menschen akzeptiere, die auf der richtigen Seite der Geschichte sind.
Sie werden also keine Filme mit Tom Cruise und John Travolta drehen.
Die sprechen nicht mit mir, das dürfen sie gar nicht. Die attackieren mich nur, weil das Pflicht ist. Ich habe ja angeblich Tom Cruise’ Hochzeit zu Katie Holmes durch mein schlechtes Benehmen kaputt gemacht. Weil an diesem Abend meine Zweifel begannen – über die ich auch innerhalb des Kults laut sprach – und die letztlich zu meinem Austritt führten.
In den USA und einigen anderen Ländern ist Scientology steuerbefreit.
Ja! Und deshalb haben sie so viel Geld! Über drei Milliarden Dollar haben die! Sie lassen Privatdetektive ins Privatleben jedes Menschen schnüffeln, der ihnen kritisch begegnet. Und okay, VIPs sind das vielleicht gewöhnt, aber wenn man von einer Mutter in Clearwater, Florida hört, deren Sohn sich von ihr losgesagt hat, weil Scientology ihn dazu zwang, und von einem Arbeiter, der verfolgt wird und dessen Boss angerufen wird, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen, dann sieht man, wie weit die gehen, um das Leben von einfachen Menschen zu zerstören.