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Thomas Maurer: Schlechter Schüler, na und?

In sieben Wochen, in einem Stück und ohne Sonntagspause, schrieb der Kabarettist und Satiriker sein neues Programm. „Das ist gegangen, weil ich in dieser Zeit von meiner Familie getrennt war“, sagt Thomas Maurer, modisch g’sackelt mit Hemd, Jeans und schickem Sakko. Seine zwei kleinen Söhne (fünf und eineinhalb Jahre) hätten ihn sonst abgelenkt.

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Fesch ist der g’scheite Vielschreiber mit dem spitzbübischen Lächeln. Den Dauereinsatz – von „Wir Staatskünstler“, „Was gibt es Neues? “ bis zur neuen Comedy-Serie „BÖsterreich“, für die er mit Robert Palfrader als Chefautor fungierte – sieht man ihm nicht an. Auch, wenn sein Gehirn „24 Stunden auf Empfang geschaltet war“.


In Maurers Lieblingsbuchhandlung Hartlieb in der Währinger Straße, gleich ums Eck seiner Wohnung, trifft man den viel beschäftigten Schauspieler oft. „Ich habe immer ein Buch eingesteckt. Wenn beim Spar mehr als vier Leute vor mir bei der Kassa stehen, ziehe ich schon mein Buch aus der Tasche.“
Welches Werk hat er heute eingesteckt? „Extra nix, weil ich nur meinen Text lesen soll.“ Am 14. 10. ist im Wiener Stadtsaal Premiere seines neues Soloprogramms, das er einfachheitshalber „Neues Programm“ nennt. „Man muss seine Titel abgeben, bevor man noch weiß, was es werden soll. Jeder Kollege hat sich schon einmal überlegt, es einfach ,Neues Programm‘ zu nennen. Aber keiner hat’s gemacht. Da hab ich mir gedacht, ein Mal kann man den Witz machen“, sagt der begabte Zeichner und greift zu dem Comicbuch „A Tribute to Robert Crumb“.


Buchhandelslehre

Die fünfte Klasse musste der „Schulversager mit Eichenlaub und Schwertern“ drei Mal in verschiedenen Schulen wiederholen. Dann gab er auf. „Ich war nicht System-kompatibel.“ Mit 17 zog er von zu Hause aus und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Zeichner, Illustrator und Grafiker. „Ich war pragmatisch genug, um zu sagen, das wird ein bissl dauern, bis die Kuh Milch gibt. Da wollte ich daneben eine Hacken suchen.“ Nur welche Hacken hält ein Querdenker aus, den die Schule nicht interessierte, dafür umso mehr das Lesen, das er sich mit fünf Jahren selbst beibrachte? „Da bin ich in der Buchhandlung gelandet und hab nach drei Jahren die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung gemacht.“

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Mit sechs Jahren ging er in eine Leihbücherei und war empört, „dass seine Mutter mitgehen musste“. In Karl May vergrub er sich als Kind. Später kamen viele Autoren, die über die Monarchie und die Zwischenkriegszeit geschrieben haben, dazu. „Und die Amerikaner der 20er-Jahre, von F. Scott Fitzgerald bis Charles Bukowski, interessierten mich.“ Mit 15 kaufte er sich jeden Montag das profil. „Meine satirische Ader war schon in meinen alten Zeichnungen erkennbar.“


Sein 19-jähriger Sohn – „er hat gerade mit Auszeichnung maturiert“, sagt Maurer stolz – fängt erst jetzt an, sich für Bücher zu interessieren. „Aber vorlesen lassen sich alle drei gerne.“ Sämtliche Harry-Potter-Bände trug er ihnen vor. „Jetzt, mit dem Fünfjährigen, lese ich zum zweiten Mal das 800-Seiten starke Werk von Walter Mörs, ,Die 13 Leben des Käpt’n Blaubär‘. Ein großartiges Vorlesebuch, weil man als Erwachsener auch seinen Spaß hat.“

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In seiner Wohnung stapeln sich Bücher, die gelesen werden wollen. „Wenn ich ein Buch zu Hause vergesse, kaufe ich mir am Weg gleich ein anderes.“ Egon Friedells „Kulturgeschichte der Neuzeit“ liest er immer wieder. „In Musils Mann ohne Eigenschaften falle ich auch alle Jahre wieder.“ Viel Zeit braucht der Autor und Schauspieler, um die 1200 Seiten mit den unendlich vielen Fußnoten von Foster Wallace’ „Unendlicher Spaß“ zu lesen. „Das war ein tolles, eines der beeindruckendsten Bücher, die ich in den letzten zehn Jahren gelesen hab, aber das schaffe ich nur im Sommer, wenn ich sonst nichts mache.“


eBook

In einer Schaffensphase, wie jetzt, greife er solche Wälzer gar nicht an. „Da schaue ich, dass ich nicht allzu blöde, aber auch nicht allzu fordernde Bücher lese. Romane, Sachbücher zum Thema, über das ich gerade schreibe, oder gute Krimis.“

Thomas Maurer zeigt auf die Reihe mit den John-le-Carré-Bänden. „Ich habe jetzt gerade auf Englisch seinen neuen Roman begonnen. Auf dem eBook, weil das Oxford Dictionary installiert ist.“ Da hat er, wenn er ein Vokabel nicht kennt, die Übersetzung auf Knopfdruck. „Mein Englisch ist autodidaktisch und far from perfect,“ sagt der Kabarettist, bevor er sich schweren Herzens von den Büchern trennt, um zu den Proben zu eilen.


Info: Thomas Maurer, „NeuesProgramm“, ab 14. Oktober im Stadtsaal in Wien und auf Tour in den Bundesländern.

www.thomasmaurer.at

www.hartliebs.at

6 Sonntagsfragen

Zurzeit lese ich den Text meines neuen
Programmes, den hab’ ich im Laptop.

Satire ist mein Broterwerb und immer noch ein Anliegen.

Meine Mutter sagte immer: Dei große Goschen wird dir noch einmal zum Verhängnis.

Lesen ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ein Tag, an dem ich nicht lese, kommt nicht viel häufiger vor, als ein Tag, an dem ich mir nicht die Zähne putze.

Aggressiv werde ich, wenn ich unverschuldet mit Aggression
konfrontiert werde, vor allem, wenn sich die dann auch noch mit Blödheit paart.

Mein ältester Wein ist 20 Jahre alt.