Hier bewies die Schauspielerin Judi Dench großen Mut
Von Elisabeth Sereda
Mit 23 schaffte sie ihren Durchbruch als Bühnenstar im Old Vic Theatre in London. Zum internationalen Begriff wurde sie elf Jahre später als Titania in der Shakespeare-Verfilmung des „Sommernachtstraums“. Junge Fans kennen sie als „M“ aus den Bond-Filmen. Judi Dench (84) wurde von der Queen dreifach geadelt, und müsste eigentlich als „Dame Judi“ angesprochen werden, wenn sie das nicht so lächerlich fände.
Fast blind hat sie dennoch allein im nächsten Jahr fünf (!) Filme auf dem Kalender, und hat nicht vor, in Pension zu gehen. Derzeit ist sie bei uns in „Geheimnis eines Lebens“ zu sehen – als Ex-Spionin.
KURIER: Wären Sie in Wirklichkeit eine gute Geheimagentin?
Judi Dench: Niemals! Ich muss ja sofort Freunde anrufen, wenn ich die kleinste Neuigkeit erfahre. Ich war und bin ein offener Mensch und halte nichts von Geheimnissen.
Sie haben sehr oft Adelige und auch Königinnen gespielt. Fällt Ihnen das leicht?
Nein, absolut nicht. Ich bin im Grunde ganz und gar nicht majestätisch!
Sie drehen oft Filme, die als Beispiel für Toleranz stehen, etwa „Mrs. Brown“, „Victoria & Abdul“ oder Ihr neuester, „Geheimnis eines Lebens“. Ist Ihnen dieses Thema ein Anliegen?
Bevor ich meinen Mann heiratete (sie war von 1971 bis zu seinem Tod 2001 mit Schauspieler Michael Williams verheiratet; die gemeinsame Tochter Tara, 46, ist ebenfalls Schauspielerin), gab es Riesendiskussionen darüber, wer konvertiert. Nicht zwischen uns, sondern von au-ßen. Ich war Quäker, er Ka- tholik. Dann nahm uns ein Jesuitenpriester beiseite: Wir würden alle Punkte erfüllen, die eine harmonische Ehe versprechen, bis aufs Konvertieren. Ich werde das nie vergessen, denn es bewies, wie unwichtig es ist, was auf einem Papier steht. Es geht immer nur um den Menschen.
Sind Sie eigentlich mutig?
Im Allgemeinen ja, aber nicht, wenn’s ums Essen geht. Als ich auf PR-Tour durch Ja- pan war, wurde ich zu diesem angeblichen grandiosen Dinner gebracht. Alles wurde in Töpfen mit Deckeln serviert, und jedes Mal, wenn ich den Deckel abnahm, starrte mir etwas mit Augen entgegen. Ich versuchte dabei höflich zu bleiben, aber leicht war das nicht ... Ich bin ein Feigling, was Nahrung betrifft.
An Ihrem 80. Geburtstag wagten Sie aber etwas, nicht wahr?
Ja, meine Tochter schenkte mir einen Shoppingtag und sie fragte mich, ob ich eine Tätowierung haben will. Ich sagte sofort ja. Seitdem habe ich eine am Handgelenk.
Und was steht da drauf?
Carpe Diem – nütze den Tag. Ich bin der Meinung, es ist das Schlimmste im Leben, nur einen Tag zu verschwenden. Ich habe das nur für mich selbst gemacht, nicht wie viele andere, die Tätowierungen an Stellen machen lassen, wo jeder sie sehen kann. Ich trage immer viele Armbänder über meiner, denn ich weiß ja, dass sie da ist (siehe Foto oben).
Wollten Sie jemals etwas anderes als Schauspielerin werden?
Set-Designerin – das habe ich auch studiert. Fürs Theater, nicht für den Film. Aber ich war nicht talentiert genug.
Sie sehen seit Jahren schlecht.
Ich bin praktisch blind und lerne meine Texte phonetisch. Interessanterweise sehe ich besser, wenn ich in der Natur bin. Ich kann noch malen, wenn es auch immer abstrakter wird. Aber Fernsehen ist unmöglich, was aber vermutlich ohnehin besser ist. Also verbringe ich meine Zeit mit Familie und Freunden.