Stars

Helmut Dietl: „Krebs hat mir gerade noch gefehlt“

Dietl nimmt Abschied vor der Zeit in der Zeit. Seine Heilungschancen liegen laut seinem Arzt „im günstigsten Fall“ bei zehn Prozent – „eher darunter“. „Wenn man bedenkt, wie viel ich geraucht habe, dann ist es geradezu ein Wunder, dass es solange gut gegangen ist“, sagte der 69-jährige Regisseur von „Schtonk“ und „Rossini“, von „Monaco Franze“ und „Kir Royal“ dem Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in einem langen Gespräch in seiner Schwabinger (München) Wohnung.

Anfang Oktober habe er die Diagnose bekommen. Er sei nicht überrascht gewesen. Dietl schätzt, dass er eine Million Gitanes geraucht habe, bis er vor sechs Jahren aufhörte. Die Zeit widmete dem Regisseur ein dreiseitiges Dossier. Dietl hat dieses eine Interview gegeben und will damit alles gesagt haben: „Ich möchte möglichst in Ruhe gelassen werden.“

Im Gespräch klingt es so, als wolle er auf eine aufwendige Behandlung verzichten. „Man kann diesen Kampf führen – aber geht man gerne in einen Kampf mit einer zehnprozentigen Chance?“

Der Filmemacher hat den Verriss seines letzten Films „Zettl“ nicht verwunden. „Ich kann nicht mehr so freundlich sein wie früher“, sagte er. Sein lakonisches Karriere-Fazit: „Man enttäuscht selbst, und man wird enttäuscht.“ Über den 2011 verstorbenen Münchner Filmproduzenten Bern Eichinger, dem er in „Rossini“ ein Denkmal setzte, sagt er, er habe sich mit zu vielen Opportunisten und Karrieristen umgeben. Besonders verhasst war ihm Eichingers Film „Der Untergang“: „Er wollte mich zwingen, den ,Untergang‘ zu mögen.“ Dabei könne man keinen Film machen, „wo Hitler der Held ist“.

Dietl, der Veronica Ferres groß gemacht hat, hat eine zehnjährige Tochter mit seiner vierten Ehefrau Tamara Dietl. Seine ältere Tochter Sharon erfuhrt erst vor Erscheinen des Zeit-Interviews von der Krankheit ihres Vaters. Sohn David befindet sich auf Hochzeitsreise in Indien.

Wie Prominente mit ihrer Krebsdiagnose umgehen

Alle Inhalte anzeigen